Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kurt Krömer gibt seine Liebe weiter
Berliner Kabarettist hat es am Sonntagabend ansonsten faustdick hinter den Ohren
TUTTLINGEN - Mit seinem Programm „Heute stimmt alles“hat der Berliner Comedian Kurt Krömer am Sonntagabend unter dem Sternenhimmel des Zirkuszelts beim Tuttlinger Honberg-Sommer den Zuschauern die Lachtränen in die Augen getrieben – und bei allen ganz nebenbei für einen ordentlichen Gesichts- und Bauchmuskelkater gesorgt. Das Publikum hing von Beginn an an seinen Lippen, feierte ihn lachend, klatschend und grölend.
„Na ihr Mäuse – ich werd’ hier so geblendet, ich seh' gar nichts. Seid ihr da, ich sehe nur ein schwarzes Loch. Ich stehe seit 20 Jahren auf der Bühne und weiß nicht für wen“, das Publikum bestätigte ihm lauthals, dass er doch weiß für wen. Mit seinen lautstark, zum Teil deftig vorgetragenen Alltagssituationen traf er den sprichwörtlichen Nagel „auf den Kopf“– den Nagel, beziehungsweise den Schraubenzieher, den er für seine private Holzwerkstatt dringend und über drei Tage lang verzweifelt im Baumarkt gesucht hat. Und das ohne Unterstützung durch die Baumarkt-Angestellten.
Spätberufenes Talent
Eigentlich ist Krömer ja ein „Spätberufener“, denn erst in den 1990erJahren entdeckte er sein komödiantisches Talent. So richtig durchgestartet ist er dann mit seinem Debüt-Soloprogramm „Wir hatten doch auch nichts“. Der nationale Durchbruch gelang bei Dieter Hallervordens Kabarettprogramm „Die Wühlmäuse“, das der ersten TV-Late-Night-Show beim RBB folgt. Der Spaßmacher heimst zahlreiche Preise ein: 2005 den Deutschen Comedypreis als bester Newcomer.
Außerdem erhielt er unter anderem den Deutschen Fernsehpreis für seine Sitcom „Bei Krömers“, den Deutschen Kleinkunstpreis, die 1 Live Krone und 2011 den Grimme-Preis in der Kategorie „Beste Unterhaltung“für „Krömer – Die internationale Show“. Bis 2014 ist er in seiner Nachfolgesendung „Krömer – Late Night Show“in der ARD zu sehen, dann konzentriert sich der schrullige Komiker auf seine Bühnenprogramme.
Micha wird abgeschleckt
Und dies mit Bravour, wie er am Sonntagabend auf dem Honberg im ausverkauften Zelt mit seinem knochentrockenen Humor und seiner schrägen Art bewiesen hat. Er zündete mit seinen witzigen, mitreißenden, zum Teil sarkastischen, manchmal derben Ansichten wahre Lachsalven.
Alles originell, in eine super Performance verpackt und mit frecher – oder frei nach „Berliner Schnauze“– vorgetragen. Wobei sich keiner im Zirkusrund sicher sein konnte, dass er nicht in das Programm einbezogen wurde, wie zum Beispiel Micha aus Ravensburg, der seine volle Sympathie, Liebe, Umarmungen und Küsse abbekam - stellvertretend für das Tuttlinger Publikum, an das er die auch, sehr zur Freude des Restpublikums, weitergeben sollte.