Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Vom Krankenpfl­eger zum Priester

Mathias Michaelis feiert Primiz in Scheer – Pfarrer Harald Golla hält Predigt

- Von Vera Romeu

SCHEER - Mit einem großen kirchliche­n und weltlichen Fest ist in Scheer die Primiz von Mathias Michaelis gefeiert worden. Bei einem Empfang im Rathaus haben sich Primiziant, Familie, Priester, Vertreter der Gremien und Vereine am frühen Morgen getroffen. Primiziant Michaelis freute sich über das Fest. Bei der Prozession zogen die Festgäste und Fahnenabor­dnungen mit dem Primiziant­en hinter den vielen Ministrant­en und der Stadtkapel­le hoch zur Kirche. Böllerschü­sse begleitete­n die festliche Stimmung. „Es ist eindrucksv­oll, wie die Gemeinde sich für die Primiz engagiert. Es zeigt, dass die katholisch­e Kirche doch eine größere Gemeinscha­ft ist, als man im Alltag wahrnimmt“, sagte Mathias Michaelis.

In der Kirche begrüßte Pfarrer Stefan Einsiedler den Primiziant­en, seine Familie und Freunde. „In Scheer sind die Wurzeln deiner Berufung gelegt worden“, sagte Pfarrer Einsiedler. Primiziant Michaelis stellte die vielen Geistliche­n, die um den Altar standen, vor. Man spürte die Freude und Zuversicht in seiner Stimme. Musikalisc­h gestaltete­n der Kirchencho­r und der Liederkran­z den Gottesdien­st unter der Leitung von Roland Hoheisel-Gruler.

Pfarrer Harald Golla predigte eindrucksv­oll. Er ging auf den Beruf des Priesters ein: Keiner sei verdammt, ein Einzelkämp­fer zu sein. „Christsein geht in Gemeinscha­ft, man wird gefordert, muss sich auseinande­rsetzen, Ungeklärte­s aushalten um der frohen Botschaft Willen, nicht weil man Recht haben will oder weil es immer so war“, sagte Golla. Beeindruck­t habe ihn, wie Michaelis, nachdem er Krankenpfl­eger gelernt hatte und auf diese Weise den Menschen dienen konnte, sich der Frage gestellt habe, wie er den Menschen noch mehr dienen könne. „Das ist Berufung. Gott klopft an“, sagte Pfarrer Golla. Michaelis habe sich bewegt und sei die Stationen zum Priestertu­m gegangen.

Authentisc­h bleiben

sagt Kichengeme­inderat Eugen Pröbstle bei der Primizfeie­r Wichtig sei, authentisc­h zu bleiben, sagte Pfarrer Golla dem Primiziant­en. Niemand könne auf alle Fragen eine Antwort geben, jeder dürfe etwas falsch machen, jeder dürfe das Leben aber auch genießen. Christsein dürfe nicht zu einer Rolle werden. Der Spruch des Primiziant­en „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“zeige das Gottvertra­uen, das Michaelis trage. „Aber ich warne dich: Gott macht es uns nicht leicht, er bleibt manchmal merkwürdig stumm“, sagte er. Gott wolle geliebt werden. „Wenn du es tust, wirst du leben in Fülle“, schloss Pfarrer Golla seine Festpredig­t. Am Ende des Gottesdien­stes erteilte Michaelis den Segen.

Nach dem Gottesdien­st wurde der Primiziant mit der Kutsche abgeholt und zur Festhalle hochgefahr­en. Die Stadtkapel­le ging musizieren­d voraus, viele Gäste gingen hinter der Kutsche her. Scheers Bürgermeis­ter Lothar Fischer begrüßte die große Festgemein­schaft, gratuliert­e Michaelis und wünschte ihm, ein fröhliches Herz und immer ein offenes Ohr zu haben.

Nach dem Mittagesse­n gratuliert­en mehrere Redner. Pfarrer Stefan Einsiedler wünschte Michaelis, die Aufgabe in vielen Variatione­n zu bewältigen und frei genug zu bleiben, um gelegen und ungelegen das Unerhörte zu sagen. Er überreicht­e ihm ein Glas mit Weizenkörn­er, damit er die gute Nachricht unerschroc­ken und in Demut säe, wissend, dass andere ernten werden. Dazu gab er ihm ein Glas voller heimatlich­er Erde und ein Glas Honig. Pfarrer Golla gratuliert­e dem Primiziant­en mit den Vertretern der Wasseralfi­nger Gemeinde, eine der ersten Stationen Michaelis. Er solle nie vergessen zu lachen, kein Einzelkämp­fer werden und als Priester nicht in Selbstmitl­eid verfallen. Bernd Reiser und Stefanie Keller gratuliert­en dem Primiziant­en als Vertreter der Tübinger Studentenv­erbindung „Albertus Magnus“.

Liederkran­z und Kirchencho­r schenkten dem Primiziant­en drei Lieder. Eugen Pröbstle gratuliert­e als Vertreter des Kirchengem­einderats: „Wir haben große Achtung vor Menschen wie dir, die sich für das Priestertu­m entscheide­n. Priester fallen nicht vom Himmel, sie müssen erbetet werden“, sagte Pröbstle. Er habe einen schönen Beruf und möge den Weg zwischen sinnvolle Bewahrung von Tradition und Erneuerung gehen, so Pröbstle. „Deine Heimat betet für dich. Behalte deinen Humor, damit lässt sich viel bewältigen“, sagte er.

Anschließe­nd schnitten Bürgermeis­ter Lothar Fischer und der Primiziant die große Torte an, von der alle Gäste ein Stück bekamen.

„Deine Heimat betet für dich“,

 ?? FOTOS: VERA ROMEU ?? Ein seltenes Fest: Mit der Kutsche wird Mathias Michaelis (2.v.l.) nach der Primizfeie­r in Scheer abgeholt.
FOTOS: VERA ROMEU Ein seltenes Fest: Mit der Kutsche wird Mathias Michaelis (2.v.l.) nach der Primizfeie­r in Scheer abgeholt.
 ??  ?? Mathias Michaelis freut sich in der Scheerer Kirche auf seine Berufung.
Mathias Michaelis freut sich in der Scheerer Kirche auf seine Berufung.
 ??  ?? Bürgermeis­ter Lothar Fischer und der Primiziant schneiden die Torte an.
Bürgermeis­ter Lothar Fischer und der Primiziant schneiden die Torte an.
 ??  ?? Ministrant­en führen die Prozession zur Kirche an.
Ministrant­en führen die Prozession zur Kirche an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany