Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Eltern kritisieren Höhe der Kindergartenbeiträge
Anna Gronbach übergibt 296 Unterschriften und fordert Stadt und Gemeinderat auf, den Kurs zu überdenken
MENGEN - Auf der Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung am Dienstagabend steht auch die Kindergartenbedarfsplanung für das kommende Kindergartenjahr 2017/ 2018. Es wird vor allem um die Reduzierung von altersgemischten Gruppen oder ihre Umwandlung in Ü3Gruppen gehen. Die Erhöhung der Betreuungsbeiträge ab dem 1. September hat das Gremium bereits im vergangenen Jahr beschlossen. Über diese Entscheidung hat sich Anna Gronbach aus Ennetach damals ziemlich geärgert. „Die Beiträge sind für viele Familien einfach zu hoch“, sagt sie. „Ich habe dann gedacht: Jetzt ist Schluss mit Meckern, jetzt muss ich aktiv werden.“
Deshalb hat sie Familien gesucht, die derselben Meinung sind und am gestrigen Freitag eine Liste mit 296 Unterschriften im Mengener Rathaus abgegeben. Weil es schwierig gewesen sei, die Liste in den Kindergärten auszulegen, habe sie sich persönlich vor die Einrichtungen gestellt und die Eltern angesprochen. „Wir fordern niedrigere Beiträge und ein Halbtagesangebot in allen Einrichtungen“, heißt es dort. Gleichzeitig sollen die Einrichtungen in den Ortsteilen und bestehende Kinderkrippen erhalten bleiben. Anna Gronbach weiß schon, dass die Gemeinderäte die Entscheidung zur Beitragserhöhung nicht wieder zurücknehmen werden. „Aber ich möchte doch, dass sie wissen, wie viele Eltern mit der Situation unzufrieden sind“, sagt sie. „Vielleicht kann der Trend zur weiteren Erhöhung dann gestoppt werden.“Die Stadt Mengen rühme sich zwar damit, familienfreundlich zu sein, erhebe aber im Vergleich zu anderen Kommunen sehr hohe Beiträge.
„Das ist vor allem für Familien mit nur einem Einkommen belastend“, sagt sie und spricht damit aus eigener Erfahrung. Die zweifache Mutter erwartet gerade ihr drittes Kind, den Krippenplatz für den mittlerweile dreijährigen Jan im Ennetacher Kindergarten haben ihr Mann und sie nur zahlen können, weil sie sich den Platz mit einer Freundin teilt. „Frauen, die mit Minijobs oder in Teilzeit wieder in den Beruf einsteigen wollen, arbeiten am Ende nur, um den Krippenplatz bezahlen zu können“, kritisiert sie. Anna Gronbach ist selbstständig. Sie entwirft Kindermode. „Ich bewege mich auf dem Niveau eines 400-Euro-Jobs und müsste 310 Euro für den Krippenplatz zahlen, wenn Jan nicht mein zweites Kind wäre.“Ihrer Meinung nach unterstützt die Stadt Mengen mit diesem Gebührenkonzept die Familienmodelle, in denen Frauen Vollzeit arbeiten gehen. „Wer sein Kind aber nicht so früh in die Ganztagsbetreuung geben will, wird finanziell mehr belastet“, findet sie. Für ihre Unterschriftenliste hat Gronbach die Preissteigerungen der vergangenen Jahre und die Gebühren anderer Kommunen im Kreis zusammengetragen. „In Bingen müssen die Eltern das dritte Kindergartenjahr zum Beispiel nicht zahlen, das übernimmt die Kommune“, sagt Gronbach. „Da sieht man doch, dass es auch anders gehen kann.“
In der Vergangenheit hatte die Stadtverwaltung die Erhöhung der Beiträge vor allem damit begründet, dass einer Empfehlung des Gemeindetags zufolge mit den eingenommenen Entgelten etwa 20 Prozent der Betriebsausgaben gedeckt werden sollten. Die Kommunalaufsicht hatte die Verwaltung angehalten, wirtschaftlicher zu arbeiten. „Soll das mit den Erhöhungen dann jedes Jahr so weitergehen? Dann können sich immer weniger eine Betreuung leisten“, sagt Gronbach. Sie befürchtet auch, dass immer mehr Betreuungsangebote im Kinderhaus zentralisiert werden und in den Ortsteilen wegfallen. „Aber gerade dort werden sie auch gebraucht.“