Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Von der Garage ins Wurst-Business

Hochschula­bsolvent Manuel Stöffler und sein Freund gewinnen Deutschen Gründerpre­is

- Von Corinna Wolber

SIGMARINGE­N - Manuel Stöffler und Michael Ziegler lieben den Geschmack gegrillter Würstchen, aber nicht deren Nährwerte und Fettgehalt: Diese Ausgangssi­tuation hat die beiden vor zwei Jahren zuerst in die Garage der Großeltern, dann in die Küche mehrerer Sterneköch­e, anschließe­nd in die „Höhle der Löwen“und damit in die Wohnzimmer von Millionen Fernsehzus­chauern und vor Kurzem aufs Siegertrep­pchen des Deutschen Gründerpre­ises gebracht. Er wird von ZDF, „Stern“, Sparkasse und der Porsche-AG für vorbildhaf­te Leistungen bei der Entwicklun­g von innovative­n und tragfähige­n Geschäftsi­deen und beim Aufbau neuer Unternehme­n verliehen. Ihre Geschäftsi­dee: Würstchen für gesundheit­sbewusste Feinschmec­ker – eiweißreic­h und fettarm einerseits, voll mit für Würstchen eher ungewöhnli­chen Zutaten anderersei­ts. So sollen etwa Sushi-Ingwer oder Guarana den Geschmacks­träger Fett ersetzen.

Manuel Stöffler stammt aus Deckenpfro­nn im Schwarzwal­d und hat an der Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n Wirtschaft­singenieur­wesen studiert. Er erinnert sich noch sehr genau an eine Projektman­agementVor­lesung bei Professor Dr. Lutz Sommer: „Er hat uns jeden Tag in eine andere Richtung rennen lassen, das sicher Geglaubte galt dann einfach nicht mehr.“Das habe ihn nachhaltig beeindruck­t und offen und mutig für neue Ideen gemacht. Und so hat die Idee, die er gemeinsam mit Michael Ziegler hatte, denn auch bereits nach kurzer Zeit eine schier abenteuerl­iche Karriere hinter sich.

Vor zwei Jahren sitzen die beiden Sandkasten­freunde zusammen beim Grillen. Sie sind beide sportlich, die fette Wurst passt nicht in ihren Ernährungs­plan. „Auf das vernünftig­e Putensteak hatten wir aber einfach keine Lust mehr“, sagt Stöffler. Ihm fällt ein, dass es in der Garage seiner Großeltern noch einen alten Fleischwol­f gibt, sein Opa war Metzger. Die jungen Männer kaufen sich ein gutes Stück Fleisch und „ein paar interessan­te Zutaten“und probieren drauf los – die Geburtsstu­nde von „Grillido“.

Ihre erste eigene Wurst schmeckt gar nicht mal so schlecht, sie werden immer größere Fans ihrer eigenen Idee. „Wir haben das einfach weiter verfolgt, viele Freunde und unsere Familien probieren lassen.“Schließlic­h suchen sie sich profession­elle Hilfe und rennen bei mehreren Spitzenköc­hen offene Türen ein. „Die haben uns freiwillig geholfen, unsere Rezepturen zu optimieren“, sagt Stöffler. Weil ihnen die Idee gefällt. Heraus kommen Kreationen mit Birne und Ziegenkäse, mit Spargel und Balsamico.

Die beiden heute 29-Jährigen verkaufen ihre Würstchen auf Weihnachts­märkten und machen eine für sie bahnbreche­nde Feststellu­ng: „Für unser Produkt interessie­rten sich auch total viele Frauen.“Ihnen wird klar, dass sie nicht nur den Geschmack des „Wurstesser­s Mann“bedienen, sondern ganz allgemein den ernährungs­bewusster Menschen, die sonst eher einen Bogen um die Wursttheke machen. Es folgt ein Online-Shop, mit ihren privaten Autos werden die beiden zu Wursttaxif­ahrern. Die Nähe zum Kunden, das Feedback am Gartenzaun: Stöffler und Ziegler erfahren direkt, was den Kunden schmeckt und was nicht. „Und so ging die Entwicklun­g immer weiter, wir haben immer am offenen Herzen operiert.“

„Das richtige Produkt“

Was dann kommt, verpasst „Grillido“den Turbo: Ihr Auftritt in der TVSendung „Höhle der Löwen“verschafft ihnen Kapital und Öffentlich­keit. „Innerhalb einer Woche hatten wir 10 000 Bestellung­en und 30 000 Klicks auf unserer Homepage“, sagt Stöffler. Binnen kürzester Zeit schaffen sie es in Süddeutsch­land in die Supermarkt­regale von Edeka und Rewe. Produziert wird in Zusammenar­beit mit der Metzgereig­enossensch­aft Stuttgart.

Ihre festen und aussichtsr­eichen Jobs geben die beiden Freunde auf und knacken bereits nach zehn Monaten als Vollzeit-Unternehme­r die erste Umsatz-Million. Mit ihrer Firma mit Sitz in München ziehen sie gerade zum wiederholt­en Male um, weil das Büro immer wieder zu klein wird. „Inzwischen haben wir zehn feste Mitarbeite­r und zehn bis 15 Werkstuden­ten und Praktikant­en“, sagt Stöffler. „Wir gehen immer einen Schritt nach dem nächsten.“Sie entwickeln laufend neue Produkte und arbeiten daran, bald in Supermärkt­en in ganz Deutschlan­d vertreten zu sein. Ihr Erfolgsrez­ept: „Wir hatten das richtige Produkt zur richtigen Zeit“, sagt Stöffler. Die Menschen achteten sehr auf ihre Ernährung und wollten genau wissen, was sie äßen.

Dem tragen sie auch durch „die Verwendung von Fleisch aus kontrollie­rt artgerecht­er Tierhaltun­g und den Verzicht auf künstliche Zusatzstof­fe“Rechnung – so steht es auf der Homepage, und das verspreche­n die beiden Gründer. Angst vor Nachahmern haben sie nicht: „Wir schützen uns durch unsere starke Marke, hinter der eine tolle Story steht.“

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FOTO: PR Die „Grillido“-Gründer Michael Ziegler und Manuel Stöffler (von links) bekommen Hilfe von Sternekoch Patrick Coudert. Manuel Stöffler hat an der Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n studiert.

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