Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Sauer und Ströhle sind ins Pfarrhaus eingezogen
Das neue Pfarrerehepaar hat zum 1. Juli sein Amt angetreten und lernt jetzt die Gemeinde kennen
SIGMARINGEN - Seit drei Wochen ist es jetzt in Sigmaringen, das neue evangelische Pfarrerehepaar Dorothee Sauer und Matthias Ströhle. Sauer ist zugleich Codekanin im evangelischen Kirchenbezirk Balingen und folgt damit Albrecht Knoch nach. Zusammen mit Pfarrer Micha Fingerle gibt es jetzt drei aktive Pfarrer in der evangelischen Gemeinde mit insgesamt rund 5400 Mitgliedern. Pfarrerin Kathrin Fingerle ist derzeit in Elternzeit.
Sauer wird das Pfarramt I übernehmen, Ströhle das Pfarramt II. „Aber natürlich sind wir in der Seelsorge für alle Gemeindemitglieder da, auch für die in den Außenorten“, unterstreicht Sauer. Sie wird sich zudem um die Verwaltung, ihre Aufgaben als Codekanin, die Besuchsdienste und die Senioren kümmern. Ströhle übernimmt neben dem Pfarramt die Hochschulseelsorge im Kirchenbezirk Balingen und will sich im diakonischen Bereich und in der Jugendarbeit engagieren. Pfarrer Fingerle betreut das Pfarramt III sowie die Familien- und Kinderarbeit. Allerdings muss die genaue Verteilung noch mit dem Kirchengemeinderat abgestimmt werden.
Beide sind 45 Jahre alt, Sauer kommt aus Schöneich im Kreis Böblingen, Ströhle aus Geislingen an der Steige. Beide kennen sich vom Sprachenkolleg in Stuttgart her, ihr Studium absolvierten sie in Tübingen, Marburg und Oslo. Für das Vikariat waren sie beide in Heilbronn. Dorothee Sauer hat zudem eine Fortbildung zur tiefenpsychologischen Beraterin für Familien und Paare absolviert. Gemeisam haben sie seit 2004 als Pfarrer die neue Gemeinde in Erolzheim an der Roth, zwischen Ochsenhausen und Memmingen, aufgebaut. „Die Diaspora-Situation ist uns also bekannt“, sagt Ströhle. Diese ganz neue Gemeinde war natürlich eine Herausforderung. „Aber wir konnten etwas gestalten, wir haben auf Jugendarbeit und Kinderkirche einen besonderen Akzent gesetzt“, sagt Ströhle. „Und wir haben ein Pfarrhaus gebaut, das gab es noch nicht“, ergänzt Sauer. Die evangelische Gemeinde habe sich auch für Neues aufgeschlossen gezeigt, es sei ein gutes Miteinander gewesen.
Sauer: „Kirche ist auch Kirche für andere“
Nach 13 Jahren ist das Ehepaar also nun nach Sigmaringen gekommen und freut sich auf die neue Aufgabe. „Für uns steht der Aspekt, was für die Menschen der Region wichtig ist, im Mittelpunkt. Es stehen ja bedeutende strukturelle Veränderungen wie die Alterung der Gesellschaft bevor. Dem müssen sich alle Systeme, auch die Kirche, anpassen“, sagt Sauer, das sei eine politisch-diakonische Mission. Damit meint sie, das es auch hier Menschen gibt, die besonderer Zuwendung bedürfen. „Kirche ist auch Kirche für andere“, sagt Sauer, in der Gemeinde könne jeder seine Fähigkeiten einbringen.
Auch die Friedensarbeit und das gesellschaftliche Miteinander ist dem Pfarrerehepaar ein Anliegen. Die neuen antidemokratischen Tendenzen, der Populismus und die Gefahr eines Zerfalls von Europa machen ihnen Sorgen. „Die Leute wissen gar nicht, was sie aufs Spiel setzen“, sagt Ströhle, hier müsse man gut argumentieren.
„Wir wollen zunächst einmal ganz praktisch an die Dinge herangehen, viel wahrnehmen, zuhören, verstehen und lernen“, sagt Ströhle. Wichtig sei der Aufbau der Teamarbeit mit Micha Fingerle. Es gelte immerhin 14 Predigtstellen, darunter fünf Altenheime, zu betreuen. Da hätten Fingerles schon gute Vorarbeit geleistet, die es fortzusetzen gelte.
In seiner Freizeit reist das Ehepaar gerne. Beide interessieren sich e für fremde Länder, Menschen und Kulturkreise. Auch in der Natur sind die beiden gerne unterwegs, beim Wandern und Spazieren.
Dorothee Sauer und Matthias Ströhle werden bei einem feierlichen Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche am 10. September in ihr Amt eingesetzt.