Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kein Hauruck-Präsident
Emmanuel Macron hat mit seinem Auftritt viel gewagt. Sechs Wochen nach der Wahl die beiden Kammern des Parlaments für eine Grundsatzrede einzuberufen, war mutig. Er hielt einen teils abgehobenen Vortrag. Die Mehrheit der Franzosen hat er so nicht erreicht. Die hatten sich von der Grundsatzrede konkrete Maßnahmen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit erhofft. Dafür hatten sie den 39-Jährigen gewählt. Doch die geplante Arbeitsrechtsreform erwähnte der Staatschef nur kurz. Details will er seinem Regierungschef überlassen, der am heutigen Dienstag seine Grundsatzrede hält. Klug ist diese Aufteilung nicht.
Denn nicht Philippe, sondern Macron wird am Kampf gegen die Arbeitslosigkeit gemessen werden. Genau an jenem Punkt also, wo seine Vorgänger versagten. Die Reform des Parlaments, die Einführung des Verhältniswahlrechts und die Abschaffung des Gerichtshofes sind Dinge, die in die richtige Richtung gehen. Doch am Alltag der Franzosen ändern sie nichts.