Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Konfliktpunkte sind die Straßenüberquerungen
Auftaktworkshop der Fußverkehrs-Checks 2017 in Meßkirch
MESSKIRCH - Die Förderung des Fußverkehrs ist das Thema des Auftaktworkshops der Fußverkehrschecks 2017 im Bürgersaal des Meßkircher Schlosses gewesen. Ziel der landesweit angeregten Aktion ist die Entwicklung einer neuen Geh-Kultur. Der Fußgängeranteil soll bis zum Jahr 2030 in Baden-Württemberg um 30 Prozent gesteigert werden. Meßkirch gehört zu einer der neun Kommunen, die in diesem Jahr bei der Aktion mitmachen.
Projektleiterin Inga Wolf vom Fachbüro Planersozietät stellte vor gut einem Dutzend interessierter Bürger der Stadt die Konzeption der Fußverkehrs-Checks vor.
Zufußgehen ermögliche die Teilhabe aller Menschen am öffentlichen Leben. Weder Schadstoffe noch Lärm würden emittiert, weniger Platz werde verbraucht und das sogar kostenlos. Gehen fördert die Gesundheit, habe positive Einflüsse auf die Lebenserwartung und steigere die Lebensqualität.
Rund ein Viertel aller Wege werde zu Fuß zurückgelegt. Besonders auf kurzen Wegen habe das Zufußgehen eine große Bedeutung. Vier von zehn Wegen seien kürzer als zwei Kilometer. Die eigenen Füße seien zur Bewältigung der Alltagsmobilität für einen Großteil der Bevölkerung das wichtigste individuelle Verkehrsmittel. Senioren und Kinder sowie junge Erwachsene legten viele Fußwege zurück und gehörten damit zu der Gruppe, die anteilig bei Unfällen besonders gefährdet sind. Konfliktpunkte sind dabei vor allem die Straßenüberquerungen.
Im Anschluss an die Präsentation eröffnete Inga Wolf vor zwei Stadtplänen mit farblich hervorgehobenen Begehungen mit der Frage: Was ist gut, was ist schlecht in Meßkirch im Hinblick auf den Fußverkehr? Mit roten und grünen Punkten hob sie exponierte Stellen hervor und heftete Anregungen und Verbesserungsvorschläge der Diskussionsteilnehmer unter einen der Stadtpläne. Bürgermeister Arne Zwick, der die Fußverkehrs-Checks für eine gute Ergänzung des Meßkircher Verkehrskonzeptes hält, räumte zwar der Fußverkehrssicherheit in der Stadt mehr Potenzial ein, bedauerte jedoch die statische Straßenverkehrsordnung und das fehlende Entgegenkommen so mancher Grundbesitzer bei einer fußgängerfreundlichen Umgestaltung von Gefahrenstellen.
Sicherheit erhöhen
Zugeparkte und zu schmale Gehwege, fehlende Radwege und Routenführungen zu Schulen und Kindergärten (Stichwort Jahnstraße) nannten die Teilnehmer der Diskussionsrunde am häufigsten. Positiv hervorgehoben wurden der Adlerplatz, die Schlossstraße und der Fußweg Katzensteig.
Inga Wolf erweiterte mit dem neu entwickelten Konzept „shared space“(etwa: Gemeinschaftsplatz) die Debatte um die Gestaltung und Organisation von Straßenräumen.
Die Einteilung des Straßenraumes in separate Flächen kann die Konflikte zwischen den Verkehrsträgern (Fußgängern, Auto- und Radfahrern) nicht beheben, sondern führt an den Schnittstellen vermehrt zu Unfällen. Um die Sicherheit von Fußgängern zu steigern, muss die Priorität bei der Umgestaltung von Verkehrsräumen außen (Gehweg) und nicht innen (Fahrbahn) liegen.
Zum Ende der Veranstaltung informierte die Projektleiterin und ihr Team über das weitere Vorgehen. Am 20. September finden die zwei Begehungen rund um die Altstadt statt, wobei der Schwerpunkt auf Nahversorgung, die Schulen und Alteneinrichtungen gelegt wird und wozu alle interessierten Bürger eingeladen sind. Bei einem Abschlussworkshop im Oktober werden die Inhalte und Ergebnisse der Begehungen zusammenfassend vorgestellt und erste Lösungsansätze und mögliche Maßnahmen vertieft erörtert.