Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Der Radexpress wird zur Räuberbahn
Neues Konzept zur Saison 2018 – Züge fahren häufiger – Haltepunkte werden attraktiver
PFULLENDORF - Seit der Einstellung des regelmäßigen Personen- und Güterverkehrs spielt der Zug in Pfullendorf keine große Rolle mehr. Doch das soll sich wieder ändern: Die Bahnstrecke, die Pfullendorf, Ostrach und Altshausen verbindet, soll ab dem Sommer 2018 deutlich attraktiver werden. Dreh- und Angelpunkt ist der Radexpress Oberschwaben, der dann als „Räuberbahn“gleichermaßen Touristen und Einheimische mitnehmen soll.
In der Sitzung des Pfullendorfer Gemeinderats am Donnerstag stellte Wirtschaftsförderer Bernd Mathieu die Pläne für die Zukunft vor. Demnach soll der Radexpress auf den Gleisen zwischen Aulendorf und Pfullendorf bereits im kommenden Jahr doppelt so oft unterwegs sein wie bisher.
Doppelt so viele Verkehrstage
Zurzeit fährt der Zug überwiegend zwischen Mai und Oktober, meistens an jedem zweiten Sonntag. Hinzu kommen Fahrten zu speziellen Anlässen, sodass sich für die laufende Saison 16 Verkehrstage ergeben. „Mit etwa 35 Betriebstagen sind für die kommende Saison rund doppelt so viele geplant“, sagte Bernd Mathieu.
Der Wirtschaftsförderer erklärte auch, warum die Wahl auf den Markennamen „Räuberbahn“fiel. „Der Name eignet sich für die gesamte Region“, sagte Bernd Mathieu im Gemeinderat. So ist in Ostrach vor allem der „Schwarze Vere“bekannt, der eigentlich Xaver Hohenleiter hieß und als berühmt-berüchtigter Räuber im Dreiländereck Baden, Württemberg und HohenzollernSigmaringen sein Unwesen trieb. Seine Räuberbande ließ sich bei Ostrach nieder. 1819 starb der Schwarze Vere in Gefangenschaft durch einen Blitzeinschlag in den Biberacher Siechenturm. In Pfullendorf wurde mit dem Ganoven Grandscharle inzwischen ebenfalls ein bekanntes Räuber-Gesicht etabliert. Auf Initiative der Ferienregion Nördlicher Bodensee gibt es seit drei Jahren Räuberführungen mit Grandscharle durch die Pfullendorfer Altstadt. Der Bad Saulgauer Michael Skuppin, der den Ganoven verkörpert, nimmt die Teilnehmer mit ins Jahr 1820, bringt ihnen die Räubersprache „Rotwelsch“bei, vermittelt Wissenswertes des Gaunerlebens und erläutert die damit verbundenen Schwierigkeiten im Alltag. Einige der Führungen enden mit einem speziellen „Räuberschmaus“im Restaurant Felsenkeller. „Die Bürgermeister der anliegenden Kommunen unterstützen den Namen“, sagte Bernd Mathieu. Die Marke könne mit verschiedenen Veranstaltungen kombiniert werden. Die Internet-Adressen www.räuberbahn.de und www.raeuberbahn.de seien bereits reserviert und sollten zum Saisonstart 2018 mit Inhalten gefüllt werden.
Unterstände aus alten Schienen
Darüber hinaus sollen zur neuen Saison auch die Bahnhaltepunkte auf Vordermann gebracht werden. Sie bekommen zum Beispiel Unterstände, die aus alten Schienen angefertigt und mit neuen Sitzgelegenheiten kombiniert werden. Hinzu kommen eine neue Beleuchtung, Vitrinen beziehungsweise Informationstafeln und Wegweiser.
Am Haltepunkt in Ostrach ist eine Sanierung der Bahnsteigkante geplant. Das Gleiche gilt für den Haltepunkt in Altshausen, der zudem versetzt werden soll. In Burgweiler führt der Zugang zum Zug bislang über Rasen, der zum Beispiel bei Regen rutschig wird und damit Gefahren birgt. Deshalb soll der Weg mit Kies oder Teer befestigt werden. Gespräche über einen komplett neuen Haltepunkt in Hoßkirch/Königseggwald laufen, sind bislang aber noch nicht abgeschlossen.
Laut Wirtschaftsförderer sollen die Maßnahmen für 60 000 Euro, die nahezu komplett das Land bezahlt, bereits im Herbst umgesetzt werden. Ab April wollen die Verantwortlichen die „Räuberbahn“dann verstärkt vermarkten. Im vergangenen Jahr hatte der Radexpress Oberschwaben rund 3000 Fahrgäste und 700 Räder transportiert.