Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Der Erzieher Arman Gül ist der Hahn im Korb
Im Gammertinger Kindergarten St. Martin geht es multikulturell zu – Jetzt gibt es im Team auch einen Mann
GAMMERTINGEN - Den Beruf der „Kindergartentante“von früher verbinden auch heute immer noch sehr viele mit den Frauen. Dabei gibt es in etlichen Kindergärten des Landkreises auch männliche Erzieher. Einer von ihnen ist der 23-jährige Arman Gül. Er ist seit knapp zwei Jahren Erzieher im Gammertinger Kindergarten St. Martin.
Arman Gül ist doppelt anders als eine übliche Erzieherin hierzulande. Zum einen ist er zwar in Deutschland geboren und spricht akzentfrei Deutsch, betrachtet sich aber als Armenier. Und zum anderen ist er der einzige Mann in einem 16-köpfigen Frauenteam. Auf die Frage, ob die Stadt mit ihm ein Experiment wagt, sagt der Kindergartenbeauftragte, Martin Fidler: „Das muss man eher als Besonderheit werten statt als Experiment.“Gül habe sich im Anerkennungsjahr gut bewährt, darum wollte man ihm eine Chance geben. Und weiter: „Er ist jedenfalls ein gewisses Highlight im Kindergarten.“
Bereicherung für Kindergarten
So sieht es auch die Kindergartenleiterin Christine Manz: „Arman verkörpert das, was unsere Eltern an unserem Kindergarten schätzen.“Neben ihm gibt es nochmals zwei Erzieherinnen anderer Nationalität im Team, und außerdem habe man mit ihm zusätzlich auch noch einen Mann. Der Erzieher sei durchaus eine Bereicherung für den Kindergarten. Ein Vater von auswärts habe einen Kindergartenplatz für sein Kind gesucht, erzählt die Leiterin. „Als er mitbekommen hat, dass wir hier auch einen männlichen Erzieher haben, sagte er: Wenn es dem Mann unter so vielen Frauen so lange gefällt, dann muss das doch ein gutes Team sein.“Und er habe sein Kind angemeldet, so Christine Manz.
Dass es ihm gefällt, im Gammertinger Kindergarten zu arbeiten, macht Arman mehrfach deutlich: „Ich bin mehr als zufrieden, es ist für mich perfekt.“Er ist zwar ein Mann, aber er macht seine Arbeit als Zweitkraft genauso wie alle anderen Erzieherinnen auch. Er spielt mit den Kindern Fußball, aber er webt auch, und vom Küchendienst wird er ebenfalls nicht ausgenommen. Das ist der Leiterin wichtig. Aber sie fügt lachend hinzu: „Ein bisschen Hahn im Korb ist er schon.“Auch die Kinder würden es lieben, eine männliche Bezugsperson zu haben.
Über die normale Arbeit hinaus hat jede Erzieherin auch noch Zusatzaufgaben, die sie gruppenübergreifend einbringt. So hat sich Arman als Ansprechpartner für türkische Eltern gut bewährt. Gemeinsam mit der Leiterin übernimmt er auch Aufgaben im musikalischen Bereich. „Wenn der Arman auf dem Keyboard spielt und die Frau Manz singt, kommt Stimmung auf“, sagt die Leiterin. Gesungen wird beispielsweise im Morgenkreis oder an den Nachmittagen in der Adventszeit. Dabei sind Eltern gern gesehene Gäste.
„Wir haben ein offenes Haus und eine hohe Elternzufriedenheit“, macht die Leiterin deutlich. Eltern dürften beispielsweise jederzeit kommen und den Erzieherinnen bei der Arbeit zusehen. „Wenn man den Eltern offen begegnet, gibt es auch keine Beschwerden“, sagt Christine Manz aus Erfahrung. Als Gradmesser für die Zufriedenheit der Eltern betrachtet sie beispielsweise die Tatsache, dass der Elternbeirat zu 60 Prozent aus Männern besteht. Meistens sind es eher die Mütter, die bereit sind, sich hier einzubringen.
Arman Gül wird beim Besuch der „Schwäbischen Zeitung“nicht müde zu betonen, wie gut ihm das Klima im Gammertinger Kindergarten St. Martin gefällt. Bleibt noch die Frage nach dem Gehalt. Es ist bekannt, dass die Gehälter in den sozialen Bereichen nicht allzu üppig sind. Arman erzählt, dass er vor zwei Monaten geheiratet habe und dass ihm das Gehalt momentan reiche. „Wie es später sein wird, wenn auch Kinder da sind, wird man sehen.“Das Ziel sei ja, dass er Gruppenleiter werde. Doch vorerst sei für ihn am wichtigsten, dass er morgens gerne in den Kindergarten komme und sich bei der Arbeit wohlfühle.