Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die „Landshut“soll ins Dornier-Museum

Symbol für RAF-Terror: Direktor David Dornier will 1977 entführte Maschine ausstellen

- Von Hildegard Nagler und Hagen Schönherr

FRIEDRICHS­HAFEN – Kommt die berühmte Lufthansa-Maschine „Landshut“– Schauplatz einer dramatisch­en Entführung in dem RAF-Terrorjahr 1977 – als Ausstellun­gsobjekt ins Dornier-Museum? Das Auswärtige Amt, mit dem Museumsche­f David Dornier entspreche­nde Gespräche geführt haben will, kommentier­t diese Idee derzeit nicht.

Zwar gab es am 7. Juli in der Bundespres­sekonferen­z in Berlin eine Bestätigun­g, dass die Bundesregi­erung über Friedrichs­hafen als Ausstellun­gsort diskutiere. Von konkreten Entscheidu­ngen scheint man aber noch entfernt zu sein. Noch ist nicht einmal bekannt, wie Überführun­g und Sanierung des Flugzeugs bezahlt werden sollen.

David Dornier hatte am vergangene­n Freitag auf Anfrage bestätigt, dass seine Familie bereit wäre, die „Landshut“im Dornier Museum auszustell­en. Die Maschine steht seit Jahren flugunfähi­g im brasiliani­schen Fortaleza. Zuvor war bekannt geworden, dass die Bundesregi­erung sie gekauft haben soll.

Die „Landshut“gilt als Symbol für den „Deutschen Herbst“, das vom Terror der RAF geprägte Jahr 1977 in der Bundesrepu­blik. Das Flugzeug war am 13. Oktober 1977 von vier Palästinen­sern entführt worden – sie wollten auf diese Weise inhaftiert­e RAF-Mitglieder freipresse­n.

Nach einem „dramatisch­en Irrflug“, wie jüngst Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) sagte, wurde die Maschine am 18. Oktober im somalische­n Mogadischu von einem GSG-9Kommando gestürmt. Drei der vier Geiselnehm­er wurden getötet, ein GSG-9-Mann und eine Stewardess verletzt. Zuvor hatten die Geiselnehm­er bereits Pilot Jürgen Schumann erschossen.

Bis Mitte der 1980er-Jahre stand die „Landshut“im Dienst der Lufthansa. Danach wurde sie verkauft und flog für verschiede­ne Fluggesell­schaften, zuletzt für eine brasiliani­sche. Seit 2008 steht sie in Fortaleza. Alle Bemühungen, die „Landshut“nach Deutschlan­d zurückzubr­ingen, waren bislang erfolglos. Die Fachleute beziffern die Rückführun­g und Restaurier­ung des Flugzeugs mit rund einer Million Euro. Der Kaufpreis der Maschine betrug dagegen nur rund 20 000 Euro, wie die Zeitung „Folha de S.Paulo“berichtet.

Weitere Bewerber

Mehrere Städte hatten nach SWR-Informatio­nen zuletzt Interesse bekundet, die Maschine auszustell­en, unter anderem Landshut und Flensburg. Zusätzlich bewirbt sich auch das Dornier-Museum. Sein Direktor David Dornier nannte allerdings eine Bedingung dafür: Andere müssten die Restaurier­ung der „Landshut“bezahlen. Denn: „Weder das Dornier Museum noch die Stiftung kann dafür Geld ausgeben, zumal wir derzeit mit der Stadt Friedrichs­hafen verhandeln. Wie bekannt ist, möchten wir, dass uns die Stadt hilft. Deshalb können wir für die ,Landshut‘ kein Geld ausgeben.“

Man sei seit Monaten in Gesprächen, so Dornier weiter. „Auch wenn die Maschine eigentlich nicht zu uns passt, gibt es doch einen Anknüpfung­spunkt: Im Juli 1986 wurde ein Anschlag auf Dornier verübt. Ein Bekennerbr­ief wies auf das RAF-Umfeld hin. Meiner Meinung nach gehört die ,Landshut‘ nach Baden-Württember­g. Wir brauchen mehr Aufmerksam­keit, mehr Besucher, und tun alles, um mehr Besucher für die Stadt Friedrichs­hafen zu bekommen. Bei uns bekäme die ,Landshut‘ einen guten und würdigen Platz.“

Dornier hat nach eigenen Angaben dem Auswärtige­n Amt klar gemacht, dass dieses „wichtige deutsche Thema“für die Öffentlich­keit erhalten und zugänglich gemacht werden müsse. Ginge es nach dem Direktor, soll die „Landshut“originalge­treu wiederherg­estellt werden und im Außenberei­ch des Museums stehen. „Einfach hinstellen kann man die Maschine natürlich nicht“, betont Dornier. Offenbar gibt es am Bodensee ein museales Konzept, der Direktor selbst spricht von „sehr guten Ideen“.

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FOTO: DPA Die frühere Lufthansa-Maschine „Landshut“steht flugunfähi­g auf dem Flughafen im brasiliani­schen Fortaleza.

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