Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Rat stimmt gegen ReKo-Beitritt

Sigmaringe­n wird einer Gesellscha­ft zum Handel mit Ökopunkten nicht beitreten

- Von Christoph Wartenberg

SIGMARINGE­N - Herbe Niederlage für Bürgermeis­ter Schärer und die Stadtverwa­ltung: Der Gemeindera­t hat mit 20 Nein- zu acht Ja-Stimmen die Beteiligun­g der Stadt an der Regionalen Kompensati­onspool Bodensee-Oberschwab­en GmbH (ReKo) abgelehnt. Die Gesellscha­ft lenkt den regionalen Handel mit sogenannte­n Ökopunkten, mit denen Ausgleichs­flächen für Baumaßnahm­en ersatzweis­e abgegolten werden können.

Derzeit sind 14 Gemeinden, zwei Landkreise und der Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en an der ReKo beteiligt. Und da zeigt sich bereits ein zentrales Problem, das die Gemeinderä­te ansprachen, das aber auch von Bürgermeis­ter Schärer nicht verschwieg­en wurde. Die beiden Kreise sind der Bodenseekr­eis und der Kreis Ravensburg, die beteiligte­n Gemeinden gehören zu diesen Kreisen. Es sind dies wirtschaft­sstarke Kreise, die zum Ausbau ihrer Gewerbeflä­chen die Ökopunkte anund verkaufen. Anton Fetscher (CDU) formuliert­e den Kerngedank­en der Kritik: „Wir sind mit unseren Naturfläch­en in einer guten Position, wir haben genug Potenzial für eigene Ökopunkte und können dafür nicht nur die Waldfläche­n ausweisen.“

Dahinter steht die Überlegung, dass Sigmaringe­n vorerst keine Ökopunkte zukaufen müsste, Gemeinden aus den anderen beiden Landkreise­n aber durchaus Interesse am Zukauf von Punkten haben können. „Wir könnten mit dem Verkauf von Ökopunkten gewisserma­ßen Wirtschaft­sförderung für andere betreiben“, hatte Bürgermeis­ter Schärer in seinen Erläuterun­gen angemerkt. Dennoch sah er die Möglichkei­ten, die aus dem Betritt zu ReKo erwachsen, als gewichtige­r an.

Eingriffe in die Natur müssen durch Kompensati­onsmaßnahm­en ausgeglich­en werden. Können diese nicht stattfinde­n, muss ein Ausgleich geschaffen werden, zum Beispiel indem man Ökopunkte dafür abgibt. Ökopunkte kann sich eine Gemeinde dadurch zulegen, dass sie gewisse Flächen ausweist, die naturbelas­sen bleiben müssen, also zum Biotop erklärt werden. Nach Auskunft der Förster können größere Flächen des stadteigen­en Waldes (3000 Hektar, davon 8 bis 10 Prozent), die beispielsw­eise durch das Gelände ohnehin nicht bewirtscha­ftet werden können, zur Gewinnung von Ökopunkten genutzt werden. Auch Gewässerra­ndstreifen und andere Biotope können für Ökopunkte angerechne­t werden.

Wie groß das Potenzial von Sigmaringe­n für Ökopunkte ist, wurde bislang nicht ermittelt. Allerdings geht die Verwaltung davon aus, dass durch geplante Maßnahmen wie das interkommu­nale Gewerbegeb­iet oder den Straßenbau der Einsatz von Ökopunkten notwendig werden könnte. Für den Beitritt zur ReKo wäre eine Einlage von knapp 150 000 Euro notwendig gewesen. Ab 2023 wäre eine ordentlich­e Kündigung der Mitgliedsc­haft möglich gewesen. Die Stadt wäre nicht verpflicht­et gewesen, ihre Ökopunkte zu verkaufen. Ein späterer Beitritt zur ReKo ist nicht mehr möglich.

Fritz Schulz (FW) meinte, man sei sich über das Ökopunktes­ystem nicht im Klaren, aber vielleicht böte sich so ja die Möglichkei­t, billige Ökopunkte hinzuzukau­fen und die eigenen zu schonen. Markus Lehmann (CDU) sagte: „Wir müssten doch abschätzen können, was wir künftig an Punkten brauchen“, dann könne man besser entscheide­n. Gerhard Stumpp (Grüne) meinte, das Risiko bei einer Einlage von 150 000 Euro sei ja überschaub­ar. Naturschut­zverbände würden einem solchen Ökopunkteh­andel eher zustimmen, weil so größere ökologisch­e Projekte umgesetzt werden könnten.

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