Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Steigende Kosten schmälern den Gewinn
Winterlinger Gemeinderäte sind unzufrieden mit dem Waldhaushaltsergebnis
WINTERLINGEN - Mit einem Gesamtergebnis von mehr als 152 400 Euro hat der Gesamtwaldhaushalt 2016 abgeschlossen – das sind rund 113 300 Euro mehr als ursprünglich angenommen. Eigentlich ein Ergebnis, das Anlass zur Zufriedenheit bieten könnte, aber im Gemeinderat wurde dennoch eher gemurrt als applaudiert. Grund dafür sind der Preisverfall am Hackschnitzelmarkt und die Personalkosten im öffentlichen Dienst. „Von den hohen Gewinnen aus dem Gemeindewald müssen Sie sich gedanklich verabschieden“, riet Bürgermeister Michael Maier den gewählten Bürgervertretern.
Eugen Seybold von der Holzverkaufsstelle in Albstadt legte in der Gemeinderatssitzung gemeinsam mit Forstamtsleiter Klaus Richert den Waldwirtschaftsbericht für das vergangene Jahr vor. „2016 verlief ohne außergewöhnliche Ereignisse. Es gab weder zusätzlich zur Planung anfallende Holzmengen aufgrund von Sturm oder Käferbefall noch größere Schwankungen am Holzmarkt, insgesamt also kaum zufällige Nutzung“, erklärte Seybold. Aufgrund der ordentlichen, sauberen Arbeit der Waldarbeiter seien auch kaum Schlagschäden zu beklagen gewesen.
Die Gemeinderäte hinterfragten kritisch, Seybold erklärte die Hintergründe und Zusammenhänge geduldig. „Wir haben mehr eingenommen als geplant, und die Ausgaben liegen ziemlich genau im Plan“, fasste er zusammen. Bedingt durch „den zweiten nicht vorhandenen Winter in Folge“sei es im Frühjahr 2016 jedoch zu einem Überangebot an Hackschnitzeln am Holzmarkt gekommen, was fallende Preise zur Folge hatte. „Trotz des riesigen Überangebots ist das Segment nach wie vor lukrativ und wir haben rund um Albstadt eine gute Abnehmerschaft im nahen Umkreis“, erläuterte Seybold. Er ergänzte: „Früher musste das Holz entsorgt werden, das nun für die Produktion der Hackschnitzel verwendet wird. Das hat nur Kosten verursacht. Aktuell ist es so, dass wir für jeden Euro, den wir in die Erzeugung investieren, zwei bekommen.“
Personalkosten im öffentlichen Dienst steigen
Für externes Personal wurden Kosten eingespart, weil eine Vielzahl von Aufgaben durch die eigenen Waldarbeiter gestemmt werden konnte: Von den insgesamt 16 750 Festmetern, die 2016 eingeschlagen wurden, zeichnen für 12 360 Festmeter die Waldarbeiter der Gemeinde verantwortlich. Aber, das machte Seybold auch deutlich, die Personalkosten im öffentlichen Dienst steigen. „Über Jahre hinweg waren sie konstant, nun wurde im vergangenen Jahr um drei Prozent nach oben angepasst. Wir haben jedoch auch eine Steigerung im Unternehmereinsatz. Alles, vom Sprit angefangen, kostet mehr. 2016 verzeichneten wir eine Zunahme von über zehn Prozent.“
„Warum haben andere Gemeinden höhere Gewinne aus ihrem Wald?“, fragte Anton Blau. „Die haben keine Sozialfunktion“, antwortete Bürgermeister Michael Maier knapp: „Die Waldwege werden im Bereich Winterlingen viel gepflegt; außerdem gibt es diverse Unterschiede in der Struktur und auch hinsichtlich den Standortgegebenheiten, sodass sich der Gemeindewald nicht direkt mit dem anderer Gemeinden vergleichen lässt.“
Über 244 700 Euro konnten im Bereich Holzwirtschaft erzielt werden. Für die Sozialfunktionen waren Aufwendungen von annähernd 68 000 Euro nötig, rund 24 300 Euro wurden außerdem an Investitionen getätigt. Übrig bleibt entsprechend ein Plus von gut 152 450 Euro. Bürgermeister Maier sagte, man wisse zwar noch nicht, wohin die Reise genau gehe, aber klar sei: „Es wird im Bereich Forstverwaltung wesentlich teurer, da momentan der Deckungsgrad nur bei 80 Prozent liegt. Das Land wurde per Gerichtsurteil dazu verdonnert, kostendeckend zu wirtschaften – dann muss es die Stadt Albstadt folglich auch. Von den hohen Gewinnen aus dem Gemeindewald müssen Sie sich also gedanklich verabschieden“.