Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vier Kommunen planen gemeinsamen Gewerbepark
Gemeinderat Hohentengen beschließt Beitritt – Außerdem sind Mengen, Herbertingen und Scheer dabei
HOHENTENGEN - Die Kommunen Mengen, Herbertingen, Hohentengen und Scheer wollen ein gemeinsames interkommunales Gewerbegebiet schaffen. Der Gemeinderat Hohentengen hat in seiner Sitzung am Mittwochabend für Hohentengen den Beitritt zu dem entsprechenden Zweckverband „Interkommunaler Gewerbe- und Industriepark Donau-Oberschwaben“(IGI DOS) beschlossen. Es gab jedoch drei Gegenstimmen. Der Park soll 100 Hektar umfassen und sich entlang der Achse B 32/B 311 befinden.
Im Kreis Sigmaringen und auch darüber hinaus würden derzeit immer mehr Zweckverbände gegründet, stellte Bürgermeister Peter Rainer fest. Dies sei aufgrund strengerer Vorgaben notwendig. Eine einzelne Gemeinde könne heute nur noch den Bedarf von einem kleineren Handwerksbetrieb decken, aber nicht den von größeren Unternehmen. Nun möchten die vier Kommunen Mengen, Herbertingen, Hohentengen und Scheer – in dieser Reihenfolge sind auch die Anteile verteilt – einen gemeinsamen Gewerbepark gründen. „Wir vertreten da über 20 000 Einwohner. Wir haben da ein anderes Gewicht, wenn wir als politische Gruppe auftreten“, so Rainer.
Im Bodenseeraum würden Gewerbeflächen knapp. „Es kommen immer mehr Unternehmen auf die Idee, sich im Hinterland anzusiedeln“, sagte Rainer. Es stelle sich die Frage, warum jetzt ein gemeinsames Gewerbegebiet geschaffen werden solle. „Weil gerade jetzt auch eine überregionale Planung anläuft“, beantwortete Rainer die selbst gestellte Frage und meinte damit Planungen des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben.
Entwicklungszeiten sind lang
Bürgermeister Rainer und auch Stadtplaner Lothar Zettler vom Büro Lars Consult – er stellte in der Sitzung die Satzung des gemeinsamen Gewerbegebiets vor – betonten, dass es bei dem Gewerbe- und Industriepark um eine langfristige Angelegenheit gehe. „Wir reden da bei den Flächen von Entwicklungszeiten von 20 Jahren plus X“, sagte Lothar Zettler. „Wichtig ist, dass die richtigen Firmen angesiedelt werden“, sagte er. Es gehe nicht darum, die Flächen möglichst schnell mit Betrieben aufzufüllen. „Es wird eine sogenannte Profilierung erstellt“, erklärte er. Dies bedeute beispielsweise, dass man das Verhältnis Flächenverbrauch zur Zahl der angestellten Mitarbeiter beachte: Ein Unternehmen, das drei Hektar beanspruche, aber nur 15 Mitarbeiter dann habe, das sei zum Beispiel kein gutes Verhältnis.
Auf eine entsprechende Nachfrage von Gemeinderat Karl Johannes Deppler (CDU) machte Zettler deutlich, dass nicht geplant sei, dass der Zweckverband in den nächsten zwei, drei Jahren die kompletten 100 Hektar, die für den Park vorgesehen sind, auf einen Schlag kauft. Zettler erläuterte weiter, dass es nicht darum gehe, Gewerbesteuereinnahmen zu generieren. Es gehe darum, dass man in der Nähe von Siedlungen die Möglichkeit schafft, Arbeitsplätze für die kommende Generation zur Verfügung zu stellen.
Peter Löffler (CDU) sah das Vorhaben kritisch. Schon seit 20 Jahren sage man, dass im Bodenseeraum die Flächen für die Unternehmen ausgingen. „Immer wieder können sie doch bauen“, bemerkte Löffler. Besonders kritisierte Löffler, dass es Unternehmen möglich sei, im Hinterland Ökopunkte zu kaufen, sich aber dann doch in der Stadt anzusiedeln: „Im ländlichen Raum wird der Ausgleich geschaffen, und in den Städten wird gebaut“, bemängelte er. Lothar Zettler entgegnete, nur wenn der ländliche Raum sich zu Zweckverbänden zusammenschließe, könne man auch gegen die größeren Städte etwas ausrichten. „Fünf oder zehn Bürgermeister haben mehr Macht als einer“, sagte Zettler. Ernst Mayer (Freie Wähler) meinte, die einzige Chance sei, wenn die Kommunen des ländlichen Raumes die Kräfte bündelten. Auch Elmar Gruber (Freie Wähler) sah das so. Er übte trotzdem Kritik und sagte auch, warum er gegen das Vorhaben stimme: „Ich möchte ein Zeichen gegen Flächenverbrauch setzen.“Drei Räte, darunter auch Gruber, stimmten gegen den Beitritt zum Zweckverband, der mehrheitlich beschlossen wurde.