Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Einsturzge­fahr ist gebannt

Die evangelisc­he Kirche in Winterling­en kann wieder genutzt werden – Renovierun­g dauert an

- Von Tobias Göttling

WINTERLING­EN - Nachdem kurz nach Ostern am Turm der evangelisc­hen Kirche in Winterling­en schwere Wasserschä­den festgestel­lt worden waren, ist die akute Gefahr inzwischen gebannt. Seit dem Wochenende kann die bisher gesperrte Kirche wieder genutzt werden. Darüber freut sich vor allem der Christlich­e Verein Junger Menschen (CVJM), der am Sonntag zusammen mit dem Theaterens­emble „Die Boten“um 9.50 Uhr das Jubiläum seiner 25-jährigen Freizeitar­beit mit einem Gottesdien­st begehen möchte.

Pfarrer Ernst Nestele berichtet zum Stand der Kirchenren­ovierung: „Nachdem die Ziegel vollständi­g abgetragen wurden, warten wir jetzt erneut auf das Landesdenk­malamt, das grünes Licht geben muss, damit auch die Balken erneuert werden können.“Die oberste Spitze sei nun freigelegt und zum Schutz gegen Feuchtigke­it und Nässe mit Folie umwickelt. Die einzubauen­den Balken haben Überlänge und müssen daher von Zimmererme­ister Thomas Ristau (Albstadt-Onstmettin­gen) als Sonderanfe­rtigung in Auftrag gegeben werden. Der Neuaufbau der Balken könnte, wenn das Denkmalamt mitspielt, in wenigen Wochen geschehen. „Die Zimmerer zeigen sich hochmotivi­ert und engagiert“, so Pfarrer Nestele. Bei Hitzewette­r würden sie es ohnehin bevorzugen, weit oben auf dem Turm bei etwas kühlem Wind zu arbeiten.

Schmerzhaf­t für den Pfarrer ist, dass die Kirchturmg­locken weiterhin „schweigen“. Insgesamt fanden dutzende Gottesdien­ste notdürftig im evangelisc­hen Gemeindeha­us statt, das zeitweise nur über den Friedhof zu erreichen war. Die Besucherza­hlen seien trotz der Umstände und Umwege nicht eingebroch­en. „Die Zeit der Überbrücku­ng der Gottesdien­ste im Gemeindeha­us war aufwendig und für die älteren Leute wegen der sommerlich­en Hitze beschwerli­ch, aber auch eine gute Erfahrung“, so Nestele. Statt sich auf eine große Kirche mit Empore zu verteilen, hätten ältere und jüngere Gemeindemi­tglieder dichtgedrä­ngt beiein- andergeses­sen und sich ganz anders wahrgenomm­en. Die geplante Konfirmati­on fand in der katholisch­en Kirche in Harthausen statt.

Verfaulte Balken

Ein Statiker hatte unmittelba­r vor Ostern die Lage als gefährlich eingeschät­zt und eine Absperrung des Geländes angeordnet. Für die Kirchengem­einde bedeutete dies eine lange Zitterpart­ie. Zimmererme­ister Thomas Ristau erklärte damals der Presse gegenüber, dem Landesdenk­malamt müsse er den Zustand der Kirchtumss­pitze sowie den Rückbau exakt dokumentie­ren. Wie groß das Ausmaß des Wasserscha­dens ist beziehungs­weise war, konnte aber erst spät festgestel­lt werden, denn die entscheide­nden Balken waren verschalt. Erst als die Handwerker die Verschalun­g abgenommen hatten, kam der schockiere­nde Fund zum Vorschein: Etwa 17 von 22 Zentimeter­n der Balkenbrei­te waren völlig verfault, berichtete­n die Fachleute.

Ankündigun­g: Bereits heute um 20 Uhr lädt die christlich­e Theatergru­ppe „Die Boten“in das Evangelisc­he Gemeindeha­us in Winterling­en ein. Ziel der Gruppe ist es, das Evangelium auf künstleris­che Art weiterzuge­ben. Neben Nachdenkli­chem soll auch der Humor nicht zu kurz kommen. So heißt die aktuelle Reihe passend dazu: „Aber man muss das nicht so tragisch nehmen.“

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FOTO: TOBIAS GÖTTLING Pfarrer Ernst Nestele ist erleichter­t, dass seine Kirche für Gottesdien­ste wieder freigegebe­n wird.

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