Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Es ist immer jemand da“
Gertrud Komarek musste oft loslassen in ihrem Leben – Im Wohnpark am Schloss in Bad Waldsee hat sie ein neues Zuhause gefunden
Ich bin jeden Tag dankbar, dass ich hier sein darf“. Gertrud Komarek strahlt. Seit drei Jahren lebt sie im betreuten Wohnen im Wohnpark am Schloss in Bad Waldsee, einer Einrichtung der St. Elisabeth-Stiftung. Die 75-Jährige genießt die Ruhe in ihrer großzügigen Drei-Zimmer-Wohnung, den Blick ins Grüne. „Und wenn ich will, habe ich immer Kontakt“, sagt die gebürtige Wienerin, die ihren Mann und ihre zwei erwachsenen Kinder verloren hat.
„Hier verbringe ich meinen letzten Lebensabschnitt“, sagt Gertrud Komarek und blinzelt in die Sonne. Dass ich diese Wohnung gefunden habe, war ein Geschenk des Himmels“, meint die gepflegte Frau. Denn ihr Umfeld mit Wohnpark und angegliedertem Pflegeheim ist ihr sehr ans Herz gewachsen. Hier hat sie Hilfe und Unterstützung auch in ihren schwersten Zeiten bekommen. Eingezogen ist sie, weil sie ihren Mann nicht mehr alleine zu Hause pflegen konnte. „Ich war am Limit“.
Eineinhalb Jahre hat sie zusammen mit ihrem Mann in der lichtdurchfluteten 102-Quadratmeter-Wohnung gewohnt. Liebevoll hat sie sich um ihren Mann, der seit seiner Pensionierung an einer seltenen, schweren Nervenkrankheit litt und im Rollstuhl saß, gekümmert. Unterstützt haben sie dabei die Pflegekräfte des mobilen Pflegedienstes der Sozialstation Gute Beth. 2016 musste sie zweimal loslassen: Im Januar musste ihr Mann nach einem Krankenhausaufenthalt ins Pflegeheim übersiedeln, im November wurde er von seinem Leiden endgültig erlöst. Bis zu seinem Tod war sie täglich vier bis fünf Stunden bei ihm. Der kurze Weg von ihrer Wohnung ins Pflegeheim hat ihr diese Besuche erleichtert. Gertrud Komarek hat sich bereits selbst auf die Liste des Pflegeheims setzen lassen – sollte es einmal nötig werden, will sie auf Nummer sicher gehen und von den „Schwestern mit Herz“, wie sie sagt, auf ihrem letzten Weg gepflegt und begleitet werden.
Nach Schicksalsschlägen das Leben meistern lernen
Doch noch ist sie zuversichtlich, lernt, ihr Leben alleine zu meistern. Familie hat sie keine mehr – ihr Sohn starb mit 44 an Mukoviszidose, ihre Tochter kam im Alter von 29 bei einem Autounfall ums Leben. Geblieben sind ihr ein paar gute Freunde und ihre Mitbewohner in der betreuten Wohnanlage.
Mit zwei Damen fühlt sie sich besonders verbunden. Regelmäßig treffen sie sich im hauseigenen Café, jeden Abend wünschen sie sich telefonisch eine gute Nacht. Die Familie ihres physikalischen Therapeuten, der seit Jahrzehnten ihre Hüftschiefstellung therapiert, ist ihr wie eine Ersatzfamilie ans Herz gewachsen. Sie hat ihr in ihren schweren Zeiten die Wohnung im Wohnpark am Schloss vermittelt. Dafür ist sie ihnen heute noch äußerst dankbar.
Denn Gertrud Komarek hat nicht immer in Bad Waldsee gewohnt. Jahrzehntelang lebte sie mit ihrer Familie in Leopoldshafen bei Karlsruhe, wo ihr Mann, Physiker und Wissenschaftler, bis zu seiner Pensionierung forschte. Dennoch ist ihr das oberschwäbische Städtchen schon seit vielen Jahren zur zweiten Heimat geworden. Mehr als 20 Jahre lang kam sie regelmäßig in die Kur-stadt, um ihre Rückenschmerzen von ihrem physikalischen Therapeuten behandeln und lindern zu lassen.
Eingewöhnt hat sie sich schnell in ihrem neuen Umfeld in Bad Waldsee – die Bedenken ihrer Freundinnen aus Leopoldshafen haben sich nicht bewahrheitet. Freundliche Nachbarn, eine hilfsbereite Koordinatorin als Ansprechpartnerin und viele Freizeit- und Hilfsangebote erleichtern ihr den Alltag. „Ich bin hier im Schlaraffenland“, meint die gelernte Kauffrau und lacht. „Ich setze mich auf eine Bank unter den großen Ahorn und schon kommt jemand dazu. Denn wenn man hier nicht allein sein will, muss man nicht allein sein, “meint die kontaktfreudige Seniorin.
Grundservice und besondere Betreuung
Angebote gibt es genug – neben dem Grundservice mit barrierefreien Miet- und Eigentumswohnungen, einem 24-Stunden-Notrufsystem, der geistlichen Betreuung und einer Koordinatorin als Ansprechpartnerin und Vermittlerin von Dienstleistungen kann Gertrud Komarek viel Service dazu buchen, wenn sie denn will. Den Einkaufsbus, der gehbehinderte Bewohner zum Einkaufen und zur Apotheke fährt, findet sie eine „praktische Sache“ebenso wie das Angebot, sich das Mittagessen vom hauseigenen Café in ihre Wohnung bringen zu lassen, wenn es ihr einmal nicht so gut geht. Den Service der Fensterputzer oder einer Putzkraft kann sie ebenso dazubuchen, wenn sie das braucht.
Viele Vorträge, Sportangebote und Spielenachmittage gehören zu den regelmäßigen Freizeitangeboten im Haus. Gertrud Komarek freut sich besonders auf das gemeinsame Frühstücksbuffet im Café, das einmal im Monat von „reizenden Ehrenamtlichen“organisiert wird.
Der Briefkasten im Haus erspart zwar so manchen Gang in die Stadt. Dennoch zieht es sie am Markttag in die Altstadt. Den Spaziergang durch den idyllischen Park genießt sie dann.
Besonders profitiert hat die Seniorin bislang von der Wohnparkleitung. „Heidi Schreiber, die Koordinatorin, hat mir immer geholfen, vor allem am Anfang“, erinnert sich Gertrud Komarek zurück. Viel Unterstützung hat sie von ihr bei der Bürokratie um Pflege und Bestattung ihres Mannes erhalten. „Du fühlst dich nie allein, sie hilft immer“, schwärmt die adrette Dame, die die gesamte Wohnanlage als „große Hilfsgemeinschaft“empfindet: „Es ist immer jemand da.“
Auch sie selbst bringt sich ein: Zwei- bis dreimal pro Woche engagiert sie sich ehrenamtlich im Pflegeheim, sie schenkt den alten Menschen Kaffee ein, setzt sich zu ihnen, redet mit ihnen und spendet Trost. „Ich freue mich, wenn ich in ihre dankbaren Augen sehe“, erzählt die charmante Frau. „Hier bin ich einfach sehr zufrieden“, sagt Gertrud Komarek und strahlt.