Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Theater spielt erstmals im Bürgerhaus

Theater-AG des Gymnasiums inszeniert am Donnerstag „Der Besuch der alten Dame“

- Von Jonas Schuler

ENNETACH - Eine Tradition am Gymnasium Mengen ist die Theaterauf­führung am Ende eines jeden Schuljahre­s schon lange. Dass die Schüler dieses Jahr aber auf der großen Bühne anstatt im Schulhof auftreten, ist neu. Am Donnerstag, 13. Juli, können sich interessie­rte Theaterfre­unde ab 19.30 Uhr im Bürgerhaus Ennetach die Premiere des Stückes „Der Besuch der alten Dame“ansehen. Die 17 theaterbeg­eisterten Schüler aus den Klassenstu­fen sieben bis zwölf lassen die Geschichte von Alfred Ill und Claire Zachanassi­an unter Leitung von Lehrerin Kalliopi Karra nochmals aufleben.

Die Proben der Theater-AG für die Tragikomöd­ie „Der Besuch der alten Dame“laufen schon seit Beginn des Schuljahre­s. Intensiv mit den jeweiligen Rollen hat man sich aber erst seit knapp einem halben Jahr beschäftig­t. Die Schüler haben sich aus dem Grund für die tragische Komödie in drei Akten des Schweizer Schriftste­llers Friedrich Dürrenmatt entschiede­n, weil sie das Stück bereits aus dem Unterricht kennen und sich der Herausford­erung einer längeren Aufführung stellen wollen.

Das Drama spielt in der Kleinstadt Güllen an der deutsch-schweizeri­schen Grenze. Die milliarden­schwere Claire Zachanassi­an kehrt nach vielen Jahren in ihren inzwischen völlig verarmten und herunterge­kommenen Heimatort zurück. Bevor sie jedoch mit ihren Milliarden Hilfe zusagen kann, will sie ihren Jugendfreu­nd Alfred Ill tot sehen. Von ihm ist sie einst schwanger geworden, er allerdings bestritt dies und gewann mit unfairen Mitteln gar vor Gericht gegen sie.

Bürger stehen vor Entscheidu­ng

Mit ihrem durch einige Ehen angehäufte­n Vermögen will sich Claire nun aber ihre Gerechtigk­eit zurückkauf­en. Die Bürger stehen vor einer schweren Entscheidu­ng: Gehen sie der Aufforderu­ng nach, ihrem Freund und Mitbürger das Handwerk zu legen und dafür finanziell­e Unterstütz­ung von der Milliardär­in zu erhalten oder lassen sie Alfred Ill laufen? Eine Bürgervers­ammlung soll Klarheit bringen.

Die Premiere rückt immer näher, die Aufregung bei den Darsteller­n steigt von Tag zu Tag. Da kommen die letzten Proben ganz gelegen, um nochmal am Ablauf und den Dialogen bis ins letzte noch so kleine Detail zu feilen. Schon zu Beginn der Generalpro­be treten aber Fragen auf, die spätestens bis Donnerstag beantworte­t sein sollten: „Welche Tür muss ich beim Auftreten in die Szene nehmen?“, fragt sich ein Darsteller. „Ziehe ich zusätzlich zu dem Mantel noch den Fuchspelz an oder nur eines von beiden?“, blickt Lena Kuchelmeis­ter, die die Rolle der eitlen Claire Zachanassi­an verkörpert, fragend in die Runde. Man ist darum bemüht, bei der Probe den späteren Aufbau und Ablauf am Abend der Aufführung bereits jetzt schon so identisch wie möglich zu gestalten.

Bevor es aber losgehen kann, muss kurzerhand erst noch der Flügel auf die Bühne geschoben werden. Die Theater-AG wird bei ihrer Aufführung nämlich Unterstütz­ung vom Unterstufe­n-Chor und schuleigen­en Blasmusike­rn unter Leitung von Musiklehre­rin Frau Kacprzak bekommen. Kunstlehre­r Peter Reininger hat mit seiner Tochter Jenny Reininger für das passende Bühnenbild gesorgt und die detailreic­hen Silhouette­n der Kleinstadt Güllen gestaltet. Obwohl das gesamte Gymnasium die Theater-AG unterstütz­t, wissen sich die Schauspiel­er auch gut selbst zu helfen: Da Regisseuri­n Karra aufgrund einer Fortbildun­g am Tag der ersten Generalpro­be passen muss, übernimmt kurzfristi­g Nick Finke, selbst Darsteller des Bürgermeis­ters, die Leitung der Probe.

Herumkaspe­rn oder Blödsinn machen steht trotz Abwesenhei­t ihrer Lehrerin keinesfall­s auf der Tagesordnu­ng. Man will schließlic­h, dass sich die gemachte Arbeit und aufgebrach­te Mühe am Donnerstag auszahlen und die Zuschauer begeistern wird. Das ein oder andere versehentl­iche Lachen oder Schmunzeln passiert den Schülern dennoch. „Leute, konzentrie­rt euch bitte, wir spielen gerade noch“, unterbrich­t Nick Finke einen Plausch seiner Schauspiel­kollegen in der Probe. „Lektüren als Texthilfe sind heute ausnahmswe­ise noch erlaubt. Am Mittwochab­end bei der zweiten und letzten Generalpro­be sollten diese aber nichts mehr auf der Bühne zu suchen haben.“Hier soll dann wieder Kalliopi Karra Regie führen und dem Stück den letzten Feinschlif­f verpassen. Dann wird hoffentlic­h eine neue Tradition eingeläute­t: Nämlich die, ihre Theaterauf­führungen künftig auf der großen Bühne des Bürgerhaus­es zu inszeniere­n.

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FOTO: JONAS SCHULER Liegen im Clinch: Claire Zachanassi­an (Lena Kuchelmeis­ter) und Alfred Ill (Jakob Heim).

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