Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Hin und wieder ist ein „Schrottbock“dabei
Verkehrspolizeidirektion kontrolliert Lastzüge auf dem Meßkircher Stadthallenvorplatz
MESSKIRCH - Die Verkehrspolizeidirektion Sigmaringen hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gewerbeverkehr auf dem Stadthallenvorplatz in Meßkirch Lastzüge kontrolliert. Das ist für die Polizei ein alltägliches Geschäft, aber in dieser Größenordnung veranstaltet die Polizei solche Kontrollen nur drei- bis viermal im Quartal. Bis zur Mittagszeit wurden bereits rund 20 Fahrzeuge kontrolliert und zahlreiche Beanstandungen registriert.
„We go technical inspection“ruft der Einsatzleiter Andreas Bleile einem bulgarischen Lastzugfahrer zu, und der nickt, signalisiert sein Einverständnis. Das Gespann muss nach Sigmaringen zum Tüv, wo es von den Fachleuten untersucht wird. Aber die Polizisten haben schon einen geschärften Blick für einschlägige Kandidaten. „Der Fahrer weiß, dass der Wagen Schrott ist“, sagt Bleile, „aber die Fahrer sind arme Hunde“. Die Spediteure schicken sie mit nicht verkehrssicheren Fahrzeugen los und daher sind die Fahrer manchmal ganz froh, dass das Fahrzeug aus dem Verkehr gezogen wird und vor der Weiterfahrt repariert werden muss. Bei diesem Laster sind zum Beispiel die Druckluftkessel total verrostet. Das bedeutet, dass die Bremsen ausfallen könnten und Bleile ist sich sicher, dass es noch andere Problemstellen gibt.
Polizisten auf Motorrädern suchen auf der Bundesstraße die zu kontrollierenden Fahrzeuge aus und fordern die Fahrer dann durch Lichtsignal auf, ihnen zu folgen. Auf dem Stadthallenvorplatz in Meßkirch steht genügend Platz zur Verfügung, um mehrere große Lastzüge für die Kontrolle abzustellen. Gerade kommt ein nagelneuer, hochglanzpolierter Tankzug auf den Platz gefahren. „An dem ist vermutlich nichts dran, aber es könnte sein, dass der Fahrer die Geschwindigkeit überschritten hat oder vielleicht die Fahrzeiten nicht eingehalten hat“, erklärt Bleile. Kontrolliert wird auch, ob die Ladung ordentlich gesichert ist. Ohne Beanstandungen dauert die Kontrolle etwa eine halbe Stunde, wenn der Wagen zum Tüv muss dauert es einen halben Tag. „Mir geht es dabei nicht um die Statistik. Wenn ein Tag ohne große Probleme abgelaufen ist, dann war er erfolgreich, unabhängig davon, wie viel wir gefunden haben“, sagt Bleile.
„Unsere Kollegen erkennen natürlich, was ein sogenannter ,Schrottbock’ ist, aber auch gutaussehende Fahrzeuge werden kontrolliert“, sagt Bleile. Oft sind aber Lastzüge aus Osteuropa nicht mehr verkehrssicher. Ost-Speditionen hätten oftmals einen zweigeteilten Fuhrpark, weiß Bleile. Die guten Fahrzeuge gehen in den Westen, die schlechten bleiben im Osten. Und doch bieten Osteuropäische Lastzüge die meisten Anlässe zu Beanstandungen. „Die rumänischen Fahrer verdienen oftmals nicht einmal 500 Euro“, sagt Bleile, die müssten daher die Arbeit annehmen, die man ihnen anbietet.
Fahrer hat kein Bargeld für das Bußgeld
Ein spanischer Fahrer gestikuliert und gibt auf Spanisch zu verstehen, dass seine Geldkarte nicht funktioniert und er kein Geld aus dem Automaten lassen kann, um das Bußgeld zu bezahlen. Der Beamte zuckt die Achseln, auch als er versteht, um was es geht. „Die haben meistens irgendwelche Tankkarten oder dergleichen, durch jemand das Geld vorstrecken kann“, sagt Jörg Reizner, der dann gleich zur Kontrolle des nächsten Wagens, einem Gefahrguttransporter, muss. Und tatsächlich kommt kurz danach ein Beamter und teilt mit, der Fuhrunternehmer habe Kontakt zu einer Firma aus Sauldorf, da komme jemand und zahle das Bußgeld. Ein anderer Fahrer sitzt zu viel am Steuer. Hier wird vermutlich eine 24-stündige Zwangspause verordnet.
Zahlen muss in der Regel der Fahrer, wenn er Verkehrsverstöße begeht. Wenn es Mängel am Fahrzeug gibt, wird auch der Fuhrunternehmer zur Kasse gebeten, wiewohl auch der Fahrer die Pflicht hat, das Fahrzeug auf seine Verkehrstauglichkeit zu überprüfen. Deutsche Spediteure würden sehr viel Geld ausgeben, um ihre Fahrzeuge in Schuss zu halten und auch ihre Fahrer ordentlich zahlen. Dadurch gerieten sie in Konkurrenzdruck durch ausländische Unternehmen, die es nicht so genau nehmen, sagt Andreas Bleile. Die größte Strafe für die Unternehmer sei die Beschlagnahme des Frachtlohns. Deshalb würden sich auch ausländische Unternehmen recht kooperativ zeigen, wenn es um die Reparatur der beanstandeten Fahrzeuge gehe. Auch wenn bei nicht rechtzeitig ausgelieferter Terminfracht Konventionalstrafen drohen, seien die Unternehmer dann ganz schnell.
Und dann klingelt das Telefon. Die Zentrale will wissen, wie es so läuft und Bleile kann berichten: „Bei uns läufts wie geschmiert.“