Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gelbes Haus schließt schon früher
In der kommenden Woche wird es ein Dankes- und Abschiedsfest geben.
LAIZ - Der Kreis● Sigmaringen gibt nach fast vier Jahrzehnten das Gelbe Haus in Laiz als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge auf. Der Mietvertrag mit dem Hechinger Bäckereibetrieb Bumüller wurde nicht verlängert. Die Schließung war ursprünglich für das Jahresende geplant, nun wird das Haus schon zum September geschlossen. Am Freitag, 28. Juli, wird es von 15 bis 18 Uhr ein Abschiedsfest geben.
In all den Jahren sind die Laizer und ihre ausländischen Mitbürger in der Regel gut miteinander ausgekommen“, sagt Ortsvorsteher Wolfgang Querner. Die im Gelben Haus lebenden Flüchtlinge sollen auf andere Unterkünfte im Kreis, die noch Kapazitäten frei haben, verteilt werden.
Seit 1979 wurde das Haus als Flüchtlingsunterkunft des Kreises genutzt. In Laiz wurden Flüchtlinge und Aussiedler aus vielen verschiedenen Nationen untergebracht, Bootsflüchtlinge aus Vietnam, Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien oder aktuell aus Syrien, Gambia und Eritrea. Betreut wurde das Haus in diesen Jahrzehnten von der Caritas.
Viele Bürger aus der ganzen Region haben immer wieder Aktivitäten zur Unterstützung, zur Einbindung und zur Unterhaltung der Flüchtlinge gestartet. So wurde zum Beispiel vor zwei Jahren eine Fahrradwerkstatt eingerichtet, in der gespendete Fahrräder wieder hergerichtet wurden und an Flüchtlinge verteilt, damit diese mobiler sind.
2011 wurde der Mietvertrag wegen steigender Flüchtlingszahlen noch bis 2017 verlängert, sodass die Unterkunft nun 38 Jahre lang vom Kreis genutzt wurde. Im Gelben Haus wohnten rund 170 Asylbewerber.
Inzwischen sinken die Flüchtlingszahlen wieder, auch weil die in der Graf-Stauffenberg-Kaserne untergebrachten Flüchtlinge auf die Zuweisung in Gemeinschaftsunterkünfte angerechnet werden. In Sigmaringen gibt es dann künftig noch eine Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen Hotel Fürstenhof.
Inzwischen gehört das Haus Gerhard Bumüller vom Bäckereifilialisten Sternenbäck in Hechingen. Die Firma hat scheinbar schon Pläne, was mit dem Haus geschehen soll, will dies aber nicht mitteilen, sagt eine Mitarbeiterin der Firma, die nicht genannt werden möchte. Auch die Kreisverwaltung und die Caritas wollten sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äußern und verweisen auf eine Presssekonferenz am Donnerstag.
Der ehemalige Ortsvorsteher Lothar Scheit meinte einmal, dass das Verhältnis von Bürgern und Flüchtlingen „nicht frei von Spannungen“sei. Der jetzige Ortsvorsteher Wolfgang Querner hingegen sagt, dass das Gelbe Haus zu einem festen Bestandteil von Laiz geworden ist. Es habe seit 40 Jahren existiert und sei zuletzt keine Belastung mehr für den Sigmaringer Stadtteil gewesen. Im Gegenteil, so der Ortsvorsteher: „Viele ehemalige Bewohner sind in Laiz ortsansässig geworden.“Querner spricht von einem Bedauern: “Ja, man kann fast sagen, dass ich die Entscheidung bedauere.“
Beim Abschiedsfest in der kommenden Woche soll sich die Gelegenheit bieten, mit Flüchtlingen und Gästen auf 38 Jahre Gelbes Haus zurückzublicken und dabei ins Gespräch zu kommen. Es wird die Möglichkeit geben, sich über die Lebenssituation der Flüchtlinge und die Flüchtlingsarbeit des Landkreises und der Caritas zu informieren. An diesem Nachmittag wird es ein kulturelles Rahmenprogramm und ein internationales Angebot an Speisen und Getränken geben.