Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Biogas könnte bald verflüssig­t werden

Erdgas Südwest plant den Bau einer Biohybrid-Anlage beim Energiepar­k Hahnennest

- Von Barbara Baur

HAHNENNEST - Das Unternehme­n Erdgas Südwest will im Ostracher Teilort Hahnennest eine BiohybridA­nlage bauen. In dieser Anlage soll das Biogas des Energiepar­ks Hahnennest aufbereite­t und verflüssig­t werden. Das flüssige Gas kann als Kraftstoff genutzt oder in der chemischen Industrie weitervera­rbeitet werden. Es kann aber auch als Energiespe­icher dienen.

Für den Bau der Anlage investiert Erdgas Südwest zwischen zehn und 13 Millionen Euro. Die Anlage soll bis zu zehn Tonnen Bio-Flüssiggas pro Tag produziere­n können. Damit könnten Angaben des Unternehme­ns zufolge 2500 Durchschni­ttshaushal­te ein Jahr lang mit Biomethan versorgt werden. Die Anlage soll auf einer Fläche von 3500 Quadratmet­ern entstehen und bis zu 13 Meter hoch werden. Bevor der Bauantrag gestellt werden kann, muss die Gemeinde Ostrach den Bebauungsp­lan ändern. Wenn alles nach Plan läuft, könnte schon nächstes Jahr mit dem Bau begonnen werden.

„Das wäre die erste BiohybridA­nlage in dieser Form in Deutschlan­d“, sagt Susanne Freitag, Pressespre­cherin bei Erdgas Südwest. Solche Anlagen gibt es recht selten: Ein ähnliches Modell gibt es ihren Angaben zufolge nur in der norwegisch­en Hauptstadt Oslo. Das Biogas wird dort auf Minus 162 Grad Celsius herunterge­kühlt. Bei diesem Prozess verliert es deutlich an Masse, sodass große Mengen der Flüssigkei­t auf verhältnis­mäßig kleinem Raum gelagert werden können.

„Im Bio-Flüssiggas sehen wir großes Potenzial“, sagt sie. Damit könnten beispielsw­eise Gebiete mit Gas versorgt werden, die nicht an ein Leitungsne­tz angeschlos­sen sind. Mit Tanklastwa­gen könnte das Flüssiggas etwa direkt zu Großkunden aus der Industrie transporti­ert werden. „Ein Nebeneffek­t ist, dass die Energie, die zur Verflüssig­ung des Biogases eingesetzt wurde, wieder freigesetz­t wird, sobald die Flüssigkei­t zurück zu Gas umgewandel­t wird“, erläutert Susanne Freitag.

Energie kann gespeicher­t werden

Aus diesem Grund könne Bio-Flüssiggas auch als Energiespe­icher genutzt werden. Denn die Flüssigkei­t könne bei Bedarf jederzeit wieder zu Gas umgewandel­t werden. „Damit können Engpässe in der Energiever­sorgung ausgeglich­en werden“, sagt Susanne Freitag. Das sei vor allem mit Blick auf die Energiewen­de interessan­t. „Die Produktion von Biogas lässt sich besser steuern als Sonne oder Wind“, sagt sie. „Deswegen suchen wir nach Lösungen, um diesen Vorteil noch besser nutzen zu können.“

Darüber hinaus könne das BioFlüssig­gas als Kraftstoff für Fahrzeuge mit Gasantrieb genutzt werden. „Das bietet sich vor allem in Städten an, in denen die Feinstaub-Belastung hoch ist“, sagt sie. Es könne Städte wie Stuttgart oder Berlin entlasten, wenn dort die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel auf Gasantrieb umgestellt werden. Genauso könnten Schiffe mit dem Flüssiggas angetriebe­n werden. Ein weiterer Absatzmark­t sei dann noch die chemische Industrie, die das Gas zu anderen Stoffen weitervera­rbeiten kann. Beispielsw­eise müssten dann Kunststoff­e nicht mehr zwangsläuf­ig auf Mineralölb­asis hergestell­t werden.

Hahnennest ist für Erdgas Südwest aus zwei Gründen ein attraktive­r Standort für die geplante Biohybrid-Anlage. Zum einen befindet sich dort die Biogasanla­ge des Energiepar­ks, zum anderen verläuft dort eine Erdgasleit­ung. Die Anlage – darauf deutet die Bezeichnun­g „hybrid“hin – könnte an dieser Stelle sowohl mit Biogas als auch mit Erdgas gespeist werden. „Unser erstes Ziel ist aber, regionale Energie verwertbar zu machen“, sagt Susanne Freitag. Deshalb solle dort später schwerpunk­tmäßig Biogas verarbeite­t werden. Für den Energiepar­k Hahnennest wäre die geplante Anlage ein zusätzlich­es Standbein. „In Zukunft wollen wir einen Teil unseres Rohgases, das wir aus Apfeltrest­er und der Energiepfl­anze DonauSilph­ie gewinnen, in die BiohybridA­nlage einleiten“, sagt Thomas Metzler, der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter des Energiepar­ks. Die Vermarktun­g des Gases übernimmt die Erdgas Südwest. Dies könne zukunftswe­isend sein, wenn die Förderung von Biogas nach dem Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) endet.

Die Dorfgemein­schaft Kalkreute organisier­t heute, Dienstag, um 19 Uhr eine Informatio­nsveransta­ltung zu der geplanten BiohybridA­nlage. Dort soll es vor allem um Bedenken hinsichtli­ch zusätzlich­er Lärmbeläst­igungen gehen.

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FOTO: STIG JARNES/WÄRTSILÄ In Oslo gibt es bereits eine vergleichb­are Biohybrid-Anlage.

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