Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schwierige G20-Gespräche

Merkel redet Klartext in Richtung Trump

- Von Rasmus Buchsteine­r und Tobias Schmidt

BERLIN - Wenige Tage vor dem G20Gipfel in Hamburg hat sich die Kanzlerin am Donnerstag mit ihren Partnern aus Europa über die Strategie beraten, unter anderem mit Frankreich­s Staatspräs­ident Macron, Italiens Premier Paolo Gentiloni, dem Niederländ­er Mark Rutte und EUKommissi­onschef Jean-Claude Juncker. Man rückt zusammen, was auch als Signal Richtung Washington verstanden werden soll.

Bei einer Regierungs­erklärung im Bundestag hatte Merkel Klartext gesprochen, ohne den US-Präsidente­n namentlich zu erwähnen. „Wir können und werden nicht darauf warten, bis auch der Letzte auf der Welt von den wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen des Klimawande­ls überzeugt werden konnte“, so die Kanzlerin. „In einem Wort: Das Pariser Abkommen ist unumkehrba­r, und es ist nicht verhandelb­ar.“

Keine Isolation

Gipfel-Gastgeberi­n Merkel gibt die Richtung vor, zeigt sich regelrecht angriffslu­stig. „Wer glaubt, die Probleme dieser Welt mit Isolationi­smus und Protektion­ismus lösen zu können, der unterliegt einem gewaltigen Irrtum“, sagte die Kanzlerin. Worte, die natürlich auf Donald Trump gemünzt sind. Kampf gegen den Terror, Klimaschut­z, Flüchtling­spolitik – Merkel umreißt ihre Gipfel-Agenda. Der SPD-Forderung, Trump in Hamburg weitestgeh­end zu isolieren, will sie nicht nachkommen. „Wir stehen zu Paris, arbeiten aber auch weiter daraufhin, dass wir gemeinsame Lösungen finden.“„Es führt zu nichts, wenn wir einen Staat isolieren“, sekundiert­e Frankreich­s Präsident Macron kurz darauf bei einer Pressekonf­erenz. Eine gemeinsame Erklärung sei wichtig, aber man müsse den USA auch die Möglichkei­t lassen, „mittelfris­tig zu reagieren“. Die Europäer dürften die Hoffnung nicht aufgeben, „die anderen zur Vernunft zu bringen“.

Für Merkel werden die Tage bis zum Gipfel in gut einer Woche kritisch. Gelingt es ihr, mit Rückendeck­ung der europäisch­en Partner und Verhandlun­gsgeschick mehr als eine schwammige Gipfelerkl­ärung vorzuberei­ten? Sollte am Ende nur ein Fonds für Frauen in Entwicklun­gsländern herauskomm­en, wäre das für die Kanzlerin eine herbe Niederlage, dann könnte sie sich kaum noch als erfolgreic­he internatio­nale Krisenmana­gerin in unruhigen Zeiten in Szene setzen.

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