Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Jesuit
Der Nachfolger von Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Präfekt der Glaubenskongregation, der spanische Kurienerzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer, ist so etwas wie die „rechte Hand“von Papst Franziskus. Der 73-jährige Rechtswissenschaftler, wie der Pontifex ein Jesuit, ist das erste Mitglied dieser Ordensgemeinschaft an der Spitze der Zentralbehörde der katholischen Kirche und mit dem Oberhaupt in den meisten Fragen auf einer Linie.
Papst Benedikt XVI. hatte Ladaria 2008 zum Erzbischof und zum Sekretär und damit zur Nummer zwei der Glaubenskongregation ernannt. Franziskus machte den gebürtigen Mallorquiner 2013 zu seinem Hauptberater in theologischen Fragen. Als solcher stand Ladaria unter anderem auch hinter den Ansprachen des Papstes.
Ladaria wird im Vatikan als „gemäßigter Konservativer“bezeichnet. Vor einigen Jahren wurde er mit den Worten zitiert: „Ich muss sagen, dass mir die Extremismen nicht gefallen, weder die progressiven noch die traditionalistischen. „Ich glaube, dass es da einen Mittelweg gibt, nämlich den, den der Großteil der Theologieprofessoren hier in Rom und die Kirche allgemein eingeschlagen haben.“
Wie Müller lehrte Ladaria als Professor das Fach Dogmatik, seit 1984 an der renommiertesten Päpstlichen Hochschule in Rom, der von Jesuiten geleiteten Universität Gregoriana. Ladarias theologischer Blickwinkel ist jedoch stärker von den Kirchenvätern und der frühen Kirche geprägt, mit der er sich intensiv beschäftigte. Seine Denkart ist daher von Hause aus historischer und mehr der akribischen Textauslegung verpflichtet.
Ladaria hat seine Philosophieund Theologiestudien nicht nur in Madrid, sondern auch in Frankfurt absolviert. Als seine Lehrmeister in Deutschland bezeichnete er vor einigen Jahren unter anderem die Jesuiten und einflussreichen Konzilstheologen Alois Grillmeier und Otto Semmelroth. Er liest nach eigenen Angaben sehr viel. Und als Liebhaber der klassischen Musik mag er vor allem Johann Sebastian Bach. (dpa)