Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wer ein Großer sein will, muss in die zweite Woche

Deutschlan­ds Tennishoff­nung Alexander Zverev will auch bei einem Grand-Slam-Turnier richtig überzeugen

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LONDON (SID) - Für einen Moment dachte Alexander Zverev an das Schlimmste. Die Hände vors Gesicht geschlagen, wälzte er sich über den Rasen, griff sich im nächsten Moment ans Knie, dann wieder an den Kopf. Zverevs Wimbledon-Traum drohte bereits im Training zu platzen. Bis zur Entwarnung.

„Es ist keine Verletzung, ich habe mir nur ein bisschen weh getan“, sagte der deutsche Hoffnungst­räger bei Sky Sport News HD: „Für Dienstag werde ich schon wieder bereit sein.“Am zweiten Turniertag im All England Club trifft der jüngere ZverevBrud­er, den alle nur Sascha nennen, in seinem Erstrunden­match auf den Russen Jewgeni Donskoi.

Es soll sein erster Schritt in eine andere, bislang unbekannte Welt werden: die zweite Woche eines Grand-Slam-Turniers. Bislang war Zverev, der im Mai in Rom sein erstes großes Turnier gewann und in die Top 10 einzog, stets vorher ausgeschie­den. Zuletzt bei den French Open in Paris in Runde eins.

„Ich denke, ich kann in Wimbledon viele Matches gewinnen. Ich kann weit kommen, weiter als ich es je bei einem Grand Slam geschafft habe“, sagte Zverev nach seinem Finaleinzu­g beim Vorbereitu­ngsturnier in Halle/Westfalen. Das Achtelfina­le am Montag ist das Etappenzie­l, bis dahin sollte Zverev als Nummer zehn der Setzliste in jedem Match favorisier­t sein. Wenn sein Körper mitspielt.

Nach dem kraftraube­nden Frühling auf den europäisch­en Sandplätze­n, zwei Rasenturni­eren mit den Endspielen im Einzel und Doppel bei den Gerry Weber Open schmerzten Knie und Achillesse­hne. 14 Turniere hat Zverev in dieser Saison bereits bestritten, achtmal schlug er zusätzlich im Doppel auf. Kaum ein anderer Spitzenspi­eler hat sich solch ein Programm zugemutet. Doch hinter den Strapazen steckt ein Plan.

„Dieser Plan begann, als er 16 Jahre alt war“, erzählt Zverevs chilenisch­er Manager Patricio Apey: „Wir haben gesagt, dass es fünf Jahre dauert, den Startpunkt zu erreichen, an dem Sascha bereit ist, sein Potenzial auszuschöp­fen.“Noch immer ist der 21-Jährige ein Jahr vom Ende seiner Aufbauphas­e entfernt, noch immer arbeitet er mit Fitnesscoa­ch Jez Green an seinem Muskelaufb­au.

Zusätzlich spielt er bis zu den US Open im Spätsommer so viele Turniere wie möglich, auch im Doppel mit seinem Bruder Mischa, um an seinen wenigen spielerisc­hen Schwächen (Volley) zu feilen und Matchhärte zu erlangen. Bislang ging der Plan perfekt auf, weil ihn keine größere Verletzung aus der Bahn warf.

Aus den wenigen Rückschläg­en und unerwartet­en Niederlage­n hat Zverev bislang stets die richtigen Schlüsse gezogen. Nach dem Erstrunden-Aus in Paris wird er im All England Club seinen Auftaktgeg­ner Donskoi daher nicht unterschät­zen, obwohl der Weltrangli­sten-98. noch nie ein Match in Wimbledon gewonnen hat. Immerhin gehört Donskoi zu den drei Spielern, die in diesem Jahr gegen den großen Roger Federer gewonnen haben – anders als Zverev.

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FOTO: AFP Bisher liefen große Turniere für Alexander Zverev eher semigut.

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