Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Rechtsextremisten stören Vortrag in Meßkirch
Veranstaltung zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer kann ohne Zwischenfälle fortgesetzt werden
MESSKIRCH (fxh) - Die rechtsextremistische Gruppe „Identitäre Bewegung“hat am Donnerstagabend einen Vortrag des Seenotretters Thomas Nuding dafür genutzt, um ihre flüchtlingsfeindlichen Parolen zu verbreiten. Die etwa zehn Extremisten standen kurz nach Beginn des Vortrags im Feuerwehrhaus auf und rollten ein Transparent aus, auf dem Nuding als „Heuchler“bezeichnet wurde.
Der Meßkircher gehört der Hilfsorganisation See Eye an, die im Mittelmeer in Seenot geratene Flüchtlinge aufnimmt und ans Festland bringt. Die „Identitäre Bewegung“beschuldigt Nudings Organisation der Zusammenarbeit mit Schleppern, See Eye sei dafür verantwortlich, dass Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken würden. Der Meßkircher Gemeinderat Joachim Bach, der unter den etwa 60 Zuhörern war, beschreibt das Auftreten der Extremisten als „aggressiv“. Wenn die Besucher sich zu einer „starken Gegenreaktion“hätten hinreißen lassen, hätte es eskalieren können. Dies sei jedoch nicht der Fall gewesen. Man habe die Extremisten mit „Worten einfangen können“. Auf das Angebot, die unterschiedlichen Sichtweisen zu diskutieren, sei die Gruppe nicht eingegangen.
So verließ sie ohne weitere Zwischenfälle den Saal und der Vortrag konnte fortgesetzt werden. Es sei nicht notwendig gewesen, die Polizei zu rufen. Erst am vergangenen Wochenende erläuterten Vertreter der Gruppe in der Sigmaringer Fußgängerzone an einem Infostand ihre Positionen. Die Extremisten beabsichtigen, in der Kreisstadt eine Ortsgruppe aufzubauen.