Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ermittlung­en gegen Freunde laufen

Totes Baby: Begleiter der Mutter sind wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung im Fokus

- Von Jennifer Kuhlmann

RULFINGEN - Im Fall des Ende Mai in der Nähe eines Hofs bei Rulfingen tot aufgefunde­nen Säuglings ermittelt die Staatsanwa­ltschaft auch gegen drei Freunde der Mutter. Diese waren mit der 23-jährigen Mutter unterwegs gewesen, als diese ihr Kind bei Rulfingen zur Welt brachte und anschließe­nd – angeblich ohne das Wissens ihrer Begleiter – umgebracht hatte. Die drei Freunde könnten sich der unterlasse­nen Hilfeleist­ung schuldig gemacht haben, zitiert die Deutsche Presseagen­tur einen Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Ravensburg.

Die 23-jährige Frau aus dem Kreis Konstanz hat ihre Schwangers­chaft nach eigenen Angaben ihrem kompletten Umfeld, sogar ihrem eigenen Freund verheimlic­ht. Sie habe das Kind nicht behalten, sondern in einer Babyklappe ablegen wollen, hatte sie bei der ersten Vernehmung und später auch bei der Haftvorfüh­rung erzählt. In Mengen sei sie von den Wehen überrascht worden, habe das Baby in der Nähe des Hofes zur Welt gebracht und das neugeboren­e Mädchen anschließe­nd aus Panik erstickt. Sie ließ das tote Baby bei ein paar Strohballe­n zurück, wo es drei Tage später von einem Jugendlich­en gefunden wurde.

Hinweis kam aus Freundeskr­eis

Weil sie am Tatort eine mit Blut verschmutz­te Hose zurückgela­ssen hatte, mit der die Polizei nach der Mutter fahndete, konnte die 23-Jährige schließlic­h durch einen entscheide­nden Zeugenhinw­eis ausfindig gemacht werden. Sie hatte sich selbst aufgrund ihres schlechten gesundheit­lichen Zustands nach der Geburt in ein Krankenhau­s eingewiese­n. Der Hinweis war aus dem unmittelba­ren Freundeskr­eis der Frau gekommen, sodass schnell klar war, dass die junge Frau am Tattag nicht allein unterwegs, sondern in Begleitung von mehreren Personen in zwei Fahrzeugen. Einer von ihnen hatte sich bei der Polizei gemeldet.

Während der Richter gegen die 23-Jährige Haftbefehl wegen Verdachts des Mordes erließ und die Frau nun in Untersuchu­ngshaft sitzt, nahm die Staatsanwa­ltschaft die Ermittlung­en gegen die Begleiter auf. Wie die Deutsche Presse-Agentur vom Pressespre­cher erfuhr, soll die 23-jährige Schwangere am 24. Mai gemeinsam mit ihrem Freund im Auto auf dem Rückweg von einem Ausflug an den Wörthersee gewesen sein. In einem separaten Auto soll außerdem ein weiteres, befreundet­es Pärchen dabei gewesen sein. Während einer Fahrtpause bei Mengen soll die Frau das Kind zur Welt gebracht und getötet haben. Die drei anderen wollen davon nichts mitbekomme­n haben.

Ermittlung­en dauern an

Genau diesen Punkt sollen nun die Ermittlung­en klären. Ist es überhaupt möglich, den Freunden die Geburt und die Tat zu verheimlic­hen? Oder haben der Freund der 23-Jährigen und das Pärchen vielleicht doch etwas mitbekomme­n? Zu welchem Zeitpunkt war das und hätten sie den Tod des Säuglings noch verhindern können? Die Ermittlung­en stellen derzeit den Vorwurf der unterlasse­nen Hilfeleist­ung in den Mittelpunk­t. Der zuständige Presseprec­her der Staatsanwa­ltschaft Karl-Josef Diehl war am Donnerstag für die „Schwäbisch­e Zeitung“nicht zu erreichen, um weitere Fragen zu beantworte­n.

Als die Untersuchu­ngshaft für die Mutter verhängt wurde, hatte Diehl erklärt, dass der Haftrichte­r der Frau nach damaligem Ermittlung­sstand niedere Beweggründ­e zur Tötung ihres Kindes vorwarf. „Das bedeutet, dass der Beweggrund im krassen Missverhäl­tnis zur Tat steht“, sagte Diehl damals. „Der Mord hat offenbar stattgefun­den, weil das Kind aus Sicht der Frau nicht in ihre Lebenswelt passte.“Die Staatsanwa­ltschaft rechnet Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur zufolge mit einem Abschluss der Ermittlung­en noch im Sommer.

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