Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Haus für Kultur und Soziales ist fertig
„Schlössle“nach Sanierung eingeweiht – Kosten steigern sich auf fast eine Million Euro
SIGMARINGENDORF - Ins „Schlössle“ist wieder Leben eingekehrt. Später als geplant und zu einem deutlich höheren Preis als ursprünglich geschätzt, doch die Anwesenden waren bei der offiziellen Einweihung am Donnerstagabend trotzdem positiv gestimmt. Bürgermeister Alois Henne sagte, dass gelungen sei, „was wir uns vorgenommen haben“. Aus dem historischen Gebäude im Ortskern von Sigmaringendorf ist nach einem Beschluss des Gemeinderats vom November 2015 ein Haus für Kultur und Soziales geworden, in dem der Musikverein feste Räume für Proben und Unterricht hat, Theater-, Albund Männergesangverein Utensilien lagern können, die Gemeinde ihr Archiv unterbringen kann und wo Platz für verschiedene Veranstaltungen und Gruppenstunden ist.
Zuletzt hatte die erhebliche Überschreitung der geschätzten Kosten in nichtöffentlichen Sitzungen des Gemeinderats „für Erstaunen und Irritationen“gesorgt, sagte Henne und räumte selbstkritisch ein, dass dies wohl „auch auf mangelnde Kommunikation zurückzuführen“gewesen sei. War die Gemeinde ursprünglich von Gesamtkosten in Höhe von 700 000 ausgegangen, stehen auf der Schlussrechnung nun voraussichtlich 960 000 Euro. „Ich unterstelle, dass die Kosten von Anfang an zu niedrig ermittelt waren“, sagte Henne. Als Bürgermeister habe er allerdings auch stets auf eine „Minimalausführung“gepocht. Dass aber das „Schlössle“, das bereits im Jahr 1542 in der Ortschronik erwähnt wurde, die ein oder andere unvorhersehbare Überraschung in der Bausubstanz bereithalten würde, hat wohl kaum jemanden ernsthaft überrascht. So wurde am Rande der offiziellen Einweihung denn auch deutlich, dass sich die Gemeinderäte nicht so sehr an der Kostenüberschreitung an sich gestört haben als vielmehr am Umgang mit derselben.
„Finanzen sind im Gleichgewicht“
Am Donnerstag schien das aber praktisch vergessen, die Freude über den vollbrachten und gut gelungenen Umbau überwog. Besondere Freude herrschte in den Reihen des Musikvereins, der im „Schlössle“nun einen festen Proberaum und Platz für die musikalische Ausbildung hat, deren besonderen Stellenwert Henne mehrfach hervorhob. „Das Haus bildet im Campus rund um die Schule eine ideale Ergänzung.“Trotz der hohen Kosten sei das Fazit positiv: „Das, was geschaffen wurde, ist sein Geld wert.“Er betonte, dass die „Finanzen der Gemeinde im Gleichgewicht bleiben“. Die Gemeinde muss die knappe Million auch nicht allein aufbringen: 200 000 Euro flossen aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum in das Projekt, 100 000 Euro aus dem Ausgleichstock. Der Musikverein brachte sich mit 17 000 Euro ein, unter anderem aus dem Erlös aus einem vergangenen Straßenfest.
„Ein urbanes Quintett“
Die Architektin Angelika Hasenmaile rekapitulierte die Sanierung. „Es sind viele unvorhergesehene Geschichten passiert“, sagte sie. „Es gab Balken, die kamen uns fast wie Mehl entgegen.“Es wurden Wände und Deckenelemente entfernt, eine ausgeklügelte Akustik entwickelt und eine zentrale Lüftungsanlage eingebaut. Sie schloss sich den Äußerungen Hennes an: „Das Schlössle ist nun wie ein tickendes Herz im Ortskern“, sagte sie. Zusammen mit Kirche, Schule, Rathaus und DonauLauchert-Halle bilde es ein fast schon urbanes Quintett.
Vertreter der Vereine, die im „Schlössle“Raum bekommen haben, bedankten sich bei der Gemeinde, Pfarrer Ekkehard Baumgartner segnete das Gebäude. Simon Rebholz, Vorsitzender des Musikvereins, ernannte Alois Henne zum Ehrenmitglied. Zum Abschluss des offiziellen Teils dirigierte er denn auch gleich mal die Kapelle.