Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Der Funke zwischen Pianist und Zuhörer springt über
Valerij Petasch spielt im Meßkircher Haus der Musik Schubert, Chopin und eigene Kompositionen
MESSKIRCH - Das Bildungswerk hat zu einem Klavierrezital mit einem außergewöhnlichen Pianisten, Komponisten und Maler ins Haus der Musik eingeladen. Valerij Petasch aus Moskau, Sohn eines deutschstämmigen Pianisten und Musikwissenschaftlers, studierte am Tschaikowski-Konservatorium in Moskau, das er mit höchsten Auszeichnungen verließ. Seit 2000 ist er Dozent für die Meisterklasse Klavier an der Universität Ulm. Er ist ein Künstler, der sofort Kontakt mit den Menschen sucht und findet. Noch ein Beispiel: Da verschiedene Anfangszeiten für das Konzert angegeben waren, kam ein Person erst am Abend an. Ohne Künstlerallüren setzte sich Valerij Petasch an den Flügel und wiederholte den ersten Teil des Programms.
Er eröffnete das Programm mit zwei seiner Lieblingsstücke, wie man der Inhaltsangabe seiner CD-Einspielungen (die er mit eigenenZeichnungen versieht) entnehmen kann. Schuberts Impromptu in Ges aus op. 90 spielte er als romantisches „Lied ohne Worte“mit Herausheben der Melodiestimme und einer dezenten Begleitung, mit Verzögerungen, Spannungspausen und dramatischen Beschleunigungen, das in Es als ungarisch angehauchtes Scherzo.
Für seine Chopin-Interpretationen wurde er zum Ehrenmitglied der Chopin-Society „Polonia“ernannt. Und so war es nur natürlich, dass drei gewichtige Werke dieses Komponisten im Programm erklangen: die Nocturne in Fis (op. 15, 2), das Fantaisie-Impromptu in cis (op. 66) und das Scherzo in b (op. 31).
Alles, was immer wieder in den Kritiken bei diesem Ausnahmepianisten gerühmt wird, konnten die Zuhörer erleben: wie der Funke überspringt, wie sparsam die Bewegungen auch bei höchsten Schwierigkeiten sind, wie die Technik im Hintergrund bleibt und nur dazu dient, die „innere Musik“und die Absichten der Komponisten hörbar zu machen. Es folgten eigene Kompositionen mit Unterstützung durch den erst 15-jährigen Andreas Haag (Violine und Klavier): drei Klavierwerke, „Atlantis“und „Ewige Bewegung“, eine Art Perpetuum mobile, „Wenn die Kraniche ziehen“(Andreas Haag, Klavier), ein vierhändiges Andante (Primo: Andreas Haag), eine Ariette und ein Largo für Violine (Andreas Haag) und Klavier mit barock anmutenden Anfängen, die sich zunehmend in ein klangliches Farbenspiel auflösen.
Petaschs romantisch-impressionistischer Musik „könnte man stundenlang zuhören“, wie jemand aus dem Publikum bemerkte. Als Zugabe gab es noch aus den „Musikalischen Momenten“von Rachmaninow das Stück in e-moll.