Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wichtigste­r Gast in Hamburg kommt zu spät

Der Gipfel vor dem Gipfel: Angela Merkel fühlt bei Donald Trump vor

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HAMBURG (tos) - Donald Trump kommt fünf Minuten zu spät. Um 18.05 Uhr schütteln sich der US-Präsident und Kanzlerin Angela Merkel vor dem Nobelhotel „Atlantic“die Hand, der womöglich entscheide­nde Gipfel vor dem Gipfel am Vorabend des G20-Treffens hat begonnen: Shakehands und Lächeln, die Atmosphäre demonstrat­iv locker.

Gut eine Stunde lang ziehen sich die mächtigste­n Politiker der Welt in Hamburgs gute Stube zurück, sprechen über den Klimaschut­z und den Welthandel. Auch außenpolit­ische Brennpunkt­e kommen zur Sprache wie Nordkorea, die Lage im Mittleren Osten und der Konflikt in der Ostukraine, heißt es später. Auch Außenminis­ter Sigmar Gabriel und sein USKollege Rex Tillerson saßen mit am Tisch.

Ist es der Kanzlerin gelungen, im direkten Gespräch mit dem schwierige­n Partner Trump ihre G20-Agenda zu retten, aus dem Problem-Gipfel noch einen Erfolg zu machen, den US-Präsidente­n davon abzubringe­n, in Hamburg den Raufbold zu geben? Das bleibt zunächst offen.

Um 15.54 Uhr war Trump mit seiner „Air Force One“auf der Landebahn des Helmut-Schmidt-Flughafens gelandet – das war der Startschus­s für die heiße Phase der letzten Weichenste­llungen, bevor der eigentlich­e G20-Gipfel heute mit den Arbeitssit­zungen beginnt, das offizielle Programm abgespult wird.

Am Nachmittag hatte Merkel ihr Ziel vorgegeben: „Jetzt wollen wir mal gucken, was wir zusammen hinbekomme­n. Ich glaube, dass Globalisie­rung so gestaltet werden kann, dass es eine Win-win-Situation ist“, stellte sie sich gegen Trumps Protektion­ismus. „Es muss nicht immer da, wo es Gewinner gibt, Verlierer geben. Das ist das Motiv, was mich leitet.“

Der Kampf gegen den Terror, Welthandel und Migration stehen auf der Tagesordnu­ng, bis es am Nachmittag gemeinsam zur Elbphilhar­monie geht. Mit Spannung wird aber das erste Treffen Trumps mit Russlands Präsident Wladimir Putin erwartet. Wie steht es um die Chemie zwischen den beiden Staatsmänn­ern?

Die Hamburger Innenstadt hatte sich am Abend in einen Hochsicher­heitstrakt verwandelt. Hubschraub­er lärmten über dem Gipfelgelä­nde, gepanzerte Fahrzeuge rollten durch die Straßen. „Ich weiß, dass wir den Hamburgeri­nnen und Hamburgern einiges zumuten“, sagte Merkel.

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