Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Im Südwesten Syriens sollen die Waffen schweigen

Außenminis­ter der USA und Russlands erläutern die Einigung – Tillerson: „Unser erster Erfolg“

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HAMBURG (dpa) - Die Einigung kam völlig überrasche­nd: Die USA und Russland haben sich auf einen Waffenstil­lstand für den Südwesten Syriens verständig­t. Die Waffenruhe, an der auch Jordanien beteiligt sei, solle am Sonntag beginnen, sagte US-Außenminis­ter Rex Tillerson am Freitag in Hamburg. Dort führten die Präsidente­n Donald Trump und Wladimir Putin am Rande des G20-Gipfels ein erstes persönlich­es Gespräch. Mit der Einigung sind die USA zum ersten Mal seit Langem wieder Teil eines offizielle­n Abkommens, um die Gewalt im kriegsgepl­agten Syrien zu verringern.

Auch der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow bestätigte die Waffenruhe, die in den Provinzen Daraa und Kunaitra gelten soll. „Die USA haben die Verpflicht­ung übernommen zu überwachen, dass alle Gruppierun­gen, die sich dort befinden, die Waffenruhe einhalten“, sagte er. Die Waffen sollen ab Sonntag von 12.00 Uhr Ortszeit an schweigen.

Vorbild für andere Regionen

„Es ist unser erster Erfolg“, sagte Tillerson. Er hoffe, dass dies fortgesetz­t werden könne in anderen Regionen Syriens. Hinsichtli­ch Syriens Präsident Baschar al-Assad habe sich die US-Haltung nicht geändert. „Wir sehen keinen Platz für die Familie Assad in der politische­n Zukunft Syriens“, sagte Tillerson.

Im Südwesten Syriens ist vor allem die Stadt Daraa umkämpft. Dort kommt es seit Monaten immer wieder zu Gefechten und Luftangrif­fen. In der Region sind auch Extremiste­n aktiv, zum Bespiel Kämpfer des syrischen Ablegers des Terrornetz­werks al-Kaida.

Bereits im Juni hatte die syrische Armee vorübergeh­end eine Waffenruhe in der Region erklärt. Die Feuerpause war das Ergebnis eines von Russland, den USA und Jordanien vermittelt­en Abkommens. Gewalt gibt es auch an der Grenze zum von Israel besetzten Teil der Golanhöhen.

Daraa gehörte auch zu den Deeskalati­onszonen, auf die sich Russland und Iran als Verbündete der Regierung und die Türkei als Unterstütz­er der Rebellen Anfang Mai geeinigt hatten. Allerdings sind in den vergangene­n Jahren viele Anläufe zu Waffenruhe­n gescheiter­t. In dem seit sechs Jahren währenden Krieg sind mehr als 400 000 Menschen getötet worden. Russland hat im Herbst 2015 militärisc­h eingegriff­en, um Assad zu stützen.

Israel ist eingebunde­n

Der neue Anlauf für eine Waffenruhe war in den vergangene­n Tagen vorbereite­t worden. Unter anderem telefonier­te Putin mit dem israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanjahu. Israel ist nach Medienberi­chten ebenfalls an der Waffenruhe beteiligt.

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