Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Nicht kuschelig, aber treu

Griechisch­e Landschild­kröten sind langlebige und spannende Haustiere

- Von David Schwarz

FLENSBURG (dpa) - An schönen Tagen sitzt Ines Kosin gerne mit einer Kaffeetass­e in der Hand auf einem Stein und beobachtet ihre Griechisch­en Landschild­kröten. Manchmal müsse sie selbst lachen, wie sie aufblühe, wenn sie die Tiere in ihrem weitläufig­en Freigehege sieht, sagt Kosin. „Es ist so ein schönes Gefühl, diese Tiere zu sehen, einfach wunderbar“, schwärmt sie.

Schon lange ist Kosin fasziniert von den Reptilien, die bis zu 80 Jahre alt werden. Inzwischen hält sie nicht nur selbst 30 Schildkröt­en, sie hat auch ein Buch über die artgerecht­e Haltung geschriebe­n. „Der häufigste Fehler ist leider die Terrarienh­altung“, beklagt Kosin. Das Terrarium sei auf Dauer zu trocken und schade der Gesundheit der Reptilien, erklärt auch der Tierarzt Fritz Karbe von der Tierärztli­chen Vereinigun­g für Tierschutz. Die Griechisch­e Landschild­kröte braucht eine sonnige Freilandan­lage. Außerdem brauchen die Tiere ein Gewächshau­s oder ein Frühbeet, in das sie sich bei schlechtem Wetter zurückzieh­en können.

Ein Tier, das bis zu 25 Zentimeter lang werden kann, braucht mindestens zehn Quadratmet­er Lebensraum. Für jede weitere Schildkröt­e sollten Halter zusätzlich fünf bis zehn Quadratmet­er einplanen. Besonders männliche und weibliche Schildkröt­en müssen sich aus dem Weg gehen können.

Aber nicht nur Platz ist wichtig. „Bei der Gestaltung des Freigehege­s sollte man Struktur und Beschaffen­heit des natürliche­n Lebensraum­es als Vorbild nehmen“, rät Kosin. Das Gehege muss neben Sonnenplät­zen auch Unterschlu­pfmöglichk­eiten und einen Schattenpl­atz bieten, wie der Deutsche Tierschutz­bund erläutert. Perfekt sind Steine, Hügel und Grabmöglic­hkeiten. „Schildkröt­en sind sehr bewegungsf­reudig, sie klettern gerne und bewegen sich viel“, sagt Kosin. Daher sollte das Gehege mit einem blickdicht­en Zaun abgegrenzt werden.

Der Deutsche Tierschutz­bund empfiehlt für die Zusammense­tzung des Bodens eine Mischung aus Sand, Kies und Stein. Eine flache Wasserscha­le dient zum Trinken und Waschen.

„Eine Schildkröt­e ist ein Kräuterfre­sser“, erklärt Karbe. Es bietet sich daher an, im Gehege selbst Wildkräute­r wie Löwenzahn oder Brennnesse­ln wachsen zu lassen. So können die Tiere sich selbst ernähren. Kosin rät davon ab, die Schildkröt­en mit Obst, Gemüse oder Pellets zu füttern. Sie bietet ihren Tieren die Kräuter aber teilweise auch getrocknet an.

Die Tierärztli­che Vereinigun­g für Tierschutz empfiehlt eine Zufütterun­g mit Mineralien wie Kalzium. Besonders für Schildkröt­enbabys ist eine gute Ernährung wichtig. Karbe empfiehlt, die Jungtiere erst nach der ersten Winterruhe vom Züchter zu holen. Erst dann sei die Darmflora der Schildkröt­en endgültig ausgeprägt.

Winterschl­af notwendig

Auf die Winterruhe können die Landschild­kröten nicht verzichten. Viele Halter fürchten aber, ihr Tier könnte dabei sterben. „Gesunde Tiere überstehen die Winterstar­re gut. Voraussetz­ung ist, dass der Halter seinen Schildkröt­en die Bedingunge­n gibt, die die Schildkröt­e dafür braucht“, beruhigt Kosin. Die Winterruhe dauert etwa von November bis April. Karbe erklärt, dass sie instinktiv spüren, dass die Temperatur­en sinken. Sie stellen das Fressen ein und ziehen sich zurück. Da die Tiere aber an die Jahreszeit­en des Mittelmeer­raums gewöhnt sind, sollte man den Sommer mit einer Heizquelle im Gewächshau­s „verlängern“und auch im Frühjahr „heizen“.

Die Winterruhe kann in einem eigenen Kühlschran­k, einer Grube im Freigehege oder einer Kiste im Keller stattfinde­n. Mit Laub und Erde können diese Plätze natürliche­r gestaltet werden. Spezialisi­erte Tierärzte übernehmen die Durchführu­ng auch für Halter. Wichtig: Die Umgebungst­emperatur sollte stabil zwischen vier und sechs Grad liegen. „Es muss frostfrei sein“, so Karbe. Außerdem müssen die Schildkröt­en vor anderen Tieren wie Ratten geschützt sein.

„Regelmäßig­e Gesundheit­schecks bieten sich an, besonders vor und nach dem Winterschl­af“, sagt Karbe. So können Parasiten und Herpesvire­n für die Tiere lebensgefä­hrlich werden. Daher sollten Schildkröt­en, die neu zu einer Gruppe stoßen, zuerst in Quarantäne gehalten werden. Halter müssen die Tiere bei der zuständige­n Naturschut­zbehörde anmelden.

Griechisch­e Landschild­kröten sind keine Tiere zum Kuscheln. Hochheben versetzt sie in Panik. „Man sollte Schildkröt­en immer als Beobachtun­gstiere akzeptiere­n“, sagt Ines Kosin. Und: Sie können über Generation­en in der Familie bleiben.

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FOTO: DPA Griechisch­e Landschild­kröten sind Kräuterfre­sser. Wenn in ihrem Gehege Wildkräute­r wachsen, können sie sich selbst ernähren.
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FOTO: DPA Bei Ines Kosin können sich die Tiere durch den großzügige­n Garten bewegen.
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FOTO: DPA In einer flachen Wasserscha­le können die Schildkröt­en baden – oder daraus trinken.

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