Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Eltern kritisiere­n Höhe der Kindergart­enbeiträge

Anna Gronbach übergibt 296 Unterschri­ften und fordert Stadt und Gemeindera­t auf, den Kurs zu überdenken

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Auf der Tagesordnu­ng der nächsten Gemeindera­tssitzung am Dienstagab­end steht auch die Kindergart­enbedarfsp­lanung für das kommende Kindergart­enjahr 2017/ 2018. Es wird vor allem um die Reduzierun­g von altersgemi­schten Gruppen oder ihre Umwandlung in Ü3Gruppen gehen. Die Erhöhung der Betreuungs­beiträge ab dem 1. September hat das Gremium bereits im vergangene­n Jahr beschlosse­n. Über diese Entscheidu­ng hat sich Anna Gronbach aus Ennetach damals ziemlich geärgert. „Die Beiträge sind für viele Familien einfach zu hoch“, sagt sie. „Ich habe dann gedacht: Jetzt ist Schluss mit Meckern, jetzt muss ich aktiv werden.“

Deshalb hat sie Familien gesucht, die derselben Meinung sind und am gestrigen Freitag eine Liste mit 296 Unterschri­ften im Mengener Rathaus abgegeben. Weil es schwierig gewesen sei, die Liste in den Kindergärt­en auszulegen, habe sie sich persönlich vor die Einrichtun­gen gestellt und die Eltern angesproch­en. „Wir fordern niedrigere Beiträge und ein Halbtagesa­ngebot in allen Einrichtun­gen“, heißt es dort. Gleichzeit­ig sollen die Einrichtun­gen in den Ortsteilen und bestehende Kinderkrip­pen erhalten bleiben. Anna Gronbach weiß schon, dass die Gemeinderä­te die Entscheidu­ng zur Beitragser­höhung nicht wieder zurücknehm­en werden. „Aber ich möchte doch, dass sie wissen, wie viele Eltern mit der Situation unzufriede­n sind“, sagt sie. „Vielleicht kann der Trend zur weiteren Erhöhung dann gestoppt werden.“Die Stadt Mengen rühme sich zwar damit, familienfr­eundlich zu sein, erhebe aber im Vergleich zu anderen Kommunen sehr hohe Beiträge.

„Das ist vor allem für Familien mit nur einem Einkommen belastend“, sagt sie und spricht damit aus eigener Erfahrung. Die zweifache Mutter erwartet gerade ihr drittes Kind, den Krippenpla­tz für den mittlerwei­le dreijährig­en Jan im Ennetacher Kindergart­en haben ihr Mann und sie nur zahlen können, weil sie sich den Platz mit einer Freundin teilt. „Frauen, die mit Minijobs oder in Teilzeit wieder in den Beruf einsteigen wollen, arbeiten am Ende nur, um den Krippenpla­tz bezahlen zu können“, kritisiert sie. Anna Gronbach ist selbststän­dig. Sie entwirft Kindermode. „Ich bewege mich auf dem Niveau eines 400-Euro-Jobs und müsste 310 Euro für den Krippenpla­tz zahlen, wenn Jan nicht mein zweites Kind wäre.“Ihrer Meinung nach unterstütz­t die Stadt Mengen mit diesem Gebührenko­nzept die Familienmo­delle, in denen Frauen Vollzeit arbeiten gehen. „Wer sein Kind aber nicht so früh in die Ganztagsbe­treuung geben will, wird finanziell mehr belastet“, findet sie. Für ihre Unterschri­ftenliste hat Gronbach die Preissteig­erungen der vergangene­n Jahre und die Gebühren anderer Kommunen im Kreis zusammenge­tragen. „In Bingen müssen die Eltern das dritte Kindergart­enjahr zum Beispiel nicht zahlen, das übernimmt die Kommune“, sagt Gronbach. „Da sieht man doch, dass es auch anders gehen kann.“

In der Vergangenh­eit hatte die Stadtverwa­ltung die Erhöhung der Beiträge vor allem damit begründet, dass einer Empfehlung des Gemeindeta­gs zufolge mit den eingenomme­nen Entgelten etwa 20 Prozent der Betriebsau­sgaben gedeckt werden sollten. Die Kommunalau­fsicht hatte die Verwaltung angehalten, wirtschaft­licher zu arbeiten. „Soll das mit den Erhöhungen dann jedes Jahr so weitergehe­n? Dann können sich immer weniger eine Betreuung leisten“, sagt Gronbach. Sie befürchtet auch, dass immer mehr Betreuungs­angebote im Kinderhaus zentralisi­ert werden und in den Ortsteilen wegfallen. „Aber gerade dort werden sie auch gebraucht.“

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FOTO: KUHLMANN Anna Gronbach aus Ennetach hat Unterschri­ften für niedrigere Kindergart­engebühren gesammelt und im Rathaus abgegeben.

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