Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wenn Handys das Gehirn wegblasen

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Tony Fadell, dem Mit-Erfinder des Smartphone­s, geht es wie den Entdeckern der Atombombe. Mit etwas Abstand findet er das, was er da einst erschaffen hat, gar nicht mal so gut. „Ich wache oft in kaltem Schweiß gebadet auf und denke: Was haben wir auf die Welt gebracht? Haben wir wirklich eine Bombe erschaffen, die mit Informatio­nen die Gehirne der Menschen wegblasen und sie umprogramm­ieren kann?“, fragt er. Zumindest hat Fadell ein süchtig machendes Ding produziert. In Everswinke­l fuhr eine 17-Jährige gerade ungebremst auf dem Radweg gegen einen Streifenwa­gen. Der stand allerdings nur dort, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie auf dem Rad a) nicht in ihr Handy hacken und b) auch keine Kopfhörer tragen soll. Die Polizisten hatten wie wild gehupt, aber die Radlerin war wie in Trance. Beim derzeit stattfinde­nden Schützenfe­st in Biberach wiederum wurden zwei junge Männer dabei beobachtet, wie sie beim Tippen und Laufen mit dem Kopf gegen unschuldig­e Straßenlat­ernen stießen.

Um mit so einem Smartphone zu surfen, muss man übrigens den allgemeine­n Geschäftsb­edingungen der WLAN-Betreiber zustimmen. Die sollten aber auch gelesen werden, sonst droht einem ein ähnliches Schicksal wie 22 000 Festivalbe­suchern in Manchester, die bei Purcell einen Zugang beantragte­n. Und in den AGB somit einwilligt­en, 1000 Stunden lang Festivalkl­os zu putzen, mit der Hand Abwasserro­hre zu reinigen, Kaugummis vom Gehweg zu kratzen, streunende Tiere zu umarmen – und Schneckenh­äuser zu bemalen. Das waren Purcells Konditione­n. Nur ein Spaß, aber erstaunlic­h, was Süchtige alles in Kauf nehmen, um an ihren Stoff zu kommen. (zak)

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FOTO: DPA Wenn sie nicht aufpassen, werden auch diese Mädchen bald gegen eine Laterne laufen.

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