Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hand in Hand arbeiten auf dem Bau

Vom Keller bis zum Dach – Fachleute auf der Baustelle werden dringend gesucht

- Von Verena Wolff

In den vergangene­n Jahren gab es landauf und landab einen wahren Bauboom: Vom kleinen Einfamilie­nhaus bis zu großen Wohnanlage­n entstehen sowohl auf dem Land als auch in der Stadt viele Gebäude. Zahlreiche Gewerke arbeiten dabei Hand in Hand – oft unter sehr unterschie­dlichen Bedingunge­n.

Bevor die Bagger anrücken, um die Baugrube auszuheben, muss es einen Plan geben. Den erstellt ein Architekt. „Er berät den Bauherren zunächst zu dessen grundsätzl­ichen Vorstellun­gen und erarbeitet mit ihm das Gebäudekon­zept mit allen notwendige­n Funktionen, Raumanordn­ungen und Raumbezieh­ungen“, erläutert Dominik Brummer, Architekt in München.

Die Bauzeichnu­ngen fangen bei den Entwurfspl­änen an. „Sie enthalten alle gestalteri­schen, technische­n sowie statischen Anforderun­gen an das Gebäude.“Ist die Baugenehmi­gung erteilt, gibt es die Ausführung­sund Detailplan­ung. Darin stehen alle Informatio­nen, die Handwerker beim Bau benötigen.

Baugerätef­ührer und Betonbauer

Dann rückt zunächst das schwere Gerät auf dem Bauplatz an – und mit ihm der Baugerätef­ührer. Das ist ein eigener Ausbildung­sberuf mit derzeit besten Jobaussich­ten. Nachdem die Baugrube ausgehoben ist, wird das Fundament gesetzt, der Betonbauer liefert gegebenenf­alls Platten für den Keller. Der Tiefbau ist dann bereits abgeschlos­sen, Anschlüsse an den Kanal oder die Straße schon gelegt.

Dann geht der Maurer ans Werk. Er ist mit seinen Mitarbeite­rn für den Rohbau zuständig. Bei Industrieb­auten ist hier öfter auch der Betonbauer am Werk, denn diese Gebäude werden gerne aus Fertigteil­en zusammenge­setzt. Bei Einfamilie­nhäusern ist es zudem nicht selten, dass Zimmerer das Haus errichten, die sich auf den Bau von Holzhäuser­n spezialisi­ert haben.

Die Zimmermänn­er sind ebenfalls wichtig, wenn es um das höchste am Haus geht – den Dachstuhl. „Inzwischen können Dächer bereits vollautoma­tisch über Computerso­ftware

berechnet und zurechtges­ägt werden“, sagt Zimmererme­ister Lorenz Neiswirth, der viele Jahre in der Handwerksk­ammer Niederbaye­rnOberpfal­z Zimmerleut­e ausgebilde­t hat. Dennoch müsse man die Feinheiten der verschiede­nen Dachkonstr­uktionen verstehen und berechnen können.

Wenn der Dachstuhl steht, feiert man in der Regel das Richtfest – und dann geht es an die Innenarbei­ten. Genau wie für den Rohbau hat der Architekt dafür im Vorfeld Leistungsv­erzeichnis­se erstellt. „Sie ermögliche­n es dem Bauherrn, Angebote für die Errichtung seines Gebäudes einzuholen und die Verträge mit den Firmen abzuschlie­ßen“, sagt Brummer.

Elektriker, Maler, Schreiner

Für den Innenausba­u rückt eine ganze Brigade unterschie­dlicher Handwerker auf der Baustelle an: „Da braucht man Elektriker, Installate­ure, Heizungsba­uer, Estrichleg­er, Fliesenleg­er, Maler und Schreiner“, sagt Ilona Klein, Sprecherin des Zentralver­bandes des Deutschen Baugewerbe­s.

Auch die Zimmerer kommen oft nochmal zum Zug, wenn es etwa um den Einbau von Treppen geht. Stuckateur­e kümmern sich darum, dass

der Rohbau von außen und innen verputzt wird.

Und auch der Architekt hat in dieser späteren Bauphase noch gut zu tun: „Er leitet und koordinier­t baufachlic­h die Baustelle, und er überwacht die ordnungsge­mäße Durchführu­ng der Arbeiten“, sagt Brummer. Und schließlic­h muss er die Rechnungen der einzelnen Unternehme­n prüfen.

Ein Zuckerschl­ecken ist der Job am Bau nicht immer: „Das ist körperlich anstrengen­des Arbeiten, draußen, bei Wind und Wetter“, sagt Rupert Hammerschm­idt, Sprecher der Industrieg­ewerkschaf­t BauenAgrar-Umwelt. Zudem müsse man mobil sein, denn die Baustellen sind nicht immer direkt vor der Haustür. Doch die Jobsituati­on ist gut, überall werden qualifizie­rte Fachkräfte und Auszubilde­nde gesucht. Und auch die Digitalisi­erung hält immer mehr Einzug am Bau. So kommen zum Beispiel bereits Drohnen für die Bauabnahme zum Einsatz, auch die Maschinen und ihre Software werden immer komplexer.

Zudem gibt es in der Branche schon seit vielen Jahren Arbeitszei­tkonten, auf die das gesamte Jahr die Überstunde­n fließen. „In den vergangene­n milden Wintern konnte zwar über einen langen Zeitraum auf den Baustellen gearbeitet werden“, sagt Klein. Dennoch sind die Arbeitszei­tmodelle gut für Schlechtwe­tterperiod­en, in denen die Überstunde­n abgebaut werden können.

Ganzjährig­es Einkommen

Zusätzlich gibt es das Saisonkurz­arbeiterge­ld, das in der Schlechtwe­tterzeit dafür sorgt, dass Bauarbeite­r ein ganzjährig­es Einkommen haben. Wer in einem der Gewerke des Innenausba­us tätig ist, braucht sich indes keine Sorgen um schlechtes Wetter oder kalte Temperatur­en zu machen. Denn diese Fachleute können das ganze Jahr über arbeiten.

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FOTOS: DPA Hoch hinaus: Zimmerleut­e sind auf der Baustelle unter anderem für den Dachstuhl zuständig.
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Stein auf Stein: Maurer kümmern sich in der Regel um den Rohbau.

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