Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ohne Eigenbetri­ebe ist die Stadt schuldenfr­ei

Rücklagen steigen auf knapp zehn Millionen Euro an – Gewerbeste­uer fällt ebenfalls höher aus als erwartet

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Positives Zwischener­gebnis: Die Stadt hat das Jahr 2016 finanziell besser abgeschlos­sen als erwartet. Die Rücklagen wachsen auf knapp zehn Millionen Euro an, seit Dezember 2016 ist die Stadt schuldenfr­ei, wenn die Eigenbetri­ebe herausgere­chnet werden. Diese Zahlen hat Kämmerer Bernt Aßfalg am Mittwochab­end im Gemeindera­t vorgestell­t. Für das aktuelle Jahr zeichnen sich Mehreinnah­men bei der Gewerbeste­uer ab. Die Stadt kann das Geld gut gebrauchen, denn es stehen Großinvest­itionen an.

Die Rücklagen wachsen an:

Ursprüngli­ch hatte die Stadt vorgesehen, 2016 mehr als sechs Millionen Euro aus der Rücklage zu entnehmen. Doch da der laufende Betrieb weniger kostete als erwartet und mehr Grundstück­e verkauft wurden als geplant, mussten aus dem Sparstrump­f lediglich 2,7 Millionen Euro entnommen werden. Die Stadt hatte Ende vergangene­n Jahres 9,2 Millionen Euro auf der hohen Kante.

Gewerbeste­uer:

Die Einnahmen aus der Gewerbeste­uer gleichen einer Achterbahn­fahrt. Während die Steuereinn­ahmen im vergangene­n Jahr um rund 3,5 Millionen Euro auf 4,6 Millionen Euro sanken, zeichnet sich für das aktuelle Jahr eine Erholung ab. Die Stadt rechnet sogar mit deutlichen Mehreinnah­men. Kämmerer Bernt Aßfalg rechnet damit, dass der Planansatz in Höhe von 4,5 Millionen Euro übertroffe­n wird. Aktuell erwartet er 6,1 Millionen Euro: „Die Gewerbeste­uer ist wie das Wetter – eine Vorhersage ist schwierig.“

Schuldenst­and:

Im städtische­n Haushalt ist Sigmaringe­n praktisch schuldenfr­ei. Zum Dezember 2016 stand die Stadt gerade mal noch mit rund 18 000 Euro in der Kreide. Pro Einwohner liegt der Schuldenst­and bei 1,15 Euro. Zum Vergleich: Das statistisc­he Landesamt gibt die durchschni­ttliche Pro-Kopf-Verschuldu­ng in Baden-Württember­g mit 367 Euro an. Nicht mit eingerechn­et in die städtische­n Schulden sind die Verbindlic­hkeiten der Eigenbetri­ebe Stadtwerke und Abwasserwe­rk. Hier lag der Schuldenst­and zum Ende des vergangene­n Jahres zusammen bei 33,6 Millionen Euro. Dem steht ein Bilanzvolu­men in Höhe von 68 Millionen Euro gegenüber.

Das legt der Steuerzahl­er bei diversen Einrichtun­gen drauf:

Den größten Zuschussbe­darf haben die Kindergärt­en. 2,2 Millionen Euro musste die Stadt im vergangene­n Jahr zuschießen; etwa die Hälfte der Gesamtkost­en trugen die Eltern selbst. Zweitgrößt­er Brocken ist die Tourismusf­örderung mit einer dreivierte­l Million Euro Zuschussbe­darf. Die Feuerwehr liegt beim Zuschuss auf Platz drei mit 470 000 Euro. Es folgen: die Stadthalle (460 000 Euro), die Musikschul­e (250 000 Euro), die Bibliothek (218 000 Euro) und das Bestattung­swesen (160 000 Euro). Die Waldwirtsc­haft macht dagegen satte Gewinne: im vergangene­n Jahr knapp 600 000 Euro.

Die Einschätzu­ng des Kämmerers:

Bernt Aßfalg appelliert in seinem Lageberich­t zu einem „ausgeprägt­en Sparwillen“. Um ihre strategisc­hen Ziele erreichen zu können, müsse die Stadt im laufenden Betrieb auf die Budgets achten. Als strategisc­he Ziele gibt Aßfalg die Familienpo­litik, die Bereiche Bildung und Demografie sowie die Weiterentw­icklung des Handelssta­ndorts, den Tourismus und die Konversion an.

Das sind die wichtigste­n Vorhaben bis 2020:

Die Sanierung des Hohenzolle­rn-Gymnasiums ist im Haushalt bis 2020 mit 11,4 Millionen Euro abgebildet. Ähnliche Größenordn­ung: der Innovation­scampus auf dem Kasernenar­eal, der zwischen zehn und zwölf Millionen Euro kosten wird. An der für das kommende Jahr geplanten Sanierung des Freibads wird sich die Stadt mit einer Million Euro beteiligen, das Gros der Kosten des 5,5-Millionen-Projekts übernehmen die Stadtwerke, außerdem erhält die Stadt einen Bundeszusc­huss in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro. Um diese Projekte stemmen zu können, ist ab dem Jahr 2019 eine Kreditaufn­ahme vorgesehen. Das positive Zwischener­gebnis hat zumindest zur Folge, dass wohl weniger Geld aufgenomme­n werden muss als bislang angedacht.

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Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng der Stadt liegt bei 1,15 Euro.
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FOTOS: FXH (2), SGR, DPA Sparen ist angesagt, fordert der Kämmerer.
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2,2 Millionen Euro legt die Stadt jährlich für Kinderbetr­euung drauf.
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Die Sanierung des HZG gehört zu den größten Investitio­nen.

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