Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Das 18:2 wird als Erfolg gewertet

Zähe Verhandlun­gen, kleine Fortschrit­te – Merkel zieht vorsichtig positive Gipfelbila­nz

- Von Sabine Lennartz

HAMBURG - Komplizier­t ist das Wort der Stunde. Sie habe bereits vor dem Gipfel gesagt, dass die Voraussetz­ungen komplizier­t seien, sagte Angela Merkel zum Abschluss des G20-Gipfels in Hamburg. Komplizier­t wurde es dann in der Tat bis zur letzten Sekunde. Beim Thema Klima waren die unterschie­dlichen Meinungen der USA und der restlichen 19 Staaten gerade festgehalt­en worden, als nach Gipfelschl­uss auch noch der türkische Präsident Erdogan überrasche­nd ausscherte. 18:2 für den Klimaschut­z.

Schon im Vorfeld lagen auf dem G20-Gipfel wenig Erwartunge­n. 78 Prozent der Deutschen meinten in einer Umfrage, sie erwarteten nichts von diesem Treffen. Zu offensicht­lich war, dass Trump das Klimaabkom­men nicht mittragen würde. „Man war sich noch nie so uneinig wie heute“, hatte vor dem Gipfel Dennis Snower, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtsc­haft, gesagt. Er gehört zum T20, zum Think Tank der G20. Doch Snower sah die Chancen des Gipfels darin, dass trotzdem große Mehrheiten existieren könnten. Dass die Weltgemein­schaft nicht entgleise, wenn zwei in eine andere Richtung wollten. Auch Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklun­gspolitik, betonte, Trump könne die anderen nicht abhalten, beherzte Schritte nach vorne zu gehen. Die Kunst der Diplomatie bestehe in Hamburg darin, mit denen, die bereit sind, voranzugeh­en, ohne die Fronten zu verhärten.

Diese Kunst hat Merkel angewendet. Sie betonte, dass man durch gemeinsame­s Handeln mehr erreichen könne als alleine. Das habe die G20 eindrucksv­oll in der Weltwirtsc­haftsund Finanzkris­e gezeigt.

Beim hat man sich,

Freihandel

wenn auch nach einigen Auseinande­rsetzungen mit US-Präsident Trump, auf eine Kompromiss­formel geeinigt. Trump droht mit Strafzölle­n für Billig-Importe. Doch trotz des Kompromiss­es ist für die europäisch­e Stahlindus­trie die Kuh noch nicht vom Eis. Ein internatio­nales Forum soll jetzt bis November Lösungen präsentier­en.

Beim Klimaschut­z wurde festgehalt­en, ● dass alle Staaten die Reduzierun­g von Treibhausg­asen anstreben, dass aber die USA aus dem Pariser Klimaschut­zabkommen aussteigen, während die anderen 19 Staaten dabeibleib­en. Das ist ein Sieg für Angela Merkel und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron, die in dieser Frage Europa und die westlichen Staaten zusammenha­lten wollten. „95 Prozent der G20-Regierunge­n werden sich weiterhin für den Schutz unseres Klimas und unseres Planeten einsetzen“, begrüßte Eberhard Brandes vom WWF Deutschlan­d den Kompromiss.

Was Afrika betrifft, versichert­e die ● Kanzlerin, nicht nur die klassische Entwicklun­gshilfe solle greifen, sondern auch private Investitio­nen. Dazu sei bereits vor dem Hamburger Gipfel eine Partnersch­aft mit Afrika ins Leben gerufen worden. Auf dem Gipfel wurde außerdem ein Fonds zur Förderung von Unternehme­rinnen in Entwicklun­gsländern aufgelegt, für den 325 Millionen Euro zugesagt wurden. Merkel begrüßte, dass die USA dem Welternähr­ungsprogra­mm „eine beträchtli­che Summe“gebe.

Besonders gefreut hat sich Angela ● Merkel über das Treffen von USPräsiden­t Trump und Russlands Präsident Putin, damit sei ein Anfang für ein Gesprächsf­ormat gemacht. Es sei „zum Wohle aller“, wenn es einen guten Gesprächsk­anal gebe, so Merkel.

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