Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Der Neubau kommt
Kreisräte sprechen sich gegen Sanierung und für zwei mögliche, vom Kreis favorisierte Varianten aus
SIGMARINGEN - Die Kreisräte haben sich am Montag erstmals öffentlich zu den Sanierungs- und Neubau-Varianten für die Bertha-Benz-Schule in Sigmaringen (wir berichteten) geäußert. Vergangene Woche hatte die Kreisverwaltung eine Machbarkeitsstudie vorgestellt, die über das bauliche Schicksal der Berufsschule entscheidet.
Die Mehrheit der Kreisräte befürwortet den aus der Studie resultierenden Vorschlag der Kreisverwaltung, die zwei kostengünstigsten Varianten weiter zu verfolgen und eine Sanierung des maroden Gebäudes auszuschließen. Dabei handelt es sich um einen Neubau zwischen Hohenzollerngymnasium und LudwigErhard-Schule, genannt Variante „Mühlberg West“(66,7 Millionen Euro), oder einen Neubau auf dem Areal „Küchenäcker“(61,2 Millionen Euro) in Nachbarschaft zum Krankenhaus. Einzig die Fraktion der Grünen wollte einen weiteren Standort in künftige Betrachtungen mit einbeziehen: Die Graf-StauffenbergKaserne. Der Antrag fand aber keine Zustimmung. Die Kreisverwaltung wird nun nähere Untersuchungen für die zwei Favoriten anregen. Die nötigen Planungsmittel in Höhe von einer Million Euro werden im Haushalt 2018 ausgewiesen.
Lage im Wohngebiet ist Problem
Die Hanglage und Niveausprünge würden die Sanierung des jetzigen Gebäudes schwierig und teuer machen. Die Lage im Wohngebiet ist problematisch. Das leuchtete allen Kreisräten ein. „Ich wäre sogar für einen Neubau, wenn die Sanierung billiger wäre“, sagte Kreisrat Thomas Kugler (CDU), wegen der Vorteile der dargestellten Varianten.
Innerhalb der CDU-Fraktion gab es für die Kreisräte bei den beiden favorisierten Varianten nicht „die eine“Lösung. Das teurere Modell „Mühlberg West“, sprich: BerthaBenz-Schule in Nachbarschaft zur Ludwig-Erhard-Schule in Form eines Campus, habe „gewissen Charme“, so Kugler, Synergieeffekte wie eine gemeinsame Mensa seien wünschenswert. Andererseits gab Kugler die große Anzahl an Schülern zu bedenken, die das Areal bevölkern würde, was bei dem Neubau „Küchenäcker“entzerrt würde. „Gibt es dann nummerierte Stehplätze für die Pause?“, fragte Kugler, nicht ganz ernst gemeint. Zudem gab er zu bedenken, dass man die Stadt bei der Variante „Mühlberg West“mit ins Boot holen müsse: Denn für den Neubau dort müsste die stadteigene Sporthalle neben dem Hohenzollern-Gymnasium weichen. „Wir sind in der Fraktion hin- und hergerissen“, so Kugler. Dabei sei es egal, ob die Bauzeit nun vier oder sechs Jahre betrage: „Wir treffen eine Entscheidung für Jahrzehnte“, war sich Kugler sicher. Finanzdezernent Josef Schnell gab den Unterschied von mehr als fünf Millionen Euro zwischen beiden Varianten zu bedenken.
Kreisrat Klaus Kubenz (Freie Wähler) sah einen „leichten Vorteil“ bei der Variante „Küchenäcker“, weil da der Schulbetrieb nicht gestört würde und die Bauzeit nur kurz sei; ebenso sprach sich auch Richard Gruber (SPD) mit leichter Tendenz für die „Küchenäcker“aus. Zudem seien, so Kubenz, fünf Millionen ein gewichtiger Faktor, das Geld könne man für andere Zwecke ausgeben.
Es gab am Montag noch mehr Diskussionsbedarf unter den Kreisräten, wegen des teuersten und aufwendigsten Bauvorhabens des Kreises der nächsten Jahrzehnte. Dabei sprach Kreisrätin Susanne Scham einen weiteren Punkt an: Den Flächenverbrauch, der ihrer Meinung nach beim Modell „Küchenäcker“zu groß ausfallen würde. Lothar Braun-Keller (Grüne) sprach gar von „urbaner Erosion“. Scham führte an, ein Standort an der Kaserne in Nähe zum Innocampus und Gewerbegebiet würde gut passen.
„Gemengelage“kompliziert
Den Antrag lehnten die Kreisräte auf Anraten der Kreisverwaltung ab: Zusätzliche Kostenpunkte seien die Schülerbeförderung (25 000 Euro jährlich) sowie die Entfernung zur Sporthalle. Ob eine bestehende Sporthalle auf dem Kasernen-Areal mitbenutzt werden könnte, ist unklar, die Prüfung dessen wäre zeitaufwendig und teuer. Zudem sei laut Landrätin Bürkle die „Gemengelage“kompliziert, weil die Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten als Eigentümer mit in Überlegungen einbezogen werden müsste.
Der Grünen-Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt, der Antrag der Kreisverwaltung, die Varianten „Küchenäcker“und „Mühlberg-West“näher zu untersuchen und danach abermals abzustimmen, wurde mit Ausnahme der Stimmen der GrünenFraktion angenommen.
Ein Video zum Thema Schulneubau finden Sie im Internet unter www.schwäbische.de/berthabenz-schule