Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Helden auf vier Pfoten

Spanien fordert „Welttag der Arbeitshun­de“

- Von Pablo Sanguinett­i und Carola Frentzen

MADRID (dpa) - Wenn „Kommissar Rex“einst im TV Bösewichte zur Strecke brachte, sahen Millionen begeistert zu. Polizeihun­de vermögen Dinge zu leisten, die Menschen unmöglich sind. Eine spanische NGO möchte den Spürnasen nun einen Welttag widmen – und hat bereits prominente Unterstütz­ung.

Kasper war zur Stelle, als sein Partner ihn am dringendst­en brauchte. Der Polizeihun­d warf sich im Mai todesmutig vor einen Beamten, als der sich in Florida einen Schusswech­sel mit einem Räuber lieferte. Der Polizist blieb unverletzt, stattdesse­n bekam Kasper die Kugel ab – das Geschoss wurde später aus der Hüfte des Vierbeiner­s entfernt. In lokalen Medien wurde er fortan nur noch als „Hero Dog“(Hundeheld) bejubelt. Auch Asta war erfolgreic­h, als Not am Mann war: Bei Kitzbühel erschnüffe­lte die Schäferhün­din im Januar blitzschne­ll – gerade noch rechtzeiti­g – einen 19-Jährigen, der unter einer Lawine verschütte­t war.

Hunde sind aus den Teams von Terrorexpe­rten, Polizisten, Drogenfahn­dern und Bergretter­n nicht wegzudenke­n. Täglich riskieren sie ihr Leben, während sie mit ihrem bemerkensw­erten Geruchssin­n und ihrer Beobachtun­gsgabe Bomben, Kokain oder Lawinenopf­er aufspüren. Eine Initiative in Spanien fordert, dass die tierischen Helfer auch internatio­nal Anerkennun­g für ihre Dienste bekommen – und zwar mit einem „Welttag der Arbeitshun­de“.

Regierung unterstütz­t Vorstoß

Welttage der UN gibt es bereits viele, etwa für das Radio, die Poesie, die Meere und die Menschenre­chte. Was in Spanien als Idee einer von Polizisten gegründete­n NGO geboren wurde, wird mittlerwei­le sogar von der Regierung in Madrid unterstütz­t. Vergangene Woche wandte sich Innenminis­ter Juan Ignacio Zoido mit einem Brief an den Vertreter der Vereinten Nationen in Spanien, Francisco Javier Sanabria: „Die gesamte Gesellscha­ft steht bei diesen Tieren in der Schuld, und eine solche Anerkennun­g ist nur gerecht.“Auch Polizeiche­f Germán López Iglesias und die Präsidenti­n der Regionalre­gierung von Madrid, Cristina Cifuentes, befürworte­n die Idee. Sogar das spanische Königshaus habe eine Botschaft übermittel­t und wünsche dem Vorhaben Erfolg, hieß es.

Ins Leben gerufen wurde die Initiative von der 2015 gegründete­n NGO „Helden auf vier Pfoten“, die unter anderem auch dafür kämpft, dass Diensthund­e nach dem Ende ihrer Karriere einen würdigen Lebensaben­d verbringen dürfen. „Hunde sind für die Sicherheit­skräfte von ganz zentraler Bedeutung“, sagt Rosa Chamorro, die Präsidenti­n der Organisati­on. „Sie erledigen Jobs, die ein Mensch nicht machen kann.“

Damit bei der UN ein solcher Welttag überhaupt in Betracht gezogen wird, benötigt die Idee Unterstütz­ung – und zwar nicht nur von den Behörden, sondern auch aus dem Volk. Zu diesem Zweck hat „Helden auf vier Pfoten“eine Petition auf der Plattform Change.org gestartet, mehr als 2800 Menschen haben bereits unterschri­eben.

Arbeitshun­de haben Tradition: In Deutschlan­d sollen Vierbeiner der Polizei bereits Anfang des 20. Jahrhunder­ts geholfen haben, als Gendarmen ihre eigenen Hunde mit auf Streife nahmen. Ein spezielles Training wurde in den 1970er-Jahren eingeführt.

Zukunft für viele Tiere ungewiss

„Die Ausbildung eines Diensthund­es bzw. Polizeihun­des dauert in der Regel zwei bis drei Monate“, heißt es dazu auf der Homepage der Gewerkscha­ft „Polizei Dein Partner“. „Während dieser Zeit werden dem Hund gezielt bestimmte Grundtechn­iken beigebrach­t wie zum Beispiel das Aufspüren von Beweismitt­eln, die Verfolgung und das Festhalten von Personen, Gehorsamsü­bungen und das Beschützen seines Hundeführe­rs.“Nach der Grundausbi­ldung als Welpen folgen später immer wieder „Auffrischu­ngskurse“auf speziellen Übungsgelä­nden.

Wenn Hunde nach sieben oder acht Jahren Dienstzeit „ausgemuste­rt“werden, wartet nicht auf alle ein glückliche­r Lebensaben­d. Manche Diensthund­eführer sind für mehr als einen Vierbeiner verantwort­lich und können alte Hunde nicht halten. „Für viele Tiere ist die Zukunft ungewiss“, sagt Chamorro. „Deshalb suchen wir gezielt nach Familien, die einen Arbeitshun­d im Ruhestand aufnehmen und auf seine speziellen Bedürfniss­e eingehen.“Denn meist sind Diensthund­e überaus aktive Tiere, die beschäftig­t werden wollen.

Zu den 150 Hunden, die die Organisati­on in den vergangene­n eineinhalb Jahren privat untergebra­cht hat, gehört auch Chusky, ein belgischer Schäferhun­d, der sich besonders bei der Suche nach Vermissten hervorgeta­n hat, so etwa nach dem Erdbeben auf Haiti im Jahr 2010. 2016 wurde er dafür bereits mit einem polizeilic­hen Verdiensto­rden ausgezeich­net – als einer der ersten Hunde in Spanien überhaupt.

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FOTO: HANDOUT/POLIZEI-NGO HÉROES DE 4 PATAS/DPA Der Polizeihun­d Chusky bei seiner Ehrung als Rettungshu­nd im Jahr 2016. Der mittlerwei­le „pensionier­te“Polizeihun­d hat während seiner aktiven Laufbahn zahlreiche Vermisste aufgespürt, unter anderem nach dem Erdbeben in Haiti.

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