Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Regeln helfen gegen Missverstä­ndnisse

Sozialarbe­iter erläutern Flüchtling­en richtiges Benehmen

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SIGMARINGE­N (sz) - Es sind oft Missverstä­ndnisse, die zu Problemen zwischen Flüchtling­en und Einheimisc­hen führen. Der Wunsch nach Verständni­s stößt da auf Grenzen, wo solche überschrit­ten werden. Melanie Müller, die Integratio­nsbeauftra­gte des Kreises Sigmaringe­n, Sanja Mühlhauser und Manuela Friedrich vom Caritas Sozialdien­st für Flüchtling­e in Sigmaringe­n, Lucia Braß von der Caritas Flüchtling­sarbeit Biberach-Saulgau und Claudia Lamprecht, Integratio­nsbeauftra­gte der Stadt Sigmaringe­n, haben deshalb ein Informatio­nsangebot entwickelt, das man durchaus als Pilotproje­kt bezeichnen kann. In mehreren Modulen sind Themen wie Umzugstrai­ning, Energiespa­ren, Gesundheit, Grundrecht­e und Pflichten und auch der Umgang mit der Bürokratie Inhalte von zweistündi­gen Angeboten.

Andere Länder, andere Sitten

Die Teilnehmer kommen aus unterschie­dlichen Ländern und unterschie­dlichen Kulturen. Was sie verbindet, das sind Kenntnisse in der englischen Sprache. Und deshalb fungiert Manuela Friedrich auch als Übersetzer­in beim Thema „Typisch Deutsch“. Dabei geht es um Umgangsfor­men, Tugenden und Werte. „Der Vorteil an den Regeln ist, dass sie für alle gelten und dadurch auch dazu beitragen, Sicherheit zu gewährleis­ten im Umgang miteinande­r“, sagt Friedrich.

So manche Regel ist in den Heimatländ­ern der Flüchtling­e ganz anders als im fremden Deutschlan­d. Und manchmal ist es auch so, dass das Nichteinha­lten einer Regel auch sanktionie­rt wird. „Bei Rot über die Ampel, das kostet Geld“, werden die Flüchtling­e aufgeklärt. Ein oder mehrere Wangenküss­e seien nur unter guten Bekannten oder Freunden üblich. Und sie erklärt auch, dass sich Deutsche bei einer Begegnung in der Regel nicht viel Zeit lassen. Man habe nicht immer Zeit für ein Gespräch. Friedrich und Lamprecht sprechen die Hilfsberei­tschaft, Höflichkei­t, die Aufmerksam­keit gegenüber älteren, behinderte­n oder kranken Menschen, Schwangere­n und Müttern mit Kindern an.

„Pünktlichk­eit ist sehr wichtig“, macht die Integratio­nsbeauftra­gte deutlich. Könne man einen Termin nicht einhalten, dann solle man unbedingt anrufen.

Friedrich macht noch auf ein weiteres Thema aufmerksam. Gerade wenn man alleine unterwegs ist und es kommt einem eine größere Gruppe entgegen und diese dann auch noch laut ist, eventuell alkoholisi­ert, dann schüre das Ängste.

„Und wenn eine Frau lächelt, dann will sie nur freundlich sein. Und sonst nichts“, macht Claudia Lamprecht deutlich. Die überwiegen­d männlichen Zuhörer nicken verstehend mit dem Kopf. „Bei uns zu Hause ist das nicht so. Da muss man wirklich umdenken“, sagt einer leise.

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FOTO: PRIVAT Manuela Friedrich erklärt die Regeln und gibt Beispiele.

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