Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Skater setzen sich an der Brücke selbst ein Denkmal
Die Nutzer erklären, warum sie ihre abgetragenen Schuhe nicht in den Müll werfen
SIGMARINGEN - Die Hängebrücke an der Donau auf dem ehemaligen Gartenschau-Gelände ist seit neuestem um eine ungewöhnliche Zierde reicher: Über die Querstrebe auf der Seite der Volleyball-Felder hängen seit einigen Wochen drei Paar Sportschuhe in luftiger Höhe, die an den Schnürsenkeln zusammengeknotet wurden. Auch in einem Baum neben dem Skate-Pool hängen unzählige Schuh-Paare.
Die akkurat platzierten Treter sind, wie Patrick Hofmann, Besitzer eines Sigmaringer Skate-Shops weiß, nichts anderes als Skate-Schuhe, die ihren Zweck erfüllt haben. „Das ist ein Trend, der, wie eigentlich auch der Skate-Sport selbst, aus den USA kommt. Wenn die Skater dort ein Paar Schuhe bis zur Unbrauchbarkeit abgenutzt haben, was beim Skaten ja schnell passiert, werden die Schuhe zusammengebunden und zum Beispiel über eine Stromleitung geworfen, sodass sie oben hängen bleiben.“In Deutschland gäbe es mehr Grün in den Skate-Parks als in den USA, und so habe sich der ‚Schuh-Baum‘ hier irgendwie so eingebürgert, und mittlerweile gebe es das so gut wie an jedem Skate-Park. „Das ist wie mit Tapeten im Wohnzimmer, damit macht man sich den Platz einfach heimischer“, sagt der Besitzer des Skate-Shops.
Auch Owen Trippel, selbst ein junger Skater, hat seine alten Schuhe an den Baum gehängt. „Das macht man halt so, die kaputten Schuhe kommen nicht in den Müll, sondern auf den Baum. Das ist sozusagen eine Tradition.“
Sein Freund, der Skater Pascal Herms, mutmaßt: „Vielleicht setzen sich damit ja auch die Skater, die besonders gut fahren können, eine Art Denkmal.“
Ökologisch sieht Hofmann da kein Problem: „So lange nicht jeder Baum in Sigmaringen vollgehängt wird, sondern es bei dem einen bleibt, schadet es ja niemandem. Was die Hängebrücke betrifft, wird man ja sehen, wie lange die Stadtverwaltung die Schuhe noch hängen lässt.“