Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Der nächste unnötige Gipfel

- Von Filippo Cataldo f.cataldo@schwaebisc­he.de

Vielleicht hätten sie vorher jemanden fragen sollen, der sich mit dem Thema auskennt. Fans zum Beispiel. Oder wenigstens Fanforsche­r. Dann hätten sich das Landesinne­nministeri­um und Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) die Peinlichke­it erspart, den mit großem Getöse angekündig­ten Fußballgip­fel ohne jeden substanzie­ll neuen Lösungsans­atz abschließe­n zu müssen. Die Gründung sogenannte­r „lokaler Stadionall­ianzen“mag vielleicht in den Ohren jener, die noch nie eine Fankurve von innen gesehen haben, irgendwie beruhigend klingen. Doch wieso sollten die wissen, dass bereits jetzt vor jedem Fußballspi­el sogenannte Sicherheit­sbesprechu­ngen stattfinde­n, an denen Vertreter von Vereinen, Polizei und Fans teilnehmen? Die Profiverei­ne arbeiten längst mit Justiz, Kommunen und Sicherheit­sbehörden zusammen bei der Erteilung von Stadionver­boten, Meldeaufla­gen für notorische Randaliere­r gibt es seit Jahren. „Alles kann man noch intensivie­ren. Aber im Grundsatz findet das schon statt“, sagte etwa Ingo Wellenreut­her, der Präsident des Karlsruher SC, nach dem Gipfel.

Ohne Frage: Gewalt im Fußball ist ein Problem, Ausschreit­ungen in und rund um die Stadien sind zu verurteile­n, Randaliere­r zu bestrafen, die Ursachen von Gewalt präventiv zu bekämpfen. Doch Strobl machte es sich von Anfang an zu einfach, als er nach den Ausschreit­ungen während des Derbys zwischen dem VfB Stuttgart und dem Karlsruher SC das Sicherheit­sproblem beim Fußball als sein Thema entdeckte und den nächsten unnötigen Fußballgip­fel initiierte – ohne konkrete Ziele zu nennen.

„In 40 Jahren haben solche Konferenze­n nie zur Eindämmung von Gewalt im Fußball geführt“, warnte etwa Fanforsche­r Harald Lange von der Uni Würzburg im Vorfeld. Gewalt sei nur durch Prävention und Fanprojekt­e einzudämme­n, fügte er richtigerw­eise an. „Für uns ist das eine Alibiveran­staltung“, begründete Rainer Vollmer von der Fanorganis­ation „Unsere Kurve“seine Absage an der Teilnahme, „dieser Gipfel soll nur Öffentlich­keit und Aufmerksam­keit erzeugen.“Genau so war es.

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