Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Heimatgeschichte hautnah
Kinder und Jugendliche bereiten sich auf die Heimattage vor – 1300 Mädchen und Jungen laufen beim Umzug mit
MENGEN - Alle Schulen und Kindergärten des Stadtgebiets befinden sich seit Wochen im HeimattageModus. Im Keller der Sonnenlugerschule hängen die Kostüme mit den Namen der Schüler bereit, die weißen Hemden der Täfelesbuben sind gebügelt und die weißen Kragen der Schweden fein säuberlich gestärkt. In der Ablachschule türmt sich in jedem Klassenzimmer ein Stapel mit Kostümen und Requisiten. Seit September sind Lehrer, Eltern und Schüler mit den Heimattagen beschäftigt.
Andrea Wetzel, Lehrerin an der Ablachschule, und Björn Breimaier, Lehrer an der Sonnenlugerschule, haben zum ersten Mal als Ansprechpartner für alle Schulen die Organisation des Schülerfestumzugs übernommen. Die Gruppen am Aufstellungsplatz zu koordinieren, bedeutet hohen Organisationsaufwand. Außerdem gilt es, streng das Sicherheitskonzept einzuhalten.
Wetzel und Breimaier stammen beide aus Mengen und sind bereits als Kinder bei den Umzügen mitgelaufen. Dass es im Hintergrund so viel zu organisieren gibt, hätten sie allerdings nicht gedacht. Trotzdem sind sie begeistert und freuen sich, dass es bald losgeht. Am Montag werden 1300 Mädchen und Jungen beim Umzug mitlaufen. 380 kommen aus der Ablachschule, von der Sonnenlugerschule nehmen alle Klassen teil. Gymnasium, Realschule und alle Kindergärten sind dabei. Aus Scheer kommt die Schlossgruppe dazu.
Ohne Eltern ginge es nicht
„Im Herbst wurde in der Ablachschule eine Konferenz einberufen, um zu vereinbaren, welche Klasse was macht. Dann wurden die Eltern hinzugezogen“, berichtet Andrea Wetzel. Eltern und Lehrer haben Kostüme genäht, Lehrer haben sich nach Handwagen umgeschaut. Es ist ein großes Zusammenspiel. „Ohne Eltern ginge es nicht“, sagt Wetzel.
Viele Väter und Mütter nehmen am Montag extra frei, um ihre Kinder beim Umzug zu bewundern. Die Kinder spüren, dass die Heimattage ihr Fest sind: Ursprünglich handelte es sich nämlich um ein reines Kinderfest. „Sie spüren die Wertschätzung, die ihnen an diesem Tag zuteil wird. Die Kostüme begeistern sie. Nach dem Umzug gibt es Bons für Getränke und Essen“, sagt Andrea Wetzel. Und alle freuen sich auf die große Spielstraße, die für sie auf dem Sportplatz vom Turnverein vorbereitet wird. Seit Wochen fiebern die Kinder den Heimattagen entgegen.
Aus der Sonnenlugerschule kommt die Schwedengruppe. 80 Kostüme sind es. In diesem Jahr musste neu genäht werden, weil die alten Kostüme arg verschlissen waren. Lehrerinnen und Eltern arbeiteten dafür zusammen. Als Geschichtslehrer hat Björn Breimaier im Unterricht den 30-jährigen Krieg, seine Hintergründe und Auswirkungen besprochen. Er hat seinen Schülern erklärt, was es für Städte, Dörfer und ihre Bewohner bedeutet hat, als die schwedischen Truppen kamen, um zu verwüsten und zu töten. Auch die Stadtgeschichte mit dem Maiwunder hat er ihnen erzählt.
Bei der Probe geht es ernst zu
„Themen wie Religionskriege und Gewalt sind ja hochaktuell. Das haben die Schüler verstanden“, sagt Björn Breimaier. Umso ernster sind die Schüler bei der Kostümprobe. Sie wissen, wen sie verkörpern. „Und wenn die Waffen herausgegeben werden, wird es ganz still“, sagt Breimaier. Die Vorbereitung der Heimattage bringt den Schülern also die Heimatgeschichte näher.
Die Heimattage lassen sich gut in den Unterricht einbinden. Im Technikunterricht der Sonnenlugerschule wurden etwa die Waffen restauriert. Eine Klasse hat den Roman über das Schicksal der Schwabenkinder gelesen und wird sie beim Umzug darstellen. In der Ablachschule haben die Kinder das Buch vom kleinen Wassermann gelesen und daraus Kostüme kreiert. Der Kindergarten Sankt Maria hat sein Jahresthema „Die Schöpfung“als Grundlage genommen, um die Gruppen zu kostümieren. Das Gymnasium stellt die Gruppe der Lateinschule.
„Der Montagsumzug wird ganz bunt. Es gibt historische Gruppen und Fantasiegruppen mit Märchenfiguren“, kündigt Andrea Wetzel an. Am Sonntag laufen die historischen Gruppen der Schulen mit den Erwachsenen mit. Am 7. Juli beginnen die Heimattage, die Vorfreude ist jetzt schon groß.