Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Theater spielt erstmals im Bürgerhaus
Theater-AG des Gymnasiums inszeniert am Donnerstag „Der Besuch der alten Dame“
ENNETACH - Eine Tradition am Gymnasium Mengen ist die Theateraufführung am Ende eines jeden Schuljahres schon lange. Dass die Schüler dieses Jahr aber auf der großen Bühne anstatt im Schulhof auftreten, ist neu. Am Donnerstag, 13. Juli, können sich interessierte Theaterfreunde ab 19.30 Uhr im Bürgerhaus Ennetach die Premiere des Stückes „Der Besuch der alten Dame“ansehen. Die 17 theaterbegeisterten Schüler aus den Klassenstufen sieben bis zwölf lassen die Geschichte von Alfred Ill und Claire Zachanassian unter Leitung von Lehrerin Kalliopi Karra nochmals aufleben.
Die Proben der Theater-AG für die Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“laufen schon seit Beginn des Schuljahres. Intensiv mit den jeweiligen Rollen hat man sich aber erst seit knapp einem halben Jahr beschäftigt. Die Schüler haben sich aus dem Grund für die tragische Komödie in drei Akten des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt entschieden, weil sie das Stück bereits aus dem Unterricht kennen und sich der Herausforderung einer längeren Aufführung stellen wollen.
Das Drama spielt in der Kleinstadt Güllen an der deutsch-schweizerischen Grenze. Die milliardenschwere Claire Zachanassian kehrt nach vielen Jahren in ihren inzwischen völlig verarmten und heruntergekommenen Heimatort zurück. Bevor sie jedoch mit ihren Milliarden Hilfe zusagen kann, will sie ihren Jugendfreund Alfred Ill tot sehen. Von ihm ist sie einst schwanger geworden, er allerdings bestritt dies und gewann mit unfairen Mitteln gar vor Gericht gegen sie.
Bürger stehen vor Entscheidung
Mit ihrem durch einige Ehen angehäuften Vermögen will sich Claire nun aber ihre Gerechtigkeit zurückkaufen. Die Bürger stehen vor einer schweren Entscheidung: Gehen sie der Aufforderung nach, ihrem Freund und Mitbürger das Handwerk zu legen und dafür finanzielle Unterstützung von der Milliardärin zu erhalten oder lassen sie Alfred Ill laufen? Eine Bürgerversammlung soll Klarheit bringen.
Die Premiere rückt immer näher, die Aufregung bei den Darstellern steigt von Tag zu Tag. Da kommen die letzten Proben ganz gelegen, um nochmal am Ablauf und den Dialogen bis ins letzte noch so kleine Detail zu feilen. Schon zu Beginn der Generalprobe treten aber Fragen auf, die spätestens bis Donnerstag beantwortet sein sollten: „Welche Tür muss ich beim Auftreten in die Szene nehmen?“, fragt sich ein Darsteller. „Ziehe ich zusätzlich zu dem Mantel noch den Fuchspelz an oder nur eines von beiden?“, blickt Lena Kuchelmeister, die die Rolle der eitlen Claire Zachanassian verkörpert, fragend in die Runde. Man ist darum bemüht, bei der Probe den späteren Aufbau und Ablauf am Abend der Aufführung bereits jetzt schon so identisch wie möglich zu gestalten.
Bevor es aber losgehen kann, muss kurzerhand erst noch der Flügel auf die Bühne geschoben werden. Die Theater-AG wird bei ihrer Aufführung nämlich Unterstützung vom Unterstufen-Chor und schuleigenen Blasmusikern unter Leitung von Musiklehrerin Frau Kacprzak bekommen. Kunstlehrer Peter Reininger hat mit seiner Tochter Jenny Reininger für das passende Bühnenbild gesorgt und die detailreichen Silhouetten der Kleinstadt Güllen gestaltet. Obwohl das gesamte Gymnasium die Theater-AG unterstützt, wissen sich die Schauspieler auch gut selbst zu helfen: Da Regisseurin Karra aufgrund einer Fortbildung am Tag der ersten Generalprobe passen muss, übernimmt kurzfristig Nick Finke, selbst Darsteller des Bürgermeisters, die Leitung der Probe.
Herumkaspern oder Blödsinn machen steht trotz Abwesenheit ihrer Lehrerin keinesfalls auf der Tagesordnung. Man will schließlich, dass sich die gemachte Arbeit und aufgebrachte Mühe am Donnerstag auszahlen und die Zuschauer begeistern wird. Das ein oder andere versehentliche Lachen oder Schmunzeln passiert den Schülern dennoch. „Leute, konzentriert euch bitte, wir spielen gerade noch“, unterbricht Nick Finke einen Plausch seiner Schauspielkollegen in der Probe. „Lektüren als Texthilfe sind heute ausnahmsweise noch erlaubt. Am Mittwochabend bei der zweiten und letzten Generalprobe sollten diese aber nichts mehr auf der Bühne zu suchen haben.“Hier soll dann wieder Kalliopi Karra Regie führen und dem Stück den letzten Feinschliff verpassen. Dann wird hoffentlich eine neue Tradition eingeläutet: Nämlich die, ihre Theateraufführungen künftig auf der großen Bühne des Bürgerhauses zu inszenieren.