Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Walder Abiturientinnen überzeugen mit hervorragenden Leistungen
Notendurchschnitt an der Heimschule Kloster Wald liegt bei 2,2 – Junge Frauen nehmen ihre Zeugnisse in Empfang
WALD - 63 junge Frauen haben am Wochenende an der Heimschule Kloster Wald das Zeugnis ihrer Hochschulreife aus den Händen von Rektorin Anita Haas entgegengenommen. Unter dem Jubel der zahlreichen Verwandten und Freunde verkündete die Schulleiterin den mit 2,2 hervorragenden Notendurchschnitt der Abiturientinnen.
In festlichen Roben, zum großen Teil selbst genäht von den Schulabgängerinnen, die das einmalige Angebot angenommen hatten, neben dem Abitur eine Schneiderlehre zu absolvieren, nahmen die Mädchen ihr Reifezeugnis entgegen. 27 Schülerinnen, und damit mehr als ein Drittel der Absolventinnen, nahm einen oder mehrere Preise entgegen, denn ihr Notendurchschnitt wies vor dem Komma eine Eins auf.
Mit diesen Leistungen handele es sich um einen ganz besonderen Jahrgang, betonte Anita Haas. Dass das Leben kein Wunschkonzert sei, hätten
die Mädels bereits gelernt, sagte sie mit liebevollem Unterton. Doch noch manch harte Nuss warte darauf, geknackt zu werden. „Habt aber Mut und Vertrauen in euch selbst, folgt
eurem Gewissen und geht euren Weg mit Zuversicht“, gab sie den Mädchen mit auf den Weg. Sie verlieh ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die christliche Erziehung, das der Schule zugrunde liegende Pestalozzi-Konzept „Mit Kopf, Herz und Hand“sowie die erbrachten Lernleistungen und der erlebte Gemeinschaftsgeist den jungen Frauen das Rüstzeug für deren zukünftiges Leben mitgegeben haben.
„Die Welt liegt vor euch“, sagte eine sichtlich stolze Anita Haas. „Denn euch, den Frauen gehört die Zukunft.“Immer mehr Frauen eroberten Führungspositionen in Forschung und Wirtschaft, weil erkannt
worden sei, dass weibliche Leitungsstrategien andere, umfassendere Qualitativen zeitigen.
Rückblick auf die Zeit in Wald
„Wir haben das Abitur gerockt“, sagten die nicht weniger stolzen Abiturientinnen Fanny Woelke und Lea Knoch, die im Namen ihrer Kameradinnen eine Ansprache hielten. In humorvoller Weise ließen sie ihre Zeit in der Walder Heimschule Revue passieren, widmeten den Lehrern, Erziehern, dem Klostergebäude, den Schwestern, den jüngeren Mitschülerinnen, aber auch dem hier kennengelernten schwäbischen Dialekt manch augenzwinkernden und manchmal sogar schon wehmütigen Seitenhieb.
Mit „How to survive in the Wilderness“beschrieben Fanny Woelke und Lea Knoch einen „wichtigen Teil unseres Lebens hier“. Dazu gehörten minimales WLAN oder altmodische Tafeln anstelle von Whiteboards. Uralt-Videos, flackernde Röhrenfernseher sowie Beamer und Tageslichtprojektoren, die frei nach Lust und Laune funktionierten, „lehrten uns das zukünftige Überleben“, befanden die beiden Mädchen unter dem Gelächter der Festgäste. „Das alles werden wir vermissen“, waren sie sich sicher. „Gerade die Gemeinschaft und das Verbundenheitsgefühl, das Wald uns geschenkt hat, werden wir als Wertvollstes bei uns tragen.“
Vor dem Hintergrund der Geschehnisse in der Welt und dem Privileg ihrer besonderen Erziehung versprachen die Mädchen der beeindruckten Zuhörerschaft: „Alles, was uns mitgegeben wurde, werden wir in die Welt hinaustragen. Wir werden und müssen Verantwortung übernehmen!“