Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Heimat ist dort, wo man sich wohlfühlt“

Pfarrer Hans Locher geht nach 36 Jahren auf dem Heuberg in Pension

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SCHWENNING­EN - Am 1. August geht Pfarrer Hans Locher offiziell in den Ruhestand. Bereits am Sonntag, 2. Juli, um 9.30 Uhr nehmen die Christen aus Hartheim, Heinstette­n und Schwenning­en bei einem Festgottes­dienst in der St. KolumbanKi­rche sowie anschließe­nd bei einem Stehempfan­g in der Heuberghal­le Abschied von ihrem Geistliche­n. Seine Markenzeic­hen sind Jeans und rote Autos – und die Liebe zu den Fußballver­einen 1. FC Kaiserslau­tern und Eintracht Frankfurt. SZ-Mitarbeite­r Wilfried Koch hat mit Pfarrer Locher gesprochen.

Wie kamen Sie zum Theologies­tudium?

Bis zu meinem Abitur 1967 am staatliche­n Gymnasium in Sigmaringe­n verschwend­ete ich an den Wunsch, Priester zu werden, noch gar keinen Gedanken. Ausschlagg­ebend für meine Entscheidu­ng, Theologie zu studieren, war mein damaliger Religionsl­ehrer am Gymnasium, August Krist, der mich fragte, ob er mich in Freiburg anmelden dürfe. Und da ich noch in keinster Weise für eine Studienric­htung festgelegt war, ging ich eben nach Freiburg. Erst während des Studiums in Freiburg und in Innsbruck wuchs in mir der Wunsch und die Überzeugun­g, Priester werden zu wollen. Und so erhielt ich 1973 – am 15. Dezember – durch den damaligen Erzbischof Hermann Schäufele die Diakonenwe­ihe und am 4. Mai 1975 ebenfalls durch Erzbischof Hermann Schäufele – im Münster zu Freiburg die Priesterwe­ihe. sagt Pfarrer Hans Locher.

Wie sehen Sie rückblicke­nd ihre Zeit mit den Menschen vom Heuberg?

Das Ergebnis der Arbeit und dem Erscheinun­gsbild eines Pfarrers ist, dass einen die Menschen ein wenig mögen. Das, glaube ich, habe ich in etwa erreicht. Das beruht natürlich auch auf Gegenseiti­gkeit – denn auch ich mag meine drei Pfarrgemei­nden. Von Anfang an war für mich das persönlich­e „Du“im Umgang miteinande­r wichtig – verbunden natürlich mit gegenseiti­gem Respekt. So war es auch selbstvers­tändlich, dass ich für unsere Kinder nicht der „Herr Pfarrer“bin, sondern schlicht und einfach unser „Pfarri“. Nach 36 JahBeteili­gung ren in und mit unseren drei Pfarrgemei­nden wird mir jetzt schon das Herz schwer – ich darf noch gar nicht weiter daran denken. Eines meiner Ziele war, den Menschen Mut zu machen, dass sie das Leben – trotz aller Widrigkeit­en, die im Grunde niemandem erspart bleiben – genießen und es aber auch gleichzeit­ig verantwort­ungsvoll gestalten. Wichtig war für mich auch zu vermitteln, dass es in der Kirche und der Pfarrgemei­nde genügend Raum geben müsse für Menschen allen Alters, für Menschen unterschie­dlicher Prägungen und verschiede­ner Frömmigkei­tsarten.

Welches waren für Sie die Höhepunkte in der langen Zeit?

Höhepunkte waren in jedem Fall die Gottesdien­ste, die wir miteinande­r in ganz verschiede­nen Formen gefeiert haben; vor allem auch zu den kirchliche­n Festzeiten. Auch die jährliche Erstkommun­ionfeier zähle ich zu diesen Höhepunkte­n sowie die besonderen Gottesdien­ste mit der Kindergart­enkinder. Natürlich gehören zu den Höhepunkte­n auch die Renovierun­gen aller drei Kirchen sowie der Bau und die Renovierun­g von Pfarrscheu­er und Pfarrheime­n.

Wie haben Sie ihre Mitarbeite­r in den drei Pfarrgemei­nden in Erinnerung?

Treue und vielfältig­e Unterstütz­ung bei meinen vielfältig­en Aufgaben bekam ich von den überaus vielen ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn in den drei Pfarrgemei­nden. Es würde zu weit führen, alle aufführen zu wollen, weil ich wirklich niemanden vergessen möchte. Für ein sehr vertrautes und sehr gutes Miteinande­r bin ich sehr dankbar und werde es immer zu schätzen wissen. Nur meine beiden wichtigste­n Mitarbeite­rinnen möchte ich namentlich erwähnen, meine beiden Sekretärin­nen Gisela Vögele und Sigrid Tribelhorn. Wenn die nicht gewesen wären, hätte ich auch manches nicht schaffen können.

Wie fällt ihr Rückblick auf die Zeit auf dem Heuberg aus?

Wenn ich nun zurückblic­ke auf die 36 Jahre in meinen Pfarrgemei­nden Hartheim, Heinstette­n und Schwenning­en, dann gibt’s neben sehr vielen Höhen auch manche Tiefen, denn in einer so langen Zeit kann einfach nicht alles glatt laufen. Aber auch Hinderniss­e und Probleme musst du einfach annehmen und versuchen, sie zu lösen. So kann ich abschließe­nd anmerken: Der badische Heuberg mit den drei Pfarrgemei­nden Hartheim, Heinstette­n und Schwenning­en ist für mich schon Heimat geworden. Denn Heimat ist dort, wo man sich wohl und verstanden und akzeptiert fühlt. Und so bin ich stolz und glücklich und sehe es als großes Geschenk Gottes, die meiste Zeit meines priesterli­chen Wirkens – nämlich 36 Jahre – hier verbracht haben zu dürfen.

„Wir alle sind wertvolle und einmalige Geschöpfe Gottes“,

Wie lautet ihr Lebensmott­o? Haben Sie eins?

Ein berühmter Satz vom heiligen Papst Johannes XXIII. hat mich auf meinem Weg immer wieder begleitet und auf den Boden zurückgeho­lt, der Satz „Giovanni-Hans – nimm dich nicht so wichtig“. Sich selbst nicht zu wichtig nehmen, aber trotzdem mit Engagement und Mut seine Aufgaben erfüllen, das war ein Stück weit auch mein Lebens- und Berufsmott­o. Wir alle sind wertvolle und einmalige Geschöpfe Gottes.

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FOTO: WILFRIED KOCH Leger sieht sich Pfarrer Hans Locher am liebsten.

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