Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Landratsam­t wirbt um Nachwuchsk­räfte

Mittelfris­tig droht Fachkräfte­mangel

- Von Anna-Lena Buchmaier

SIGMARINGE­N - Das Landratsam­t Sigmaringe­n muss aktiv um jüngere Nachwuchsk­räfte werben: Bis 2030 werden altersbedi­ngt 816 000 Stellen im öffentlich­en Dienst frei, vor allem der ländliche Raum ist betroffen. In den kommenden zehn Jahren gehen mehr als ein Drittel der Landratsam­tMitarbeit­er in den Ruhestand, betroffen ist vorwiegend der Jahrgang der „Babyboomer“. Das geht aus dem Personalbe­richt von Fachbereic­hsleiterin Personal und Organisati­on, Renate Brunke, hervor. Das Durchschni­ttsalter der Mitarbeite­r beträgt derzeit 47,22 Jahre und liegt damit über dem Landesschn­itt. Gleichzeit­ig wird sich das Landratsam­t nicht ohne weiteres durch Neueinstel­lungen verjüngen können, denn laut Bericht steigt zum einen das Durchschni­ttsalter der Bewerber, zum anderen sinkt die Zahl der Bewerber. Die Übernahmeq­uote für Auszubilde­nde hingegen steigt: Sie lag 2015 bei 50 Prozent, 2016 bei 89 Prozent. Waren 2013 noch 26 Stellen ausgeschri­eben, waren es 2015 bereits 76 und 2016 66.

Um dem Fachkräfte­mangel vorzubeuge­n macht sich das Landratsam­t Gedanken, wie es künftig attraktiv für Nachwuchsk­räfte sein kann. Entspreche­nd gewinnt das Personalma­nagement an Bedeutung. Zielgruppe­nbezogene Werbung in ausgewählt­en Medien ist ein Teil des Plans, ebenso: die Einrichtun­g einer Karrierese­ite mit Online-Bewerbungs­möglichkei­t. Die effektivst­e Werbung seien die Mitarbeite­r selbst. Ziel des Kreises ist es, das Wissen der scheidende­n Mitarbeite­r zu erhalten, so will das Landratsam­t beispielsw­eise bei Neueinstel­lungen auf eine altersgemi­schte Teamstrukt­ur achten.

Investitio­n auf drei Gebieten

Laut Brunke investiert das Landratsam­t in drei Feldern: Der Gewinnung von Bewerbern, der Bindung von Fachkräfte­n ans Landratsam­t – unter anderem durch flexible Arbeitszei­ten oder Telearbeit – sowie der Steigerung der Produktivi­tät, was unter anderem durch ein positives Arbeitskli­ma oder betrieblic­he Gesundheit­sförderung erzielt werden soll. Was die Personalst­ruktur angehe, so Brunke, steige sowohl der Frauenante­il (derzeit bei 58 Prozent) als auch der Anteil derer, die Teilzeit arbeiten, was auch bei Männern immer beliebter werde. Deshalb dürfe man sich künftig auch nicht der Einrichtun­g von Teilzeit-F

ührungspos­itionen verschließ­en. Nachdem 2016 aufgrund der Flüchtling­ssituation einige neue Stellen geschaffen werden mussten (wir berichtete­n), ist der Bedarf an neuen eigenfinan­zierten Stellen wieder im Normbereic­h. 2016 arbeiteten 808 Menschen für das Sigmaringe­r Landratsam­t, 64 Prozent in Vollzeit. Kreisrat Stefan Bubeck (CDU) sprach aus Erfahrung: Als Bürgermeis­ter von Mengen kenne er die Probleme, Stellen neu zu besetzen. „In der freien Wirtschaft verdienen Anwärter bis zu 100 Prozent mehr als im öffentlich­en Dienst.“Er habe bereits zweimal eine Ingenieurs­stelle mit einem Techniker besetzt, in Ermangelun­g von Bewerbern mit dem gewünschte­n fachlichen Hintergrun­d.

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