Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Serve & Money
Dass Tennis ein Sport für Reiche ist, war eigentlich längst Schnee von gestern. Doch vereinzelt zeigt sich eben doch noch, dass es dabei vor allem ums Geld geht. Wie sonst wäre zu erklären, dass ein mittelprächtiger Profi wie der Russe Daniil Medwedew auf dem Court stets Bargeld in der Tasche hat? Der Bursche erdreistete sich, während seiner Zweitrunden-Pleite in Wimbledon einige Münzen – Rubel oder Pfund? – vor den Stuhl von Referee Mariana Alves zu werfen.
Da stellt sich die Frage nach den Hintergründen. Die Interpretation der Turnierleitung, der Russe sei mit den Entscheidungen der Portugiesin unzufrieden gewesen, ist natürlich viel zu einfach, um wahr zu sein.
Wenn dieser Tage ein Russe auf britischem Boden in der Auseinandersetzung mit einem EU-Bürger – Medwedews Gegner war ein Belgier namens Bemelmans – der Ordnungsmacht Bestechlichkeit vorwirft, lässt sich das nicht mit einer windigen Geldstrafe regeln. Außerdem: 14 500 Dollar – dafür gibt es in Wimbledon ein paar Erdbeeren mit Schlagsahne.
Das stinkt zum Himmel! Da steckt mehr dahinter! Geschieht dem Russen Unrecht? Wollte er nur eine Spendenaktion für Boris Becker in dessen Wohnzimmer starten? Anders gefragt: Wieso hat noch nie ein Russe Wimbledon gewonnen? Der letzte im Finale war 1973 ein gewisser Alexander Iraklijewitsch Metreweli. Andererseits: Ist der Tennis-Medwedew mit Russlands Ministerpräsident verwandt? Fragen über Fragen. Da darf kein Gras drüber wachsen! Das muss in Hamburg auf die Tagesordnung. Putin, May und Juncker: Bitte übernehmen! (jos)