Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Richter verlangt neue Fakten

Weitere Anhörung im Fall des todkranken Babys für Donnerstag geplant

- Von Christoph Meyer

LONDON (dpa/sz) - Die Eltern des todkranken britischen Babys Charlie Gard müssen im Streit um seine Behandlung neue Fakten vorlegen. Bei einer ersten Anhörung am Montag mahnte der Richter, er werde sich nicht noch einmal mit bereits bekannten Details beschäftig­en, berichtete­n britische Medien. Es müssten „dramatisch­e und neue“Fakten vorgelegt werden. Eine weitere Anhörung ist für Donnerstag geplant. Wann eine Entscheidu­ng fallen soll, ist unklar.

Der Fall ist nochmals eröffnet worden, nachdem dem Krankenhau­s, in dem Charlie behandelt wird, neue Expertengu­tachten unter anderem von dem italienisc­hen Kinderkran­kenhaus Bambino Gesù vorgelegt wurden. Charlie habe eine Chance auf Heilung, die es wert sei, zu verfolgen, sagten die Anwälte der Eltern der britischen Nachrichte­nagentur PA zufolge. Vor dem Krankenhau­s stehen seit Tagen die Unterstütz­er der Eltern, die sich „Charlie’s Army“nennen und alle genau zu wissen scheinen, was das Richtige in diesem Fall ist – wie das halt immer so ist, wenn eine Sache die Öffentlich­keit aufwühlt.

Der elf Monate alte Junge leidet an einer seltenen genetische­n Erkrankung, in der Fachsprach­e mitochondr­iales DNA-Depletions­syndrom (MDDS), wobei insbesonde­re das Gehirn in Mitleidens­chaft gezogen wird. Charlie muss künstlich beatmet und ernährt werden. Seine Ärzte fordern, dass die lebenserha­ltenden Maßnahmen beendet werden dürfen.

Charlies Eltern wollen, dass er für eine experiment­elle Therapie in die USA ausgefloge­n werden darf. Bislang waren sie damit aber durch alle Instanzen hindurch gescheiter­t.

Gerichte und Ärzte einig

Charlies britische Ärzte im Londoner Great-Ormond-Street-Krankenhau­s glauben nicht, dass dem Jungen noch geholfen werden kann. Sie sprachen sich dafür aus, dass das Baby in Würde sterben soll. Britische Gerichte gaben den Ärzten durch alle Instanzen hindurch recht. Auch der Europäisch­e Gerichtsho­f für Menschenre­chte bestätigte die Entscheidu­ng.

Bereits Ende Juni sollte Charlies Beatmung eingestell­t werden, doch die Eltern erbaten sich Aufschub, um Abschied zu nehmen. Nun scheint alles wieder offen zu sein. Noch am Wochenende hatten Charlies Eltern eine Petition mit 350 000 Unterschri­ften in der Klinik eingereich­t, mit der sie eine Behandlung ihres schwerkran­ken Sohnes im Ausland erreichen wollen. Sie sammelten rund 1,5 Millionen Euro an Spenden, um den Krankentra­nsport und die Behandlung finanziere­n zu können.

Der Fall hatte internatio­nal Schlagzeil­en gemacht, sogar Papst Franziskus und US-Präsident Donald Trump hatten sich dazu geäußert. Krankenhäu­ser in den USA und Italien hatten angeboten, Charlie weiter zu behandeln.

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FOTO: AFP Eine Menge Empfehlung­en: Charlie’s Army vor dem Great Ormond Street Hospital in London.

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