Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Der Luchs ist wieder im Donautal
Bei der Burg Wildenstein entsteht ein Pavillon mit Informationstafeln
LEIBERTINGEN - Der Naturpark Obere Donau und die Gemeinde Leibertingen haben gemeinsam beim Parkplatz der Burg Wildenstein einen Informationspavillon zum Luchs im Donautal eröffnet. Seit 2015 wurden verschiedene Luchse wieder im Donautal gesichtet und nun hoffen die Naturschützer, dass sich hier langsam wieder eine Population dieser Raubkatzen herausbildet. Ein Partner dieses Projekts ist der WWF, der World Wide Fund For Nature. Die Gemeinde Leibertingen hat sich beim Bau des Pavillons und der Anlage des Parkplatzes eingebracht und wird sich um die Unterhaltung kümmern.
Durch die Zerstörung seines Lebensraumes, großer naturnaher Wälder, und die gezielte Bejagung ist der Luchs seit ungefähr 200 Jahren aus Deutschland verschwunden, zuletzt aus dem Donautal. Vor 170 Jahren wurde hier der letzte Luchs gesichtet. Seit den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben Naturschützer begonnen, Luchse wieder auszuwildern. Langsam breiten sich diese Raubkatzen wieder aus, gelten aber nach wie vor als stark gefährdet. „Umso mehr können wir stolz darauf sein, dass verschiedene Luchse in unserer Region auch ohne Ansiedlungsprojekt ganz von alleine gekommen sind“, sagte Bär. Speziell zwei Luchse, Friedl und Tello benannt, wurden in ihren Bewegungsmustern wissenschaftlich verfolgt. Inzwischen könnten sogar drei bis vier Tiere im Naturpark sein.
Eine Aura des Geheimnisvollen umgibt den Luchs
Der Tuttlinger Landrat Stefan Bär, Vorsitzender des Naturparkvereins, sagte, man sehe sich in der Pflicht, über dieses Wildtier zu informieren, weil es bei den Bürgern mit der Aura des Geheimnisvollen umgeben sei. Dazu biete sich der Platz vor der Burg Wildenstein, an dem jährlich rund 50 000 Besucher gezählt werden, besonders an, zumal die Jugendherberge in der Burg auch für zahlreiche Kinder und Jugendliche ein Anziehungspunkt sei. Von der Idee für den Info-Pavillon bis zur Umsetzung habe es auch dank der tatkräftigen Hilfe durch die Gemeinde Leibertingen gerade mal ein knappes Jahr gedauert.
Bär sprach auch die diffusen Ängste an, die ein Raubtier in der Region wecke. Besonders Schafzüchter und Jäger zeigten sich besorgt. Dass ein Luchs einmal ein Schaf oder andere Tiere reiße, liege in der Natur der Sache, sollte aber für den höheren Zweck hingenommen werden. In diesem Zusammenhang begrüßte er auch ein Schafzüchterehepaar, dem der Luchs bereits ein Tier gerissen hat. Umso wichtiger sei es, mit Jägern und Schäfern zusammenzuarbeiten und über den Luchs ausführlich zu informieren.
Leibertingens Bürgermeister Armin Reitze freute sich über eine weitere touristische Attraktion in seiner Gemeinde. Deshalb habe seine Verwaltung auch gerne Arbeiten für den Bau übernommen. Man solle die Wiederkehr des Luchses feiern. „Der Mensch muss auch mal zurücktreten vor der Natur, die wir hier doch allenthalben preisen“, sagte Reitze.
Im Pavillon informieren zwölf Tafeln über Biologie und Verbreitung des Luchses in Mitteleuropa. Es gibt Nachweise von Luchsen im Donautal, unter anderem Trittspuren und Bilder aus Fotofallen. Dargestellt wird auch, dass das Obere Donautal ein idealer Lebensraum für den Luchs ist. Eine der Tafeln, rot umrandet, bietet aktuelle Informationen zum Luchs im Tal.