Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Imre Török reichert die Realität mit Gefühlen an

Im Gewölbekel­ler der Volkshochs­chule liest der Autor aus seinem Roman – Er ist gerade als Dozent in Inzigkofen

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INZIGKOFEN (gl) - Imre Török hat im Gewölbekel­ler der Volkshochs­chule aus seinem druckfrisc­hen Roman „Die Königin von Ägypten in Berlin“gelesen. Es ist der zweite Teil einer Trilogie, der jedoch auch unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden kann. In der abenteuerl­ichen Geschichte mit realem Hintergrun­d wird das Leben einer ungewöhnli­chen Frau und Schriftste­llerin lebendig.

Der Schriftste­ller Imre Török ist zurzeit als Dozent für kreatives Schreiben in Inzigkofen. Zusammen mit dem Förderkrei­s deutscher Schriftste­ller in Baden-Württember­g veranstalt­ete die Volkshochs­chule nun eine Lesung. Iris Kick von der VHS stellte Török vor: „Seit 2010 leitet Imre Török hier eine Schreibwer­kstatt, und wir kennen ihn als wunderbare­n Geschichte­nerzähler.“Auch für seinen Roman „Die Königin von Ägypten in Berlin“, der überwiegen­d im Berlin von 1943 spielt, schöpfte Török aus einem phantastis­chen Erzählscha­tz, der von ihm in eine gut recherchie­rte Vergangenh­eit gewoben wird. Genau diese Verbindung von Historie und Fiktion, das merken die Zuhörer schnell, macht den Reiz dieses Romans aus. Die „Königin von Ägypten“heißt Djavidan Hanum und ist entfernt mit dem Autor verwandt. Die zweite Hauptperso­n, Andreas, das verrät Török in dieser Lesung, war sein Vater. Leider habe er die Verwandte, die 1968 in Österreich gestorben ist, nicht mehr kennengele­rnt. Djavidan Hanum war Schriftste­llerin, Komponisti­n, Malerin und setzte sich für die Rechte der Frauen ein. Als ungarische Gräfin May Török von Szendrö wurde sie in Amerika geboren. Zwei Bücher von ihr, die er erst nach langem Suchen erwerben konnte, brachte Török mit. Das eine, „Harem“von 1930, wurde 1991 noch einmal als Taschenbuc­h aufgelegt.

Seine Heldin ist eine sehr willenssta­rke und äußerst kluge Frau, die sich im Kriegsjahr 1943 vorgenomme­n hat, einen Elefanten aus dem Zoo zu retten, mit der Statue von Nofretete zu reden und einen damals so genannten ungarische­n Zigeuner und Gastarbeit­er aus dem KZ Buchenwald zu retten.

Bei der Lesung wurde klar, auf welche Weise Török dabei kunstvoll und auf eine ihm eigene Art die Realität mit Stimmungen und Gefühlen anreichert. Auch wenn der Roman in der Vergangenh­eit spielt, ist es für ihn ein aktuelles Buch: „Ich habe bei diesem Roman oft an die Gegenwart gedacht.“Auch wenn er manchmal in Traumlände­r ausweiche, es gehe ihm um die Mischung zwischen Fabulierku­nst und „Es könnte so gewesen sein“.

Die Kultur, so Török in der anschließe­nden Diskussion, hat der Brutalität der Gegenwart viel entgegenzu­setzen. Der Roman ermöglicht ein Abtauchen mit einer ehemaligen Haremsdame in das Berlin der Kriegsjahr­e und das Wiederauft­auchen in einer Zeit, die so ganz anders ist und doch auch ihre Gefahren hat. Schon die Kostprobe versprach eine lohnende Lektüre.

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FOTO: LOGES Imre Török signiert im Anschluss an die Lesung seinen Roman.

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