Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Das Reformationsjubiläum ist vertreten
Gutes Wetter, viele Besucher: Handwerker- und Bauernmarkt ist wieder einmal Magnet
BAD SAULGAU - Dass der historische Markt seit vielen Jahren eine feste Größe im Programm des Bächtlefests ist, hat sich auch diesmal bestätigt. Stände mit vornehmlich altem Handwerk, Tiere und viele Mitmachangebote für Kinder sorgten zeitweise für massive Staus auf der Hauptstraße und dem Marktplatz. Auch die Tanzensembles und Auftritte verschiedener Musikgruppen zogen viel Publikum an.
Die Organisatoren des Markts, Franz Schweizer und Gerd Stolz, sind inzwischen zu wahren Planungsprofis geworden: Sie kümmern sich um interessante, handwerkliche Präsentationen, geben Traditionsvereinen und -gruppen Raum für kulinarische Angebote und erstellen ein minutiös ausgearbeitetes Beiprogramm. Dass zahlreiche Bad Saulgauer Bürger mittlerweile im typischen Bächtlefest-Häs durch die Straßen spazieren, verleiht dem Markttreiben zusätzlich Farbe. So fiel Franz Schweizers Rückmeldung entsprechend positiv aus. Sehr gut sei es gelaufen mit Spitzenzeiten zwischen 10.30 und 13.30 Uhr. Eine beachtliche Zahl von Marktbeschickern seien bereits Stammgäste. Viel zum Gelingen trugen natürlich das trockene Wetter und die angenehmen Temperaturen bei. Familien mit jüngeren Kindern wählten gerne den Marktplatz als Einstieg ins quirrlige Geschehen. Neben kreuzbraven Kühen, die sich sogar streicheln ließen, standen Mutschlers geduldige Pferde und zwei kleine Fohlen, die mit vielen Ahs und Ohs bestaunt wurden.
Hufschmied bei der Arbeit
Hansjörg Mutschler beherrscht die Kunst des Hufschmieds, die er, unterstützt von Enkel Lukas, auch diesmal versiert am lebenden Objekt demonstrierte. Wer Angst vor großen Tieren hatte, beobachtete diverses Federvieh, darunter eine Glucke mit winzigen Küken, Hasen, Schafe und Ziegen. Viel Betrieb herrschte unter anderem am Seilerstand von Sabine Emhart aus Neufra bei Riedlingen. Hier konnten Freiwillige mit etwas Muskelkraft ein meterlanges Seil in den Farben ihrer Wahl drehen.
Begehrt war auch das Marmorieren von Papier, das früher als kunstvoller Einband für Bücher diente. Die kleinen Maler in Plastikschürzen tropften dazu Druckfarben auf ein Blatt, das in einer Kleisterlösung lag und verzogen diese mittels eines Eisenkamms zu Kreisen und Linien. Zum Trocknen wurde das Werk mit Wäscheklammern an einer Leine aufgehängt und einige Zeit später abgeholt. Stimmung herrschte am Pineaustand des Partnerschaftsvereins, wo der begehrte Aperitif neben anderen Produkten aus Chalais und Umgebung verkauft und natürlich probiert wurde. Jacques Dournois, der frühere Präsident des dortigen Komitees, hatte sich trotz seiner gut 80 Jahre auch diesmal der Abordnung aus der Partnerstadt angeschlossen.
Neu auf dem Markt und hoffentlich nicht zum letzten Mal, war der Stand, den der evangelische Pfarrer Paul Bräuchle zum Luther-Jubiläum mit seiner Familie aufgebaut hatte. Er stand für Informationen und Diskussionen bereit und verkaufte Schriften, Malbücher und die Lutherfiguren der Firma Playmobil, die sich deutschlandweit zum Verkaufsschlager entwickelt hatten.
Züchtig wie einst Luthers Frau Katharina saß Bräuchles Gemahlin am Spinnrad und Tochter Pia zeigte, wie die Menschen früher mit einem Gänsekiel geschrieben hatten. Immer wieder erschallten Trommelwirbel der Bächtle Trommler, die Schwedengruppe feuerte lautstark ihre Kanone ab und man traf auf fünf Alphornbläser, die sich an verschiedenen Orten der Altstadt platziert hatten. Da die kommerziellen Wurstbratereien fehlten, deckten sich die Besucher an den vereinseigenen Ständen mit Snacks ein, und die Gastronomiebetriebe freuten sich über viel Zuspruch.