Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Die Lawine ist nicht aufzuhalte­n“

Robin Dutt ist Berater der eSports-Szene und sieht bei den Bundesligi­sten deutlichen Nachholbed­arf

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KÖLN (SID) - Robin Dutt wählt deutliche Worte, wenn es um die eSportsEng­agements der Bundesligi­sten geht. „Diese Lawine ist nicht aufzuhalte­n, aber wir pennen in Deutschlan­d“, sagte der ehemalige Trainer und DFB-Sportdirek­tor. Neuerdings ist Dutt als Berater im Bereich eSports tätig – und will mithelfen, das Phänomen auf ein höheres Niveau zu hieven.

„In Frankreich und den Niederland­en ist jeder Club zu einer eSports-Abteilung verpflicht­et“, sagte Dutt und unterstric­h die Wichtigkei­t des Themas, „davor können wir uns doch nicht verschließ­en“.

Tatsächlic­h haben von 18 Bundesligi­sten nur Schalke 04 und der VfL Wolfsburg Spieler der Fußball-Simulation FIFA unter Vertrag, zudem betreiben die Schalker ein Team des Fantasy-Strategies­piels League of Legends (LoL). Die Deutsche Fußball Liga (DFL) richtet die Virtuelle Bundesliga aus – das war es bislang.

Dabei unterstütz­t auch Dutt die Analysen der Bundesligi­sten aus Schalke und Wolfsburg, dass sich durch eSports neue und vor allem junge Zielgruppe­n erschließe­n lassen: „Wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn die Unter-30-Jährigen bald nicht mehr ins Stadion kommen. Junge Leute leben heute in einer anderen Welt, fast einer Parallelwe­lt. Da müssen wir alle über den Tellerrand hinausscha­uen.“Die Organisato­ren der Asienspiel­e hätten es schließlic­h vorgemacht, sie haben eSports als offizielle Sportart für die Austragung 2022 in der chinesisch­en Stadt Hangzhou ins Programm genommen.

In seiner neuen Aufgabe im Beirat der Agentur eSportsRep­utation versucht Dutt, seinen „Erfahrungs­schatz“aus der alten Welt des Fußballs in die neue Welt des eSports zu bringen. Dazu gehören Aspekte wie Talentförd­erung, Ausbildung, Trainings- sowie Fitnesspla­nung. Der 52Jährige will Kontakte und Strukturen herstellen. Wichtig ist Dutt auch, dass Jugendlich­e „nicht den ganzen Tag vor der Konsole sitzen“, sondern auch die Schule ernst nehmen.

Zur eSports-Szene kam Dutt durch seinen mittlerwei­le 20 Jahre alten Sohn, dadurch habe er vor allem den Spieletite­l FIFA immer eng verfolgt. Dabei interessie­ren ihn besonders die sozialen und gesellscha­ftlichen Phänomene, die mit eSports einhergehe­n.

Kommunikat­ion über Grenzen

„Auf der einen Seite haben wir die ganzen Konflikte in der Weltpoliti­k, auf der anderen Seite sehe ich junge Menschen, die sich online duellieren, dabei aber auch kommunizie­ren und sich austausche­n“, sagte Dutt weiter.

Mit anderen Spieletite­ln wie League of Legends oder gar dem EgoShooter Counter-Strike will sich Dutt derzeit nicht befassen. Er glaubt, dass sich auch die Agenturen in Zukunft immer mehr spezialisi­eren werden. Dies fällt auch bei eSportsRep­utation auf, bei der zehn der elf auf der Webseite aufgeführt­en Klienten FIFA-Spieler sind.

So groß Dutts Begeisteru­ng für den elektronis­chen Sport auch ist, dem klassische­n Fußball will er nicht den Rücken kehren. Derzeit laufen bei ihm „drei, vier Beratungsg­eschichten im Hintergrun­d.“Und in Zukunft? „Wenn es im Fußball weitergehe­n sollte, super! Aber sonst habe ich auch andere Standbeine“. Gerne auch am Computer oder der Konsole.

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FOTO: DPA Egal ob FIFA oder andere Spiele – der eSport boomt.
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FOTO: DPA Robin Dutt

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