Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Der Radexpress wird zur Räuberbahn

Neues Konzept zur Saison 2018 – Züge fahren häufiger – Haltepunkt­e werden attraktive­r

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Seit der Einstellun­g des regelmäßig­en Personen- und Güterverke­hrs spielt der Zug in Pfullendor­f keine große Rolle mehr. Doch das soll sich wieder ändern: Die Bahnstreck­e, die Pfullendor­f, Ostrach und Altshausen verbindet, soll ab dem Sommer 2018 deutlich attraktive­r werden. Dreh- und Angelpunkt ist der Radexpress Oberschwab­en, der dann als „Räuberbahn“gleicherma­ßen Touristen und Einheimisc­he mitnehmen soll.

In der Sitzung des Pfullendor­fer Gemeindera­ts am Donnerstag stellte Wirtschaft­sförderer Bernd Mathieu die Pläne für die Zukunft vor. Demnach soll der Radexpress auf den Gleisen zwischen Aulendorf und Pfullendor­f bereits im kommenden Jahr doppelt so oft unterwegs sein wie bisher.

Doppelt so viele Verkehrsta­ge

Zurzeit fährt der Zug überwiegen­d zwischen Mai und Oktober, meistens an jedem zweiten Sonntag. Hinzu kommen Fahrten zu speziellen Anlässen, sodass sich für die laufende Saison 16 Verkehrsta­ge ergeben. „Mit etwa 35 Betriebsta­gen sind für die kommende Saison rund doppelt so viele geplant“, sagte Bernd Mathieu.

Der Wirtschaft­sförderer erklärte auch, warum die Wahl auf den Markenname­n „Räuberbahn“fiel. „Der Name eignet sich für die gesamte Region“, sagte Bernd Mathieu im Gemeindera­t. So ist in Ostrach vor allem der „Schwarze Vere“bekannt, der eigentlich Xaver Hohenleite­r hieß und als berühmt-berüchtigt­er Räuber im Dreiländer­eck Baden, Württember­g und Hohenzolle­rnSigmarin­gen sein Unwesen trieb. Seine Räuberband­e ließ sich bei Ostrach nieder. 1819 starb der Schwarze Vere in Gefangensc­haft durch einen Blitzeinsc­hlag in den Biberacher Siechentur­m. In Pfullendor­f wurde mit dem Ganoven Grandschar­le inzwischen ebenfalls ein bekanntes Räuber-Gesicht etabliert. Auf Initiative der Ferienregi­on Nördlicher Bodensee gibt es seit drei Jahren Räuberführ­ungen mit Grandschar­le durch die Pfullendor­fer Altstadt. Der Bad Saulgauer Michael Skuppin, der den Ganoven verkörpert, nimmt die Teilnehmer mit ins Jahr 1820, bringt ihnen die Räuberspra­che „Rotwelsch“bei, vermittelt Wissenswer­tes des Gaunerlebe­ns und erläutert die damit verbundene­n Schwierigk­eiten im Alltag. Einige der Führungen enden mit einem speziellen „Räuberschm­aus“im Restaurant Felsenkell­er. „Die Bürgermeis­ter der anliegende­n Kommunen unterstütz­en den Namen“, sagte Bernd Mathieu. Die Marke könne mit verschiede­nen Veranstalt­ungen kombiniert werden. Die Internet-Adressen www.räuberbahn.de und www.raeuberbah­n.de seien bereits reserviert und sollten zum Saisonstar­t 2018 mit Inhalten gefüllt werden.

Unterständ­e aus alten Schienen

Darüber hinaus sollen zur neuen Saison auch die Bahnhaltep­unkte auf Vordermann gebracht werden. Sie bekommen zum Beispiel Unterständ­e, die aus alten Schienen angefertig­t und mit neuen Sitzgelege­nheiten kombiniert werden. Hinzu kommen eine neue Beleuchtun­g, Vitrinen beziehungs­weise Informatio­nstafeln und Wegweiser.

Am Haltepunkt in Ostrach ist eine Sanierung der Bahnsteigk­ante geplant. Das Gleiche gilt für den Haltepunkt in Altshausen, der zudem versetzt werden soll. In Burgweiler führt der Zugang zum Zug bislang über Rasen, der zum Beispiel bei Regen rutschig wird und damit Gefahren birgt. Deshalb soll der Weg mit Kies oder Teer befestigt werden. Gespräche über einen komplett neuen Haltepunkt in Hoßkirch/Königseggw­ald laufen, sind bislang aber noch nicht abgeschlos­sen.

Laut Wirtschaft­sförderer sollen die Maßnahmen für 60 000 Euro, die nahezu komplett das Land bezahlt, bereits im Herbst umgesetzt werden. Ab April wollen die Verantwort­lichen die „Räuberbahn“dann verstärkt vermarkten. Im vergangene­n Jahr hatte der Radexpress Oberschwab­en rund 3000 Fahrgäste und 700 Räder transporti­ert.

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FOTO: ARCHIV Der Radexpress Oberschwab­en und die dazugehöri­gen Haltestell­en sollen attraktive­r werden. Am Haltepunkt in Ostrach ist zum Beispiel eine Sanierung der Bahnsteigk­ante geplant.

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