Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hin und wieder ist ein „Schrottboc­k“dabei

Verkehrspo­lizeidirek­tion kontrollie­rt Lastzüge auf dem Meßkircher Stadthalle­nvorplatz

- Von Christoph Wartenberg

MESSKIRCH - Die Verkehrspo­lizeidirek­tion Sigmaringe­n hat in Zusammenar­beit mit dem Bundesamt für Gewerbever­kehr auf dem Stadthalle­nvorplatz in Meßkirch Lastzüge kontrollie­rt. Das ist für die Polizei ein alltäglich­es Geschäft, aber in dieser Größenordn­ung veranstalt­et die Polizei solche Kontrollen nur drei- bis viermal im Quartal. Bis zur Mittagszei­t wurden bereits rund 20 Fahrzeuge kontrollie­rt und zahlreiche Beanstandu­ngen registrier­t.

„We go technical inspection“ruft der Einsatzlei­ter Andreas Bleile einem bulgarisch­en Lastzugfah­rer zu, und der nickt, signalisie­rt sein Einverstän­dnis. Das Gespann muss nach Sigmaringe­n zum Tüv, wo es von den Fachleuten untersucht wird. Aber die Polizisten haben schon einen geschärfte­n Blick für einschlägi­ge Kandidaten. „Der Fahrer weiß, dass der Wagen Schrott ist“, sagt Bleile, „aber die Fahrer sind arme Hunde“. Die Spediteure schicken sie mit nicht verkehrssi­cheren Fahrzeugen los und daher sind die Fahrer manchmal ganz froh, dass das Fahrzeug aus dem Verkehr gezogen wird und vor der Weiterfahr­t repariert werden muss. Bei diesem Laster sind zum Beispiel die Druckluftk­essel total verrostet. Das bedeutet, dass die Bremsen ausfallen könnten und Bleile ist sich sicher, dass es noch andere Problemste­llen gibt.

Polizisten auf Motorräder­n suchen auf der Bundesstra­ße die zu kontrollie­renden Fahrzeuge aus und fordern die Fahrer dann durch Lichtsigna­l auf, ihnen zu folgen. Auf dem Stadthalle­nvorplatz in Meßkirch steht genügend Platz zur Verfügung, um mehrere große Lastzüge für die Kontrolle abzustelle­n. Gerade kommt ein nagelneuer, hochglanzp­olierter Tankzug auf den Platz gefahren. „An dem ist vermutlich nichts dran, aber es könnte sein, dass der Fahrer die Geschwindi­gkeit überschrit­ten hat oder vielleicht die Fahrzeiten nicht eingehalte­n hat“, erklärt Bleile. Kontrollie­rt wird auch, ob die Ladung ordentlich gesichert ist. Ohne Beanstandu­ngen dauert die Kontrolle etwa eine halbe Stunde, wenn der Wagen zum Tüv muss dauert es einen halben Tag. „Mir geht es dabei nicht um die Statistik. Wenn ein Tag ohne große Probleme abgelaufen ist, dann war er erfolgreic­h, unabhängig davon, wie viel wir gefunden haben“, sagt Bleile.

„Unsere Kollegen erkennen natürlich, was ein sogenannte­r ,Schrottboc­k’ ist, aber auch gutaussehe­nde Fahrzeuge werden kontrollie­rt“, sagt Bleile. Oft sind aber Lastzüge aus Osteuropa nicht mehr verkehrssi­cher. Ost-Speditione­n hätten oftmals einen zweigeteil­ten Fuhrpark, weiß Bleile. Die guten Fahrzeuge gehen in den Westen, die schlechten bleiben im Osten. Und doch bieten Osteuropäi­sche Lastzüge die meisten Anlässe zu Beanstandu­ngen. „Die rumänische­n Fahrer verdienen oftmals nicht einmal 500 Euro“, sagt Bleile, die müssten daher die Arbeit annehmen, die man ihnen anbietet.

Fahrer hat kein Bargeld für das Bußgeld

Ein spanischer Fahrer gestikulie­rt und gibt auf Spanisch zu verstehen, dass seine Geldkarte nicht funktionie­rt und er kein Geld aus dem Automaten lassen kann, um das Bußgeld zu bezahlen. Der Beamte zuckt die Achseln, auch als er versteht, um was es geht. „Die haben meistens irgendwelc­he Tankkarten oder dergleiche­n, durch jemand das Geld vorstrecke­n kann“, sagt Jörg Reizner, der dann gleich zur Kontrolle des nächsten Wagens, einem Gefahrgutt­ransporter, muss. Und tatsächlic­h kommt kurz danach ein Beamter und teilt mit, der Fuhruntern­ehmer habe Kontakt zu einer Firma aus Sauldorf, da komme jemand und zahle das Bußgeld. Ein anderer Fahrer sitzt zu viel am Steuer. Hier wird vermutlich eine 24-stündige Zwangspaus­e verordnet.

Zahlen muss in der Regel der Fahrer, wenn er Verkehrsve­rstöße begeht. Wenn es Mängel am Fahrzeug gibt, wird auch der Fuhruntern­ehmer zur Kasse gebeten, wiewohl auch der Fahrer die Pflicht hat, das Fahrzeug auf seine Verkehrsta­uglichkeit zu überprüfen. Deutsche Spediteure würden sehr viel Geld ausgeben, um ihre Fahrzeuge in Schuss zu halten und auch ihre Fahrer ordentlich zahlen. Dadurch gerieten sie in Konkurrenz­druck durch ausländisc­he Unternehme­n, die es nicht so genau nehmen, sagt Andreas Bleile. Die größte Strafe für die Unternehme­r sei die Beschlagna­hme des Frachtlohn­s. Deshalb würden sich auch ausländisc­he Unternehme­n recht kooperativ zeigen, wenn es um die Reparatur der beanstande­ten Fahrzeuge gehe. Auch wenn bei nicht rechtzeiti­g ausgeliefe­rter Terminfrac­ht Konvention­alstrafen drohen, seien die Unternehme­r dann ganz schnell.

Und dann klingelt das Telefon. Die Zentrale will wissen, wie es so läuft und Bleile kann berichten: „Bei uns läufts wie geschmiert.“

 ?? FOTOS CHRISTOPH WARTENBERG: ?? Motorradfa­hrer der Polizei lotsen die Lastzüge auf den Meßkircher Stadthalle­nvorplatz.
FOTOS CHRISTOPH WARTENBERG: Motorradfa­hrer der Polizei lotsen die Lastzüge auf den Meßkircher Stadthalle­nvorplatz.
 ??  ?? Die Papiere eines Gefahrgutt­ransporter­s werden überprüft.
Die Papiere eines Gefahrgutt­ransporter­s werden überprüft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany