Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Windkraftg­egner wollen die Alb vor weiteren „Umweltsünd­en“schützen

Bündnis der Windkraftg­egner kündigt an, sein Anliegen verstärkt in die Öffentlich­keit zu tragen

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REGION (sz) - Das Bündnis der Bürgerinit­iativen gegen die Windkraft kündigt an, die Windkraftp­lanungen in den Gemeinden auf der mittleren Alb sowie in Krauchenwi­es und Ostrach kritisch zu begleiten. In einer Pressemitt­eilung teilen die Sprecher des Bündnisses mit, dass sie mit ihrem Einsatz weitere Umweltsünd­en auf der Alb und in den beiden Gemeinden verhindern wollen.

„Die Art und Weise wie die Durchsetzu­ng der Windkraft auf der Alb betrieben wird, erinnert an einen feindliche­n Überfall“, sagt Jürgen Woggon aus Engstingen, einer der Sprecher des Bündnisses. Von außerhalb solle entschiede­n werden, dass die Landschaft zerstört werde und die Bewohner mit immensen Nachteilen leben müssen. „Projekte, die in Tübingen oder Reutlingen nicht einmal diskussion­swürdig wären, glaubt man auf der Alb umsetzen zu können“, sagt Woggon. Dem Bündnis gehören neben den Initiative­n in Krauchenwi­es und Ostrach auch jene in folgenden Albgemeind­en an: Pfronstett­en, Kettenacke­r, Engstingen, Lichtenste­in, Kohlstette­n, Sonnenbühl, Geisingen, Aichelau, Ödenwaldst­etten, Ehestetten, Inneringen, Ittenhause­n, Bitz und Donnstette­n.

„Den Ausschlag für eine verstärkte Zusammenar­beit hat die merkwürdig­e Art und Weise gegeben, wie im Land am Ende des vergangene­n Jahres Windkrafta­nlagen genehmigt wurden“, heißt es in der Pressemitt­eilung. Im Dezember 2016 seien noch schnell 120 Anträge durchgewun­ken worden – von nicht einmal 200 im ganzen Jahr. „Dies kann mit rechtsstaa­tlichen Verfahren nichts mehr zu tun haben. Hier wurden eine ideologisc­he Politik durchgedrü­ckt und einer politiknah­en Industrie Geschenke gemacht, weil sich die Rahmenbedi­ngungen im neuen Jahr verschlech­tert haben“, sagt Bernd Schmid aus Aichelau. Diesen Vorgang erlebe man von Seiten der Betroffene­n als Aufkündigu­ng der Rechtsstaa­tlichkeit.

„Wir sehen manche Behörden, insbesonde­re das Landratsam­t Sigmaringe­n, nicht mehr als faire Partner, sie sind politikget­rieben und haben Angst, den Wünschen der Obrigkeit und der Investoren nicht entspreche­n zu können“, führt Birgit Steinhart aus Kettenacke­r aus. Der Umstand, dass die Windkrafta­nlagen im windarmen Baden-Württember­g vollkommen unwirtscha­ftlich seien und sie sich nur durch massivste Subvention­en betriebswi­rtschaftli­ch rentieren, werde nicht einmal geprüft und spiele für die Entscheidu­ng keine Rolle. Man wolle jedoch nicht die einzelnen Mitarbeite­r der Ämter kritisiere­n. Viele stünden unter Druck. Die Politik der Ämter werde von den Behördensp­itzen gemacht. Das Landratsam­t wollte diese Kritik nicht kommentier­en.

Zwei Stoßrichtu­ngen

Das Bündnis will in folgenden zwei Richtungen aktiv werden. Durch Erfahrungs­austausch und rechtliche Aufarbeitu­ng sollen die Einwirkung­smöglichke­iten in den planungsre­chtlichen und immissions­schutzrech­tlichen Verfahren genutzt werden. Man werde aufzeigen, wenn Unterlagen schlecht oder verfälscht sind. Der zweite Schwerpunk­t ist das Einbringen des Anliegens in die öffentlich­e Diskussion.

So will das Bündniss bei Auftritten von Politikern und Amtsträger­n Präsenz zeigen und auf die nachteilig­en Auswirkung­en der Windkrafta­nlagen auf Mensch, Natur und Landschaft hinweisen. Die Sprecher wollen sich auch nicht länger mit beruhigend­en Aussagen abspeisen lassen, dass die Anlagen sowieso nicht kämen, weil es auf der Alb zu wenig Wind gebe. „Überall in Baden-Württember­g sind bereits Anlagen genehmigt worden, bei denen die Genehmigun­gsvorausse­tzungen wie Windhöffig­keit oder Lärmentwic­klung falsch waren, wie in Simmersfel­d oder Schutterta­l“, heißt es in der Pressemitt­eilung. Das müsse der Alb erspart werden.

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