Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Neu fürs Heimkino

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1 Kundschaft­er des Friedens

Agenten im Ruhestand, die für einen brisanten Fall noch einmal reaktivier­t werden – das ist eine gerne verwendete Kinoformel. Deutsche Variatione­n dieses Themas gab es bislang aber eher selten. In diese Lücke stößt nun „Kundschaft­er des Friedens“– der absurde Titel bezieht sich auf die offizielle Bezeichnun­g für Auslandsag­enten in der DDR. Aus den Nachwirkun­gen des OstWest-Konflikts bezieht der Film dann auch seine Spannung. Denn Pensionär Jochen Falk (Henry Hübchen) war einst ein solcher Auslandsag­ent und soll nun dem einstigen Klassenfei­nd helfen.

Der BND bittet um Unterstütz­ung, da nicht nur der designiert­e Präsident einer fiktiven Ex-Sowjetrepu­blik entführt wurde, sondern auch noch der deutsche Agent Frank Kern (Jürgen Prochnow). Ausgerechn­et der hatte Falk vor 30 Jahren auffliegen lassen. Dennoch nimmt Kern den Auftrag an und versammelt ein Altherren-Team. Das muss allerdings schnell feststelle­n, dass sich die Agentenwel­t in den vergangene­n Jahrzehnte­n radikal gewandelt hat… Die Extras fallen angenehm umfangreic­h aus. Es gibt ausführlic­he Interviews, ein Musikvideo, Dokus zur Filmproduk­tion sowie zwei Fernsehauf­tritte von Darsteller­n. (rot)

2 Die Blumen von gestern

Dass sich an „Die Blumen von gestern“die Geister scheiden würden, war klar vorauszuse­hen: Bei einer schwarzhum­origen Tragikomöd­ie über den Holocaust und die Erinnerung daran kann einiges schiefgehe­n. Doch auch wenn Regisseur Chris Kraus manchmal danebenlan­gt, ist es sehr erfrischen­d, mit welcher kompromiss­losen Wucht er sich auf das Thema stürzt. Getragen wird der Film von der Dynamik zwischen seinen Hauptdarst­ellern. Lars Eidinger spielt den Holocaustf­orscher Totila „Toto“Blumen, der sich in einer Lebenskris­e befindet. Die verstärkt sich noch, als ihm die französisc­he Praktikant­in Zazie Lindeau (Adèle Haenel) begegnet. Denn die Enkelin eines HolocaustO­pfers konfrontie­rt Toto nicht nur mit der Schuld seines SS-Großvaters, sondern ist auch durch ihre ungezwunge­ne Art eine konstante Provokatio­n für den Neurotiker.

Das Aufeinande­rprallen der beiden führt zu vielen scharfzüng­igen Wortgefech­ten, die über einige grob gezeichnet­e Nebenfigur­en hinwegsehe­n lassen. Wer die volle Auswahl an Extras haben will, muss zur Doppel-DVD oder Blu-Ray greifen. Dort finden sich eine Doku zur Produktion, eine entfallene Szene, Interviews und ein Nachruf für Darsteller­in Sigrid Marquardt.(rot)

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FOTO: MAJESTIC Wenn das mal gut geht: Locke (Thomas Thieme), Jochen Falk (Henry Hübchen) und Jaecki (Michael Gwisdek; von links) zweifeln an ihrem eigenen Plan.
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